Das folgende Bild des 620 003 ist heute zwischen Rheinbach und Meckenheim entstanden. Noch sind unverstellte Aufnahmen ohne Masten & Fahrdraht möglich und gerade jetzt im Frühling während der Obst- u d Rapsblüte reizvoll.
Das Fahrzeug hat eine durchaus bewegte Vergangenheit, wurde es doch am 14.7.2021 in Rheinbach auf dem Parkgleis von der Jahrhundertflut erwischt. In Minutenschnelle stieg das Wasser bis zur Höhe der Armlehnen der Sitze. Der Tfz-Führer konnte sich nur noch durch einen beherzten Sprung in die Flut retten, die hier zum Glück keine Strömung aufwies. Die nahe gelegenen Häuser und die FH wurden stark beschädigt; in Rheinbach selbst gab es eine Tote und im Ortsteil Oberdrees zwei tote Rettungskräfte.
In den nächsten vier Wochen wurde der Triebzug rund um die Uhr von Tfz-Führer/inne/n bewacht, denn irgendwelche Zeitgenossen hatten in dem ganzen Chaos immer noch die Zeit gefunden, die Türen aufzubrechen und den Innenraum weiter zu demolieren. Erst nachdem die Heidgener Rampe vom Schlamm befreit war, konnte der Zug abgeschleppt werden.
Das folgende Foto ist am Tag danach entstanden, als das Wasser bereits abgeflossen war; man kann aber noch den hellen Schlamm erkennen. Ich war dazu auf die Eisenbahnbrücke gefahren und hatte mich zunächst über die vielen Leute gewundert, die hier standen. Die wollten doch wohl nicht auch alle „meinen“ Zug fotographieren? Nein, die telefonierten alle – das war der einzige Fleck in Rheinbach mit Handy-Empfang.
Deutlich unangenehmer und gefährlicher wurde es übrigens für den Tfz-Führer des 620 045 in Kreuzberg/Ahr. Er hatte mit seinem Zug gerade den Bahnhof in Rtg. Remagen verlassen, als er sah, wie vor ihm die Ahrbrücke weggespült wurde. Eine Weiterfahrt war unmöglich. Er wechselte ans andere Zugende und sagte der Zugführerin Bescheid, sie solle die Reisenden schon mal im nahe gelegenen DB-Haus in Sicherheit bringen (das Bahnhofsgebäude war außer Betrieb). Als er den Zug abgestellt und gesichert hatte, stand das Wasser ebenfalls schon bis zu den Armlehnen der Sitze, aber anders als in Rheinbach mit starker Strömung und gefährlichem Treibgut. Durch eine geöffnete Tür konnte er sich zunächst auf eine Garage retten, aber die Flut stieg immer weiter und die Garage erzitterte schon, so dass er auf einen tief hängenden Ast klettern musste. Dort verbrachte er die nächsten 18 Stunden immer in der Angst, herunterzufallen oder der Baum würde auch weggespült.
Das nachfolgende Bild ist im Dezember 21 entstanden, als der Dreck immer noch weggeräumt wurde. Die Bergung des 620 045 gestaltete sich 2022 kompliziert, denn die Strecke musste zunächst bis Ahrbrück wieder befahrbar gemacht werden. Dann konnte der Zug nach Brück abgeschleppt und getrennt werden. Die drei Teile wurden per Straßentransport nach Meckenheim an die Voreifelbahn gebracht, hier wieder aufgegleist und zur Renovierung gebracht. Ich weiß nicht, ob dieser Zug auch schon wieder unterwegs ist.
Wiedersehen
-
- Beiträge: 205
- Registriert: Mittwoch 13. September 2006, 18:00
- Wohnort: Bonn
-
- Beiträge: 42
- Registriert: Sonntag 5. November 2017, 15:08
Re: Wiedersehen
Oktober 2021:
Re: Wiedersehen
Also der Kreuzberger Zug versuchte noch nach Remagen zu fahren obwohl die Ahr schon so hoch war das die Brŭcke einstürtzte? Wow. Das wusste ich nicht. Ich hätte eigentlich angenommen, die verschiedene Züge waren schon längst geparkt und evakuiert, aber das stimmt also nicht.
Reinout
Reinout
Meine Eifelquerbahn in 1:87: EifelBurgenBahn (im Mittelrheinforum)
-
- Beiträge: 205
- Registriert: Mittwoch 13. September 2006, 18:00
- Wohnort: Bonn
Re: Wiedersehen
Ja, so war es. Das hat mir der Lokführer selbst so erzählt. Daran kann man die chaotische Situation erkennen: Während es an der Ober- und Mittel-Ahr schon drunter & drüber ging, hat man an der Unter-Ahr noch gepennt und die Meldungen für überzogene Panikmache gehalten. Kurz darauf gingen die Telefone dann schon nicht mehr (s. Rheinbach).
Bei dem Zug in Kreuzberg kamm übrigens jeden Tag jemand und öffnete tagsüber die Türen, damit es drinnen nicht so stinkt; geschimmelt hat's trotzdem, aber anders als in Rheinbach gab es während des ganzen Standjahres keinen Vandalismus.
Bei dem Zug in Kreuzberg kamm übrigens jeden Tag jemand und öffnete tagsüber die Türen, damit es drinnen nicht so stinkt; geschimmelt hat's trotzdem, aber anders als in Rheinbach gab es während des ganzen Standjahres keinen Vandalismus.
Re: Wiedersehen
Vielleicht eine fremde Frage: wie spät fuhr diese Zug ab Kreuzberg ab?
Hintergrund: ich arbeite für eine Niederländische Firma der u.Ä sehr detaillierte Überschwemmungsberechnungssoftware herstellt. Und für ein EU Researchprojekt woran wir beteiligt sind wird das Ahrtal wahrscheinlich als Vorbild benutzt. Ein Möglichkeit unser Software ist auch um für Infrastruktur festzustellen ob es noch befahrbar ist. Ich dachte das dabei die Straßeninfrastruktur besser geeignet wäre als Vorbild: "das Eisenbahnverkehr war bestimmt schon eingestellt". Das war also falsch gedacht
Rein zufällig habe ich als Programmierer etwas mit diesem Projekt zu tun und vielleicht kann ich meine Kollegen richtung "Fall Kreuzberg" lenken...
Reinout
Hintergrund: ich arbeite für eine Niederländische Firma der u.Ä sehr detaillierte Überschwemmungsberechnungssoftware herstellt. Und für ein EU Researchprojekt woran wir beteiligt sind wird das Ahrtal wahrscheinlich als Vorbild benutzt. Ein Möglichkeit unser Software ist auch um für Infrastruktur festzustellen ob es noch befahrbar ist. Ich dachte das dabei die Straßeninfrastruktur besser geeignet wäre als Vorbild: "das Eisenbahnverkehr war bestimmt schon eingestellt". Das war also falsch gedacht
Rein zufällig habe ich als Programmierer etwas mit diesem Projekt zu tun und vielleicht kann ich meine Kollegen richtung "Fall Kreuzberg" lenken...
Reinout
Meine Eifelquerbahn in 1:87: EifelBurgenBahn (im Mittelrheinforum)