Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Gerolstein - Prüm [-Pronsfeld - Bleialf - St.Vith]
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streckenläufer
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von streckenläufer »

Hallo!
Es ist mir durchaus bewusst, dass weder jetzt noch bei der Durchführung eines Draisinenbetriebes Zugfahrten möglich sind, da die Strecke momentan (noch) dahingehend gesperrt ist.

Wenn nun tatsächlich auf der Westeifelbahn eine Draisinenstrecke eingerichtet würde, wären die Schienen positiverweise erst einmal gerettet. Schön und gut.

Aber wie ich schon sagte: "Offizielle" Fahrten mit dem Schienenbus o.ä. wären dann nicht durchführbar (gesetzt den Fall, sie wären bis dann möglich), da es aus rechtlichen Gründen nicht gestattet ist, z.B. an einem Wochenende Draisinenfahrten zu veranstalten und an einem anderen Zugfahrten, also beide Optionen gleichzeitig.

Außerdem wurden im Vorfeld bereits Machbarkeitsstudien zum Draisinenbetrieb entwickelt, die aber von den VG-Räten verworfen wurden (auch wenn in diesem neuen Fall der Betreiber alles "auf seine Kappe nehmen" möchte).

Und ich frage mich auch, wie praktikabel das ganze wäre: Wenn Touristen mit der Draisine von Gerolstein nach Prüm gefahren sind, was dann? Dass dieselben Personen dann mit dem Fahrrad weiter nach Pronsfeld oder Waxweiler etc. fahren würden, ist eher unwahrscheinlich, da man auf Draisinen ja keine Fahrräder mitnehmen kann! Und diejenigen, die mit dem Fahrrad in die genannten Orte fahren möchte, die müssen so oder so mit dem Auto oder ggf. mit dem Bus nach Prüm anreisen, so dass diesen Personen eine Draisinenbahn überhaupt nichts nützt.
Das nur am Rande...

Es mag zwar auch Fälle geben, in denen der Draisinenbahn-Betreiber auf diese Weise Geld für die Schiene erwirtschaftet, was er dann in Zugfahrten auf derselben Strecke investiert. Aber das wird wohl die Ausnahme sein. Eher ist es doch so wie im Glantal und der dortigen Draisinenbahn: Hat jemand in den letzten Jahren dort wieder einen Zug gesehen? Warum auch? Die Touristen kommen in Scharen und wollen Draisine fahren! Wer käme unter diesen Umständen jemals auf den Gedanken, dort wieder Zugfahrten anzubieten geschweige denn, Geld dafür aufzubringen? Niemand!

Und genau dieser Umstand bereitet mir ein wenig Bauchschmerzen, wenn er bei der Westeifelbahn eintritt: Die Schienen werden zwar erhalten, aber Zugfahrten werden dort in naher Zukunft nicht mehr stattfinden (ich weiß, ich wiederhole mich. :) ).

Aber genug der Spekulationen: Lassen wir erstmal auf uns zukommen, wie die VG-Räte entscheiden. Noch soll ja ein Radweg auf die Trasse... :wink:


Viele Grüße
streckenläufer
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Prellbock
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Prellbock »

Nur um Klarheiten zu beseitigen:

Auch ich sehe lieber einen Draisinenbetrieb auf der Strecke als einen Radweg, lieber natürlich den Kompletterhalt der Eisenbahninfrastruktur. Letzteres wird wohl leider Utopie bleiben ...

Dennoch frage ich mich, was genau diese Westeifel Draisinen GmbH bezweckt ... Ich gründe oder betreibe doch kein Unternehmen, wenn mir nicht klar ist, dass ich das auch umsetzen kann, was ich unternehmen will. Vor allem, da eben die genannten Machbarkeitsstudien gegen ein solches Projekt sprechen.

Das kommt mir alles ein wenig spanisch vor.

BILD Dir Deine Meinung ...! :D

Euer Daniel Düsen- äähh Draisinentrieb :wink:
Herzliche Grüße,

Prellbock
Querbahner
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Querbahner »

Hallo zusammen,

man kann an der Diskussion interessant den Effekt des politischen Diskurses der vergangenen Jahre verfolgen. Denn es existieren weder die genannten Machbarkeitsstudien, welche gegen eine Draisinenbahn sprechen, noch wurde das Thema vor Jahren ad acta gelegt bzw. wieder "hervorgezaubert". Nachdem Prellbock schon nach eigenen Angaben alle Klarheiten beseitigt hat :wink: , versuche ich mal wieder Klarheit zu schaffen:

Die angesprochene "Machbarkeitsstudie", welche seinerzeit noch u.a. auf Initiative von MdL Mathilde Weinandy entstanden war, liegt mir vor. Man kann darüber streiten, ob es tätsächlich eine "Machbarkeitsstudie" war oder eher eine Projektplanung. Das Ergebnis ist aber unstrittig: Der Gutachter sprach sich für Draisinenverkehre zwischen Gerolstein, Prüm und Pronsfeld bzw. sogar Lünebach aus.

Auf Grundlage dieser "Machbarkeitsstudie" gab es bis Ende 2004 Kaufverhandlungen unter Initiative von MdL Weinandy mit der DB AG. Das Ziel war der Erwerb der Strecke Gerolstein - Pronsfeld inkl. Gleisanlagen.

Zu keinem Zeitpunkt wurde das Draisinenprojekt per Ratsbeschluss ad acta gelegt, sondern es scheiterten die Kaufverhandlungen. Dabei kann sich ein jeder Leser denken, woran dies gelegen haben mag...

Die DB AG stellte daraufhin einen Antrag beim EBA zum Rückbau der Strecke Gerolstein - Pronsfeld. Es wurden neue Verhandlungen mit der DB AG zum kostengünstigeren Erwerb der Trasse ohne Gleisanlagen aufgenommen. Als sich im Frühjahr 2005 die IG Westeifelbahn gründete und der Antrag auf Gleisrückbau der Gesamtstrecke zurückgenommen wurde, gab es schon Diskussionen, ob die Strecke für Draisinen zu steil sei und ob man nicht lieber einen Radweg bauen wolle. Ratsbeschlüsse gab es aber nicht.

Politisch war das Thema Draisine tot, der politische Diskurs war geführt und führte ja bekanntlich später zum Beschluss des geplanten Radwegs. Die Draisine war nur deshalb weiter in der Diskussion, da es hierfür nun einen möglichen privaten Betreiber gab.

Das Schicksal der Strecke trennte sich dann: Gleisrückbau und Entwidmung Prüm - Pronsfeld, Streckenkauf inkl. Gleisanlagen im Abschnitt Gerolstein - Prüm. Einige Herrschaften diskutieren ja noch heute darüber, ob dieser Beschluss auch den Radwegbau umfasst(e) oder nicht...Jedenfalls gab es dann erst im Dezember 2007 bzw. März 2008 formale Entscheidungen der Räte über das bevorzugte Nutzungsmodell für die Bahnstrecke. Leider weder Bahn noch Draisine, sondern Radweg.

Wenn es nach dem Willen der Bürgermeister gegangen wäre, würde jetzt schon kein Gleis westlich Gerolstein mehr liegen.

Bekanntlich spricht aber das Eisenbahnrecht eine andere Sprache :wink:

Daher hat der mögliche Draisinenbetreiber auch sein Angebot erneuert. Nicht mehr und nicht weniger. Die gestrige bzw. heutige Pressemeldung liegt mir i.V. der "IG Westeifelbahn" vor. @Prellbock: Es steht nicht drin, dass die o.g. GmbH schon gegründet wurde. Das ist also eine Meldung des "TV" - kann ich weder verifizieren noch falsifizieren.

Ehe jetzt hier im Forum wieder alle Vor- und Nachteile diskutiert werden, sollte man m.E. abwarten, ob das neue Angebot von VG Prüm bzw. Stadt Gerolstein überhaupt aufgegriffen wird...

Denn Draisinenverkehre wird man anders als Eisenbahnbetrieb kaum gegen den Willen der Streckeneigentümer durchsetzen können :wink:

Viele Grüße,

Andreas
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Prellbock
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Prellbock »

Danke, Querbahner, für die Aufklärung :P
Herzliche Grüße,

Prellbock
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von www.pro-schiene.de »

streckenläufer hat geschrieben:Betreiber auf diese Weise Geld für die Schiene erwirtschaftet, was er dann in Zugfahrten auf derselben Strecke investiert. Aber das wird wohl die Ausnahme sein.
Wenn die Westeifelbahn wieder einen Betreiber (wen auch immer) hätte und dieser Geld erwirtschaftet, dürfte dies sicher der Instandhaltung des Status quo sehr dienlich sein. So gilt es die Bauwerke langfristig zu erhalten, die Gleise vor neuem Bewuchs zu schützen etc.
streckenläufer hat geschrieben:
Eher ist es doch so wie im Glantal und der dortigen Draisinenbahn: Hat jemand in den letzten Jahren dort wieder einen Zug gesehen? Warum auch? Die Touristen kommen in Scharen und wollen Draisine fahren!
Das wäre ja auch nicht so schlecht. Die Region würde profitieren und keiner würde mehr ernsthaft die Gleise abbauen wollen.
streckenläufer hat geschrieben:Die Schienen werden zwar erhalten, aber Zugfahrten werden dort in naher Zukunft nicht mehr stattfinden (ich weiß, ich wiederhole mich. :) ).
...und das wäre aber auch ein Erfolg, dass die Gleise erhalten bleiben. Dies wäre zwar aus der Perspektive der Eisenbahnfreunde nur die zweitbeste Lösung, aber eben besser als ein Gleisabbau. Und sicher dann sinnvoll, falls kurzfristig keine Reaktivierung möglich sein sollte.

Langfristig bliebe hiermit die Option der Wiederinbetriebnahme erhalten. Sobald die erste bedeutende Firma wieder SGV wollte oder ab 2014 stündlich die Züge zwischen Gerolstein und Koblenz fahren, könnten die Chancen der Eisenbahn in der Westeifel wieder ganz anders stehen.
streckenläufer hat geschrieben:Aber genug der Spekulationen: Lassen wir erstmal auf uns zukommen, wie die VG-Räte entscheiden. Noch soll ja ein Radweg auf die Trasse... :wink:
So ist es - warten wir mal ab, ob überhaupt irgendwer ernsthaft über die Draisine nachdenkt. Bislang wollen die Räte ohnehin den Gleisabbau. Und sollte ein EIU die Strecke betreiben können und eine Betriebsgenehmigung erhalten, dann stände der Reaktivierung ohnehin nix mehr im Wege.

@Prellbock: Stimme deinem Einwand insofern zu, dass eine bereits gegründete GmbH auf mögliche erfolgreiche Gespräche mit Kommunalvertretern hindeuten könnte. Da dazu aber zumindest bislang nix bekannt ist, ist es dann vielleicht auch eine Presse-Ente.

MfG gabi
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Prellbock
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Prellbock »

Gabi, ich stimme Deinen Ausführungen (auch) zu.

Zur Zeitungs-Ente: Ein Hinweis hierauf könnte sein, dass beim Handelsregister in Wittlich (zuständig für den LG-Bezirk Trier) nach heutiger Auskunft keine "Westeifel Draisinen GmbH" eingetragen ist.

Vielleicht ist die Firma allerdings beim Amtsgericht in Entenhausen eingetragen.

So, genug geschnattert ...

:wink:
Herzliche Grüße,

Prellbock
rrobby
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von rrobby »

Et iss wie et iss, et kütt wie et kütt...


nur Sinnvolles kmmt dabei nicht wirklich raus....


Wenn ich hier die Beiträge so aus der Distanz mitlese, so wird es wohl noch Ewigkeiten dauern bis auf der Westeifelbahn wieklich was passiert.
*Ironiemodus an* Ich hätte da noch einen Vorschlag zu machen: Macht aus der Westeifelbahn einen Wanderweg, so als Ergänzung zum Eifelsteig..... *Iroiemodus aus*
Wir alle leben unter dem gleichen Himmel, aber nicht alle haben den gleichen Horizont
ingh
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von ingh »

www.pro-schiene.de hat geschrieben:
streckenläufer hat geschrieben:Die Schienen werden zwar erhalten, aber Zugfahrten werden dort in naher Zukunft nicht mehr stattfinden (ich weiß, ich wiederhole mich. :) ).
...und das wäre aber auch ein Erfolg, dass die Gleise erhalten bleiben. Dies wäre zwar aus der Perspektive der Eisenbahnfreunde nur die zweitbeste Lösung, aber eben besser als ein Gleisabbau. Und sicher dann sinnvoll, falls kurzfristig keine Reaktivierung möglich sein sollte.

Langfristig bliebe hiermit die Option der Wiederinbetriebnahme erhalten. Sobald die erste bedeutende Firma wieder SGV wollte oder ab 2014 stündlich die Züge zwischen Gerolstein und Koblenz fahren, könnten die Chancen der Eisenbahn in der Westeifel wieder ganz anders stehen.
Die Einrichtung einer Draisinenbahn würde keineswegs den vollständigen Erhalt der Strecke garantieren:

Soweit ich mich erinnere, hatte man in Gerolstein für der Umbau der Kreuzung der B 410 mit der L 24 nach Müllenborn den Abriss der Eisenbahnbrücke zwischen Gerolstein und Lissingen eingeplant.
Diese Brücke ist unverzichtbar für die Anbindung der Westeifelbahn ans Eisenbahnnetz - eine Draisinenstrecke jedoch kommt ohne eine solche Anbindung und damit auch ohne das Brückenbauwerk aus; sie könnte auch etwas weiter westlich ihren Anfang nehmen.

Ist diese Brücke aber einmal weg, dann rückt damit auch eine Reaktivierung der Strecke nach Prüm ins utopische...
Querbahner
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Querbahner »

Noch mal ein Hallo in die Runde,

mich stimmt dieser Thread - offen gestanden - zunehmend depri.

Wir engagieren uns seit inzwischen vier Jahren für den Erhalt der Westeifelbahn - mit diversen Hochs und Tiefs.

Erst letzte Woche hatte ich wieder ein Telefonat mit Bgm Söhngen in Prüm. Alle Interessierten Forumsmitglieder, welche nicht Mitglieder der Arge Eifel-Nebenbahnen e.V. sind, hatte ich auch hier im Thread zum Mitglieder-Stammtisch am 06.Juni in Lissendorf eingeladen, da wir hier über die Westeifelbahn sprechen wollten. Leider wurde dieses Angebot außerhalb des Vereins aber nicht genutzt.

Stattdessen kann man dann hier z.B. von rrobby lesen: "nur Sinnvolles kommt dabei nicht wirklich raus...". Auch finde ich weder entscheidend, ob eine Draisinenbahn-GmbH schon gegründet wurde oder ob eine durch die Eisenbahnwidmung geschützte Brücke in Lissingen für die Draisinenbahn verzichtbar wäre oder nicht...

Denn Stand der Dinge ist, dass die Kommunalpolitik hier seit Jahren einen Radweg bauen will. Und weder Draisine noch Bahn.

Jetzt kann man natürlich hier im Eisenbahnforum trefflich darüber streiten, ob Eisenbahn oder Draisine geeigneter sind. Doch diese Diskussion geht m.E. derzeit am Thema vollkommen vorbei.

Das Thema ist, dass es allen rund um die Westeifelbahn engagierten Institutionen und Personen gelungen ist, dass der Gleisabbau bislang verhindert werden konnte bzw. verhindert werden kann. Und das ist für mich kein fehlender Fortschritt, sondern ein beachtlicher und eigentlich unerwarteter Erfolg.

Hierzu zählt für mich auch, dass es heute zum Glück Bewerber und viele Vereinsmitglieder bzw. Freunde der "IG Westeifelbahn" für eine Bahnstrecke gibt, deren drohender Abbau mal im April 2005 nur noch ein paar wenige Leutchen zu interessieren schien.

Darüber hinaus wären alle Forumsleser herzlich eingeladen daran mitzuarbeiten, dass die Westeifelbahn auch (irgendwann!) reaktiviert wird. Derzeit scheint mir aber die Situation etwa so sein, dass sich einerseits einige verschiedene Institutionen (namentlich VEB, IG Westeifelbahn/Arge Eifel-Nebenbahnen e.V., die Draisinenbahner etc.) um Erhalt der Strecke bemühen und andererseits andere Leute dies mehr oder weniger beurteilen bzw. nach Vor- und Nachteilen abwägen. Ich denke, dass konstruktive Mithilfe für die Westeifelbahn was anderes wäre...

Hierzu sind auch in der "IG Westeifelbahn" alle Interessierten herzlich willkommen, welche sich vertiefend mit dem Thema beschäftigen und sich aktiv ehrenamtlich hierfür engagieren möchten. Wer keine Zeit oder Kraft hierfür hat, kann auch die "IG Westeifelbahn" mit einer Spende an die gemeinnützig anerkannte Arge Eifel-Nebenbahnen e.V. unterstützen. Auch die anderen Institutionen freuen sich über jede Mithilfe - sei es auch nur symbolisch.

Viele Grüße,

Andreas
Eifelklaro
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Eifelklaro »

Hier gibts einen weiteren Link zu einem aktuellen Artikel auf volksfreund.de:

http://www.volksfreund.de/totallokal/pr ... 11,2113347
Gerhard
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Gerhard »

Andreas hat ganz recht: Daß die Gleise überhaupt erhalten geblieben sind, ist ein Erfolg, den man anerkennen muß - vor allem, wenn man bedenkt, daß die Eifel so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr hat und eine autoversessene Bevölkerung oft den restlichen Bahn- und Buslinien auch noch den Garaus machen will.

Über die nächsten Jahre wird auch die Eifel ein Umdenken erleben, ob die Bürger es wollen oder nicht. Es ist ganz klar, daß der CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden muß; gleichzeitig haben wir peak oil erreicht, die Preise für fossile Brennstoffe werden immer schneller steigen. Auch wer im Moment noch die Kosten fürs Auto, für den Zweit- und Drittwagen schönrechnet, wird sich bis in wenigen Jahren Gedanken über Alternativen machen. Und dann wird jedes noch bestehende Stück Gleis wieder von Interesse sein.

Andernorts hat dieses Umdenken längst angefangen. Musterbeispiele wie Schweiz und Schwarzwald kennt jeder: Auch die Höllentalbahn stand vor fünfundzwanzig Jahren vor der Stillegung. Daß sie heute mit Doppeldeckerzügen im Halbstundentakt fährt und mit anderen Bahnen, Freiburger Straßenbahn und regionalen Bussen gut verknüpft ist, ist den Kommunen, vor allem der Stadt Freiburg zu verdanken. Oder die Vinschgerbahn von Meran nach Mals: 1990 von den Ferrovie dello Stato stillgelegt, 2005 nach aufwendigem Neubau durch das Land wieder in Betrieb gegangen und heute Teil eines ganz Südtirol umspannenden Verkehrsverbunds. Und selbst in Großbritannien mit seiner horrend fehlgeschlagenen Privatisierung der Bahn schlagen jetzt die privaten Bahngesellschaften die Reaktivierung zahlreicher Strecken vor, die in den 60ern der "Beeching Axe" zum Opfer gefallen waren.

Bis in fünf Jahren wird es in der Eifel außer der Nord-Süd- auch noch eine Ost-West-Verbindung geben: die Eifelquerbahn. Damit ist ein Schritt in Richtung Wiederaufbau des ÖPNV gemacht. Gleichzeitig werden die Spritpreise viele Bürger zwingen, wenigstens einen Teil ihrer - zahllosen und oft weiten - Autofahrten durch Bahn- und Busfahrten zu ersetzen; und auch raumplanerisch wird der Wegfall des billigen Benzins ein Umdenken erzwingen (kürzere Wege zu Schule, Läden, Arzt). Solange die VEB ihren Anspruch auf die Westeifelbahn aufrechterhalten und damit den Abbau verhindern kann, besteht eine gute Chance, daß auch die Westeifelbahn dann wieder wirklich gebraucht wird. Ich freue mich auf den Tag, an dem die, die Jahrzehnte für den Erhalt einiger Bahngleise gekämpft haben, für ihre Weitsicht Anerkennung finden!

Gerhard Bissels, London
Rolf
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Rolf »

Nicht zu vergessen die Bahnstrecke Euskirchen - Bonn, die in den 80ern schon fast tot war und nun im dichten Takt befahren wird. Eine tolle Wiederauferstehungsgeschichte!

Für Prüm-Gerolstein sehe ich allerdings weit weniger Potential. Die Gegend ist erheblich dünner besiedelt und mit den genannten Referenzstrecken nur bedingt vergleichbar.
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kyllbruecke
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von kyllbruecke »

Da gerade schon der raumplanerische Aspekt angesprochen wird:

Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, inwiefern auch der Einzelhandel der Mittelzentren Prüm, Daun und vor allem Gerolstein wieder von einer Reaktivierung profitieren könnte. Gerolstein mit der Sarresdorfer Straße und der mehr oder weniger aussterbenden Innenstadt ist wohl ein Paradebeispiel dafür, wie sich die Massenmotorisierung auf das Handelsgefüge einer Kleinstadt auswirken kann. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass in 10 oder 20 Jahren dann auch mal mit dem Zug in eine der Städte zum kaufen fahren würden, vorrausgesetzt es würde ihnen auch ein entsprechendes Angebot an attraktiven Einzelhandelsgeschäften angeboten, aber gerade bei dem Faktor bin ich bei Gerolstein dann doch eher pessimistisch.
Wie autofixiert (in dem Kontext ein anderes Wort für "faul") die Menschen wirklich sind zeigt halt eben genau die Sarresdorfer Straße und vor allem die Wiedereröffnung der Gerolsteiner Fußgängerzone.
Bei Daun und Prüm dagegen mit einem attraktiveren innerstädtischen Angebot könnte ich mir durchaus positive Effekte für den Einzelhandel durch eine Bahnreaktivierung vorstellen.
Gerhard
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von Gerhard »

Hallo,
Der raumplanerische Aspekt ist nach meiner Meinung der wichtigste von allen. Wieder Beispiel Südtirol: Das Dorf Schlanders, Hauptort des oberen Vinschgau, hat ca. 5,000 Einwohner, aber ansonsten eine Infrastruktur, wie man sie auch in fünfmal so großen Kleinstädten Deutschlands oft vergebens sucht - Fachgeschäfte, weiterführende Schulen, Musikschule, Amtsgericht, große und hervorragende Bücherei, Krankenhaus... Und obwohl auch die kleineren Nachbarorte mit vielen Dienstleistungen wie Schule, Bücherei, Läden ordentlich versorgt sind und Meran nur eine Stunde per Bahn oder Auto entfernt, florieren all diese Angebote.

Öffentliche Verkehrsmittel spielen dabei ihre Rolle; der Nahverkehrszug hält stündlich, dier Eilzug zweistündlich vom frühen Morgen bis nach elf am Abend, und zahlreiche Busse sind mit dem Zug verknüpft - am wichtigsten der Dorfbus, der im Halbstundentakt seine Runde dreht und die Fahrgäste vom Bahnhof in die Fußgängerzone und zurück zum Zug bringt. Daß die Leute auf den Vinschgerzug stolz sind, ist ganz offensichtlich. Sie benutzen ihn (im Sommer sind die Züge zum Bersten voll), und wie beliebt die Eisenbahn bei der Bevölkerung ist, sieht man an der Zahl der Modellbahnclubs und an Aktivitäten wie dem "Erlebnisbahnhof" Schnalsthal.

Ein gewaltiger Unterschied zu Gegenden wie der Eifel ist allerdings in Südtirol das ungeheure Engagement sowohl der Politik als auch der Bürger für die eigene Region. Einerseits wird in lokale und regionale Infrastruktur investiert; andererseits läßt man den Ausverkauf an nationale und multinationale Handelsketten nicht zu: man kauft eben bei Lebensmittel Schuster ein und bezahlt ein bißchen mehr, dafür bleibt einem der Aldi am Dorfrand erspart. Und luxuriöse Bildungs-, Kultur- und Gesundheitseinrichtungen erfordert schon der Nationalstolz.

Die Eisenbahn allein kann einen solchen Umschwung nicht bewirken, aber sie ist eine Voraussetzung dafür. Das Auto ist jahrzehntelang das Symbol der "Freiheit" gewesen: Man muß nun den Leuten erklären, daß es sich dabei nie um Freiheit, sondern eher um Flucht gehandelt hat - man ist dem Niedergang an lokaler Infrastruktur dadurch entkommen, daß man mit dem Auto nach Trier oder Köln gerast ist. Wodurch man letztlich diesen Niedergang nur weiter beschleunigt, und nebenbei Gemeinschaftsgefühl und Identität der eigenen Region schwer beschädigt hat

In den nächsten Jahren werden rasant steigende Benzinpreise dafür sorgen, daß man nicht mehr -zig Kilometer zum Arbeitsplatz, zur Schule, zum Einkaufen und zu den Freizeitaktivitäten fahren kann. Eine Kombination aus ÖPNV-Grundversorgung und Wiederaufbau regionaler Infrastruktur kann dazu helfen, diese Entwicklung nicht als einen Verlust an Freiheit, sondern als Rückbesinnung auf lokale und regionale Werte zu erfahren: Wenn man eine brauchbare Bücherei in Prüm per Bahn oder Bus erreichen kann, ist die Autobahnfahrt nach Trier ja vielleicht gar nicht mehr nötig; und lokales Bäckerbrot, Fleisch vom Metzger und Obst und Gemüse aus der Region schmecken ja vielleicht auch besser als die Discounterware.

Wichtig ist allerdings, daß die Lokalpolitiker, Handelsverbände und ähnliche Institutionen aufhören, ihren Kopf an die Wand zu hauen und nach billigerem Benzin und mehr Straßen zu schreien. Es geht nicht an, daß Politiker - meist Männer in ihrer midlife crisis, die den Mercedes als Persönlichkeitsersatz brauchen - ihre eigene Autoverliebtheit als "Gemeinwohl" kaschieren. Wann immer diese Pseudo-Statistiken auftauchen, die belegen sollen, daß eine Parkgebühr oder so etwas den Untergang des Abendlands einläute, muß man diesen Leuten auf die Finger klopfen und ihre Zahlengrundlage in Frage stellen. Sachliche Argumentation und der Austausch mit Regionen, die mit dem Wandel schon ein Stück weiter vorangekommen sind, sind notwendig.

Viel Erfolg bei dieser Aufgabe!

Gerhard
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kyllbruecke
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Re: Aktuelle Presse zur Westeifelbahn

Beitrag von kyllbruecke »

Ich finde es grade auch skurril, dass irgendein Spaßvogel die Bahnstrecke von Gerolstein nach Prüm in OpenStreetMap als Fahrradweg deklariert hat :?

Bild


(für diejenigen, die noch nie von gehört haben:
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