Am 1. Februar gab sich die Kultband OMD in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle die Ehre. Die mit dem Publikum gereiften Herren verstanden es von der ersten Minute die Stimmung hoch zu halten und zogen fast 2 Stunden ein fulminantes Programm ab. Da man, wie gesagt, auch gereift ist, sind die Zeiten, in denen man nach Feierabend mal eben von Aachen nach Dortmund zu einem Konzert fährt, in der Nacht zurückkehrt und am nächsten Tag wieder pünktlich an der Arbeit erscheint, vorbei. Heute baut man Gleitzeit ab und übernachtet im Hotel
Nach einem liebevoll hergerichteten Frühstück startete man in den Tag. Nicht weit weg vom Hotel befindet sich das DB-Werk Düsseldorf. Google Maps verriet, dass eventuell ein Blick über den Zaun möglich wäre. Und siehe da, es präsentierten sich zwischen Beton und Stacheldraht die abgestellten 143 030, 660, 823 und 949. Dazu gesellte sich ABx 791.4 80 30 33 151 sowie 420 419 und 425 029:
Die beste Eisenbahnergattin von Allen wollte nicht in die Innenstadt, für ein Altbier war es definitiv zu früh....Statt dessen bot sie an, ich solle das schöne Wetter für ein paar Fotos nutzen. Da der Tag fotographisch schon mit Endzeitstimmung (zumindest für die 143) angefangen hatte, konnte man das auch fortsetzen. Also ab zum Rest des "Eisernen Rheins", der Strecke von Duisburg nach Antwerpen. Zwischen Mönchengladbach und Dalheim verkehrt die RB 34 im Stundentakt in einem eher morbiden Umfeld. Zur tragischen Geschichte der Strecke gibt es Informationen im Netz und in der Literatur.
Die Bahnhöfe Rheindahlen, Wegberg und Dalheim verfügen noch über besetzte Stellwerke und Formsignale.
Beginnen wir in Rheindahlen. Die beste Eisenbahnergattin wollte noch etwas für das Wochenende einkaufen. An einem BÜ gab es eine Filiale einer Supermarktkette, die in direkter Konkurrenz zu den Brüder aus Mülheim an der Ruhr steht.
Einfahrt aus Richtung Mönchengladbach, links ein Anschlußgleis der britischen Rheinarmee:
Blick Richtung Roermond, mit Stellwerk Ro. Die üppige Signalausstattung zeigt, das hier mal mehr los war:
Der einzige Triebwagen auf der Strecke war 648 253. Der hat die Waschanlage auch länger nicht gesehen:
Hier zweigte einmal ein weiteres Gleis zur Rheinarmee ab:
Die Rückleistung nach Dalheim:
Die Schranke war kaputt und wurde durch Manpower ersetzt. Der Kollege war übrigens mit dem Foto einverstanden:
Das Bild spricht Bände:
Die Gesamtsituation am Bahnsteig:
Wenden wir uns dem Roermonder Bahnhofskopf mit dem Stellwerk Rf zu:
Links eine Gruppenausfahrt:
Ausfahrt Richtung Roermond mit 2 Y-Weichen:
Das nächste Ziel war der Bahnhof von Wegberg. Das Umfahrgleis ist nur noch aus Richtung Roermond angeschlossen, alle anderen Nebengleise sind abgebaut. Am EG steht das Stellwerk Wf mit der markanten Uhr. Hier war ein Bautrupp mit Instandsetzungsarbeiten beschäftigt, wie ich wenig später vón den gut gelaunten Männern erfuhr. Ein Fahrgast rief mir zu, dass ich Glück hätte, einen Zug fotografieren zu können. Die würden sehr oft ausfallen...
Der kam trotzdem aus Mönchengladbach heran:
Die Rückleistung aus Dalheim:
Die Situation am östlichen Bahnhofskopf. Die Spinnerei hat wohl früher einmal zu den Bahnkunden gehört:
Der Weg führte weiter nach Dalheim, dem heutigen Endpunkt der Strecke. Das sehr gepflegte Stellwerk sticht aus dem trostlosen Umfeld hervor.
Hier zweigte bis in die 1980er-Jahre noch die Strecke nach Wassenberg, Hückelhoven und Baal ab:
Und wieder näherte sich die RB 34 ihrem Ziel im Nirgendwo, um nach kurzen Wendehalt wieder zu fliehen:
Die einzig verbliebene Weiche ist außer Betrieb, aber die Ausfahrt noch mit einem Signal gesichert. In der anderen Richtung ist die Geschwidigkeit ins Nichts auf 40 km/h beschränkt, während die letzten 100 m Gleis nicht der DB, sondern der VIAS gehören. Wenige 100 m weiter ist die Grenze zu den Niederlanden:
Mit diesen Eindrücken endet der Bericht über die vergessene Bahn im Grenzland. Nach Auskunft des freundlichen Fdl kommt hier die Modernisierung nicht vor 2028. Also noch etwas Zeit....Erwähnt sei natürlich noch der sporadische Anschlussverkehr zum Siemens- Prüfcentrum in Wildenrath, der in Klinkum von der Strecke abzweigt.
Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
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Re: Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
Interessante und schöne Bilder, danke!
Welch ein Personalaufwand, so eine Strecke mit all die Stellwerke zu betreiben... Die meiste Formsignalen waren in NL rund 1990 wohl abgebaut: weniger Personalkosten, aber natürlich anfänglich viel Modernisierungskosten. Ich habe eigentlich keine Ahnung was die finanziel beste Wahl ist.
Der eiserne Rhein... richtung Roermond durchquert die Strecke ein Naturschutzgebiet und wenn mann "Reaktivierung" sagt denken viele Leute "der Spinner will bestimmt ein Kesselwagenzug mit schlimmsten Gift mittem in Wald mit ein Atommüllzug zusammenprallen lassen!" Das die Verbindung meist die Belgische Hafen Antwerpen nutzt hilft natürlich nicht sonderlich...
Reinout
Welch ein Personalaufwand, so eine Strecke mit all die Stellwerke zu betreiben... Die meiste Formsignalen waren in NL rund 1990 wohl abgebaut: weniger Personalkosten, aber natürlich anfänglich viel Modernisierungskosten. Ich habe eigentlich keine Ahnung was die finanziel beste Wahl ist.
Der eiserne Rhein... richtung Roermond durchquert die Strecke ein Naturschutzgebiet und wenn mann "Reaktivierung" sagt denken viele Leute "der Spinner will bestimmt ein Kesselwagenzug mit schlimmsten Gift mittem in Wald mit ein Atommüllzug zusammenprallen lassen!" Das die Verbindung meist die Belgische Hafen Antwerpen nutzt hilft natürlich nicht sonderlich...
Reinout
Meine Eifelquerbahn in 1:87: EifelBurgenBahn (im Mittelrheinforum)
Re: Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
Vielen Dank für den schönen Bericht.
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Re: Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
Moin zusammen,
es freut mich, wenn der Beitrag gefällt, vielen Dank!
Die Frage, ob Modernisierung langfristig rentabler ist, auch wenn man die Umweltbilanz mit einbezieht,
halte ich persönlich für noch nicht entschieden. Die Glasfaser muss erst einmal beweisen, dass sie
50 Jahre hält und Elektronik hat (meine Erfahrung aus dem Automaisierungsbereich) eine sehr bergenzte
Lebensdauer, Reparaturen und Ersatzteile werden nach rund 15 Jahren unter Umständen problematisch.
Bei der drohenden Umstellung auf ESTW hat nach Auskunft einiger Fdl der kommende Verlust des lokalen
Arbeitsplatzes und die damit verbundene Versetzung dazu geführt, dass das Personal sich vorher schon gezielt
auf bevorzugte Dienstsellen wegbewirbt und der Betrieb kaum aufrecht zu halten ist. So wohl auch im oberen Lahntal,
wo die Glasfaser sich zur Zeit wie ein Myzelium verbreitet.
Der hohe Signalaufwand auf der Strecke ist der Tatsache geschuldet, dass zwischen Wegberg und Dalheim
an der ehemaligen Awanst Klinkum das Anschlußgleis zum Prüfcentrum Wildenrath abzweigt. Die Überführungsfahrten
müssen in den Stundentakt der RB 34 eingefügt werden. Natürlich wäre das auch mit einem ESTW zu erledigen,
welches irgendwann kommen wird. Aber so lange kann man eben noch die Formsignale genießen.
Viele Grüße, Franz-Josef
es freut mich, wenn der Beitrag gefällt, vielen Dank!
Die Frage, ob Modernisierung langfristig rentabler ist, auch wenn man die Umweltbilanz mit einbezieht,
halte ich persönlich für noch nicht entschieden. Die Glasfaser muss erst einmal beweisen, dass sie
50 Jahre hält und Elektronik hat (meine Erfahrung aus dem Automaisierungsbereich) eine sehr bergenzte
Lebensdauer, Reparaturen und Ersatzteile werden nach rund 15 Jahren unter Umständen problematisch.
Bei der drohenden Umstellung auf ESTW hat nach Auskunft einiger Fdl der kommende Verlust des lokalen
Arbeitsplatzes und die damit verbundene Versetzung dazu geführt, dass das Personal sich vorher schon gezielt
auf bevorzugte Dienstsellen wegbewirbt und der Betrieb kaum aufrecht zu halten ist. So wohl auch im oberen Lahntal,
wo die Glasfaser sich zur Zeit wie ein Myzelium verbreitet.
Der hohe Signalaufwand auf der Strecke ist der Tatsache geschuldet, dass zwischen Wegberg und Dalheim
an der ehemaligen Awanst Klinkum das Anschlußgleis zum Prüfcentrum Wildenrath abzweigt. Die Überführungsfahrten
müssen in den Stundentakt der RB 34 eingefügt werden. Natürlich wäre das auch mit einem ESTW zu erledigen,
welches irgendwann kommen wird. Aber so lange kann man eben noch die Formsignale genießen.
Viele Grüße, Franz-Josef
Re: Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
Das Genießen, das mache ich jedenfalls Auch bei Andernach-Monreal und Westerwaldbahn und so. Technik die so lange benutzbar bleibt ist toll. Auf meine Modellbahn ahme ich das auch nach (allerdings mit Elektronik...) Ich habe in Simpelveld (NL Museumsbahn nähe Aachen) alte Relais usw gesehen: alles jahrzehntes altes Zeug das bombenfest gebaut ist um fast unendlich lang zu funktionieren. Toll.locotracteur hat geschrieben: ↑Sonntag 11. Februar 2024, 17:52 Aber so lange kann man eben noch die Formsignale genießen.
In NL ging es einige Monate her eine Fahrradmarke ins Konkurs. Mit meist ganz schön moderne Fahrräder mit einem Mobilapp zum Steuern. "Konkurs" und "weitere Updates zum App"..... Dann doch lieber Eisenbahntechnik die in 40 Jahr noch funktioniert.
Reinout
Meine Eifelquerbahn in 1:87: EifelBurgenBahn (im Mittelrheinforum)
Re: Vergessen und ungeliebt: Der eiserne Rhein
Da warst du noch rechtzeitig. Jetzt gibt es erstmal keine Bilder mit Zügen aus Dalheim mehr. Ein Dachs hat sich im Bahndamm zwischen Wegberg und Arsbeck eingebaut und darf wegen Schonzeit erstmal nicht vertrieben werden.
https://rp-online.de/nrw/staedte/wegber ... -110998629
Viele Grüße vom Niederrhein,
Ulrich
https://rp-online.de/nrw/staedte/wegber ... -110998629
Viele Grüße vom Niederrhein,
Ulrich