Fotografieren - wie gelingen Bilder?

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Talent78
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Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von Talent78 »

Wir haben ja auch ein paar Leute hier, die Eisenbahn fotografieren, darum frag ich das mal in die Runde.
Mein Problem ist, wie ich am besten Bilder von (schnell) fahrenden Zügen hinkriege, die so scharf sind, dass man z.B. die Loknummer lesen kann (Beispiel: Rheinstrecke, Durchfahrt, nah am Bahnsteig, große Brennweite).
Klar, ich stelle eine kurze Verschlusszeit ein, aber mit welcher Technik fokussiere ich das Motiv am besten?
Ich habe 3 verschiedene Techniken probiert, die mir nicht immer zuverlässig gelingen, und würde gern mal wissen, wie andere das machen.
Technik 1: Ich halte die Kamera "fest" so hoch wie auch das Motiv (Bildausschnitt) aussehen soll, fokussiere noch nicht, sondern erst, wenn der Zug in den "fertigen" Bildausschnitt einfährt.
Nachteil: Zeit zum fokussieren reicht meistens nicht (Zug fährt aus dem Bild).
Technik 2: Ich lege den Bildausschnitt fest, und fokussiere bevor der Zug sich nähert z.B. im leeren Gleis an einer Stelle, an der ich dann auslöse, wenn der Zug die Stelle erreicht.
Das geht zwar meist recht gut, daher mache ich das meistens auch so; allerdings kommt es vor, dass der Zug manchmal doch nicht ganz scharf wird. Ich denke, die Kamera fokussiert dann schon wieder nach, wenn ich die Kamera z.B. vom Gleis aus höher halte, bevor ich auslöse.
Technik 3: Ich lege den Bildausschnitt fest, bewege die Kamera aber zusätzlich dem herannahenden Zug entgegen, um direkt auf den Zug zu fokussieren. Dabei bewege ich die Kamera mit und löse in der Bewegung aus.
Wenn das klappt, kommt ein gutes Ergebnis zustande, allerdings ist das meistens schwierig, und den Bildausschnitt, den ich eigentlich wollte, kriege ich in dieser Bewegung oft nicht mehr hin.

Also ein paar Tipps sind sehr willkommen, auch auf Seiten, wo es vielleicht Erklärungen gibt (ich hab Onkel Google noch nix wirklich brauchbares entlocken können).
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CMH
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von CMH »

Hallo Talent78,

So mache ich es: Im Vorfeld mit Autofokus an Gleis, Mast o.ä. fokussieren und dann Autofokus komplett ausschalten. Das geht immer. Belichtungszeit je nach Motiv und Standort (sehr frontal + Tele = lange Belichtungszeit; eher seitlich + Weitwinkel = kurze Belichtungszeit). Standardmäßig hab ich 1/320 oder 1/500 eingestellt. Nach Möglichkeit nie die größte Blende (kleinste Blendenzahl) ganz ausreizen, dann lieber auf anderen ISO-Wert gehen und leichtes Rauschen in Kauf nehmen.

Außerdem: Je mehr Tele Du einsetzt, umso schmaler das Toleranzband, in dem eine falsch fokussierte Aufnahme trotzdem noch scharf ist. Deswegen bei starkem Tele (>200mm) zunächst grob scharfstellen und von Hand nachführen wenn der Zug sich nähert (erfordert viel Übung!). Geht auch nur mit Stativ.

Bei sehr frontalen Aufnahmen mit starkem Tele kann man auf eine kurze Belichtungszeit verzichten (1/60 reicht oft völlig), dadurch kann die Blende kleiner (Blendenzahl größer) werden und wieder mehr Tiefenschärfe erzielt werden. Wie gesagt, Stativ ("vernünftig" & wackelfest, z.B. Firma Manfrotto) ist dann Pflicht.

Viel Erfolg, Christian
Talent78
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von Talent78 »

Das Ausschalten vom AF werde ich mal probieren. Vielen Dank für den Tipp! Heisst das, du schaltest auch bei Tele AF aus und stellst am Scharfstellring von Hand nach? Das klingt echt nicht so ganz einfach.
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CMH
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von CMH »

Talent78 hat geschrieben:Das Ausschalten vom AF werde ich mal probieren. Vielen Dank für den Tipp! Heisst das, du schaltest auch bei Tele AF aus und stellst am Scharfstellring von Hand nach? Das klingt echt nicht so ganz einfach.
Ja genau. Problem ist, dass man bei frontalen Aufnahmen mit starkem Tele im Vorfeld nicht immer exakt scharfstellen kann. Beispiel: Zug kommt frontal auf Dich zu, Du willst ihn genau zwischen zwei Oberleitungsmasten aufnehmen. Aufgrund der Perspektive ist der Zug zum gewünschten Aufnahmezeitpunkt dann aber schon einige Meter an den Masten vorbeigefahren - hier die richtige Stelle zu treffen ist daher nicht immer ganz einfach.

Dadurch, dass man ein Stativ einsetzt, muss man sich nicht weiter um die Kameraführung kümmern, linke Hand = Schärfe nachführen, rechte Hand = Fernauslöser, so habe ich es jedenfalls immer gemacht.

Nach meinem Umstieg auf Digitaltechnik muss ich mir jetzt aber erst wieder ein ordentliches Tele zulegen. Außerdem habe ich von jemandem gehört, der aus einer alten Kamera die Mattscheibe mit Schnittbildindikator zugeschnitten und in die neue DSLR-Kamera eingebaut hat. Halte ich für sehr sinnvoll und könnte auch für Dich interessant sein?
EDIT: Mal kurz gegoogelt, hier eine Anleitung zum Umbau.

Gruß, Christian
Talent78
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von Talent78 »

Ohje vor dieser Bastelarbeit würde ich persönlich zurückschrecken :shock:
Ich hätte wohl dazu sagen sollen, dass ich zur Zeit die analoge Canon Eos 500 N mit einem Sigma-Objektiv, 3.5-5.6 28-200mm benutze...und werde damit mehr und mehr zum Außenseiter (Vorgestern in Bonn fragte wieder einer, wo denn das Display aufginge... tz! :lol: ).
Das heisst ja u.a., dass man deine Aussagen zum Tele mit dem Faktor 1,5-1,6 verrechnen muss, wenn ich richtig informiert bin.
Mit dem genannten Objektiv mit diesem großen Brennweitenbereich würde ich wohl bei einer DSLR nicht recht glücklich (wenn es überhaupt erkannt würde), und komplette Sets sind mir leider immernoch zu teuer, wenn ich die geliebten etwas längeren Brennweiten weiter benutzen will...
rrobby
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von rrobby »

Ne EOS 500 ist zweifelslos schon ein altes Schätzchen. Ab und an mache ich noch Bahnfotos mit einer alten Canon T70. 400er Film, 1/250 sec oder gar 1/500 sec und dann drauf los. Das geht wunderbar, die Bilder werden auch wunderschön scharf. Oder Digital mit einer Canon Powershot G5, gleiche Belichtungszeiteinstellung und bei Entfernung des Zuges größer 10m kann man das Scharfstellen eh vergessen, da dann meist die Entfernungseinstellung bei unendlich ist.

rrobby
Wir alle leben unter dem gleichen Himmel, aber nicht alle haben den gleichen Horizont
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CMH
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von CMH »

Hallo!
Talent78 hat geschrieben:Ohje vor dieser Bastelarbeit würde ich persönlich zurückschrecken :shock:
Ich hätte wohl dazu sagen sollen, dass ich zur Zeit die analoge Canon Eos 500 N mit einem Sigma-Objektiv, 3.5-5.6 28-200mm benutze...
Bei Sigma gibt es sehr gute, aber auch sehr schlechte Objektive. Insbesondere bei diesen All-in-one Brennweiten könnte die Unschärfe auch am Objektiv liegen (insbesondere wenn in erster Linie Randbereiche betroffen sind). In meiner Anfangszeit hatte ich ein Tamron-Objektiv, von dem ich mich aus diesem Grund auch recht schnell trennen musste. Es gibt im Internet diverse Seiten mit Objektivtests. Schau Dich dort mal um.

Zu Analogzeiten hatte ich (an der Canon T90) nur Canon-Festbrennweiten mit guter Lichtstärke. Bei mir waren das 50/1.4, 85/1.8, 100/2.8, 135/2.5 und 200/2.8. In der Praxis war man damit immer weit genug von der Offenblende weg.
Talent78 hat geschrieben:Das heisst ja u.a., dass man deine Aussagen zum Tele mit dem Faktor 1,5-1,6 verrechnen muss, wenn ich richtig informiert bin.
Nein, Kleinbildformat.
Talent78 hat geschrieben:Mit dem genannten Objektiv mit diesem großen Brennweitenbereich würde ich wohl bei einer DSLR nicht recht glücklich
Wenn man von möglichen(?) qualitativen Mängeln absieht, ist das von der Brennweite her doch ein perfektes Objektiv. Ich hatte mir mal spaßeshalber ein 35er Weitwinkel gekauft, aber fast nie eingesetzt wegen stürzender Linien und mangels geeignetter Weitwinkel-Motive.
Talent78 hat geschrieben:(wenn es überhaupt erkannt würde)
Sofern der Anschluss passt kann prinzipiell jedes Objektiv genutzt werden, u.U. aber nur im manuellen Belichtungsmodus. Wäre natürlich ein kleiner Rückschritt. Insbesondere bei Verwendung eines Adapters kommt es aber meist zu Problemen mit der Unendlich-Fokussierung, die man nicht immer durch konstruktive Eingriffe hinbekommt.
Talent78 hat geschrieben:und komplette Sets sind mir leider immernoch zu teuer, wenn ich die geliebten etwas längeren Brennweiten weiter benutzen will...
Wie gesagt, es gibt auch sehr gute Dritthersteller-Objektive. Hier solltest Du Dir aber Zeit zur Recherche nehmen. Außerdem spart man häufig durch Kauf im Internet (z.B. preissuchmaschine.de benutzen zum Auffinden des günstigsten Händlers). Wenn man nicht die allerneusten Trends mitgehen möchte, wäre eine gebrauchte Kamera auch eine denkbare Alternative (meine Canon T90 hatte ich seinerzeit auch gebraucht erworben).

Gruß, Christian
Talent78
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von Talent78 »

Danke für die Tipps. Werde ich bei Gelegenheit in Ruhe mal durchgehen.

Ich persönlich nutze am liebsten wirklich immer nur das eine Objektiv, das alles abdeckt (was ich gut beherrschen kann ;) ) und ich ohnehin oft kurz hintereinander in verschiedenen Brennweitenbereichen knipse, die ich sonst wechseln müsste, z.B. Bilderreihe 135mm - 80mm - 50mm. Mit den Ergebnissen meines Sigma bin ich meistens ordentlich zufrieden (anders bspw. das damals original Canon 28-80mm). Heisst also, dass diese Lichtstärke zwar nicht sehr gut, aber im Alltag über den gesamten Bereich durchaus annehmbar ist.
(Vielleicht ändert sich diese Einstellung ja mit größerem Geldbeutel auch eines Tages noch... ;) )
Gerhard
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Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von Gerhard »

Hallo,

wenn schon das Thema Photographie diskutiert wird, möchte ich doch mal die Grundsatzfrage digital gegen analog anrühren.

Digitale Photographie hat unbestreitbare Vorteile - die Kameras sind kleiner und leichter als analoge, eine Unmasse Bilder hat auf einer Festplatte Platz, die Bilder lassen sich einfach und schnell emailen oder durch Foren wie dieses austauschen.

Der Nachteil digitaler Bilder ist, daß sie sich bisher nicht langfristig archivieren lassen. Wer zu Hause noch Disketten von seinem Amiga, Atari oder Amstrad herumliegen hat, weiß, was ich meine: Digitale Daten müßten alle paar Jahre auf das dann gängige Format umkopiert werden. Das ist einerseits ein Heidenaufwand, der mit der Größe des Archivs auch noch ständig wächst, und andererseits werden mit jedem Formatwechsel die Daten weiter korrumpiert. Die NASA hat zu einem Drittel ihrer Mondflugdaten den Zugang verloren, weil Trägermedien kaputtgegangen sind, oder die Hardware fehlt, oder niemand mehr die alte Technik bedienen kann. Die British Library ist weiterhin damit beschäftigt, die Risiken abzuschätzen und eine Strategie zu entwickeln (http://www.bl.uk/dp), aber eine praktikable Lösung z.B. für private digitale Bildarchive ist nicht in Sicht.

Viele der in diesem Forum gezeigten Bilder sind gekonnt und mit einigem Aufwand aufgenommen, und wert, für die Nachwelt gesichert zu werden - so wie wir heute die Aufnahmen aus dem Archiv Carl Bellingrodts schätzen. Unter Archivbedingungen gelagerter Film hat mindestens 500 Jahre Lebenszeit, digitale Daten bislang nicht einmal zehn. Also vielleicht doch wenigstens ab und zu mal wieder die Rollei aus dem Schrank holen und beim Entwickeln der Dias eben eine CD mitanfertigen lassen? Vielleicht wäre es sogar eine Überlegung wert, eine Auswahl der hier gezeigten Bilder in einem analogen Archiv zu sammeln, damit sie der nächsten Generation erhalten bleiben?

Gruß

Gerhard
rrobby
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Registriert: Montag 19. März 2007, 22:56

Re: Fotografieren - wie gelingen Bilder?

Beitrag von rrobby »

Hallo Gerhard!
Ich geb dir da im Prinzip ja auch vollkommen recht.
Aber!!! Aus digitalen Bildern kann man auch ganz brilliante Papierbilder machen.
Oder, man macht es wie ich es allgemein mache. Ich bastle mir Fotobücher aus meiner digitalen Bilderflut.

rrobby
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