Der Bleialfer Tunnel

Gerolstein - Prüm [-Pronsfeld - Bleialf - St.Vith]
Benutzeravatar
Prellbock
Beiträge: 503
Registriert: Mittwoch 24. Mai 2006, 22:17
Wohnort: größtes Dorf d.E.

Der Bleialfer Tunnel

Beitrag von Prellbock »

Hallo Gemeinde,

am Sonntag zog es mich ob des strahlend blauen Himmels nicht an eine Schnellfahrstrecke der DB AG, sondern nach Bleialf, wo einst die Dampfzüge Richtung St. Vith schnauften und später das Streckenende war. Ziel meiner Begierde war der alte Bleialfer Tunnel. Alte Tunnel üben eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Und diesmal musste ich eben – sozusagen einem uralten Ruf folgend – diesem interessanten Gemäuer wieder meine Ehre erweisen.

Bei meinen nachbereitenden Recherchen stellte sich heraus, dass der Tunnel just vor 90 Jahren, nämlich am 1. Januar 1917 in Betrieb genommen worden ist. Ein Grund mehr also, genauer nachzulesen und dies hier einzustellen ...

Zunächst ein Rückblick: Die Strecke Pronsfeld – St.Vith gehörte zu den militärisch wichtigen Linien. 1883 war Prüm durch eine Eisenbahnverbindung an die Hauptstrecke in Gerolstein angeschlossen worden. 1888 konnte man bis Pronsfeld fahren und von dort Anschluss über Bleialf nach St.Vith und zur Vennbahn bekommen.

Außer dem heute noch sichtbaren Bleialfer Tunnel existierte früher eine zweite, ältere Röhre, die 1888 erbaut worden war, jedoch 1918 außer Betrieb gesetzt und 1945 gesprengt wurde. Während des WK II war hier ein Rüstungsbetrieb mit Zugang von Röhre 2 her untergebracht! Dieser Verbindungsgang besteht wohl noch und ist ca. 2 x 2 m hoch und breit. (Äußerlich ist kaum mehr etwas vom Tunnel 1 zu erkennen.)

Die Inbetriebnahme des Tunnels 2 (400 m) war, wie oben bereits erwähnt, am 1. Januar 1917. Am 31. Januar 1945 wurde durch Sprengung eines mit Panzerfäusten beladenen Bahnwagens das Tunnelgewölbe auf der Bleialfer Seite auf einer Länge von 80 m eingedrückt und zerstört. Die Wiederinstandsetzung erfolgte im Jahre 1950. Am 31. Dezember 1965 wurde der Gesamtverkehr zwischen Bleialf und Ihren (Grenze) – und damit jeglicher Schienenverkehr durch den Tunnel – eingestellt. Zum gleichen Zeitpunkt endete auch der Personenverkehr zwischen Pronsfeld und Bleialf. Tja, und in diesem Sommer jährt sich zum 20. Mal die Abschiedsfahrt mit roter 215 nach Bleialf. Mann, ich kann mich noch gut erinnern ... Das Wetter war so besch...eiden wie der Anlass. Anschließend wurde die Strecke zurückgebaut bis nach Pronsfeld, was auch wieder längst Geschichte ist.

Doch zurück zum Bleialfer Tunnel: Dieser war 1972 mit roten Ziegelsteinen zugemauert worden. Die Röhre verfiel daraufhin buchstäblich in einen langen Dornröschenschlaf. Vor kurzem kam er jedoch wieder ins Gespräch, nämlich, wie könnte es anders sein, im Rahmen der Radwegplanungen. Der neue Radweg sollte evtl. –
wadenfreundlich – durch den wieder zu öffnenden Tunnel führen. Offensichtlich hat man dies verworfen zugunsten einer Steilstrecke für die Radler; das Teerband führt etwas abseits vom Tunnel über die Höhe. Womöglich wollte (oder musste?) man die Fledermäuse in Ruhe lassen? Jedenfalls ist im Gegensatz zu meinem letzten Besuch vor einigen Jahren die Zuwegung bestens ausgebaut und der Urwald, der hier früher wucherte, ist stark zurückgeschnitten worden (wozu eigentlich?). Wann die Vermauerung des Tunnels mit hellen Steinen unter Einlassung eines breiten Tors sowie eines Lüftungsschachts (oder Flugschneise für Flattermänner?) erneuert wurde, ist mir nicht bekannt. Vielleicht hat hier im Forum jemand nähere Informationen?

Abschließend 2 Tunnelfotos und eine Ablichtung des öden Bahnhofsgeländes des ehemaligen Eisenbahnknotenpunktes Pronsfeld nach der „Kultivierung“ und Errichtung eines Radweges (Aufnahmen vom 14.01.07):

Bild

Bild

Bild
Herzliche Grüße,

Prellbock
jk
Beiträge: 325
Registriert: Freitag 25. Februar 2005, 10:19
Wohnort: Trierweiler
Kontaktdaten:

Beitrag von jk »

Der Tunnel und seine Öffnung waren hier schon mal Thema. Soweit ich weiss soll er für Radfahrer geöffnet werden, aber nicht das ganze Jahr über wegen der Fledermäuse. Die Bleialfer Geschäftswelt hat sich lange dagegen gesträubt mit dem Argument die Radfahrer kämen dann nicht (mehr) nach Bleialf. Ich bin die 'Steilstrecke' letztes Jahr mit dem Rad gefahren, diese ist einem Radfahrer mit normaler Kondition, geschweige denn Familien, nicht zumutbar...
Benutzeravatar
Prellbock
Beiträge: 503
Registriert: Mittwoch 24. Mai 2006, 22:17
Wohnort: größtes Dorf d.E.

Radlerzumutung

Beitrag von Prellbock »

Hallo jk, und danke für das feed back.

Die Presseartikel habe ich weitgehend verfolgt. Nur so, wie es jetzt aussieht, geht der Radweg weder durch den Tunnel, noch durch den Ort.

Man wollte wohl wieder Geld sparen. Schön für Autofahrer: Die Steilstrecke ist nicht nur Fußgängern und Radfahrern vorbehalten, man kann so leichter über den "Radweg" zur anderen Tunnelseite fahren :wink:

Die zeitweise Öffnung wäre eine Erklärung für den Weg zu den Portalen.

Dann würde mich natürlich interessieren, wie er innen aussieht.
Herzliche Grüße,

Prellbock
Querbahner
Beiträge: 485
Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17

Beitrag von Querbahner »

Hallo,

die Infos von jk sind korrekt :wink:

Nach zähem Ringen gab es endlich eine Zustimmung, dass der Bleialfer Tunnel für Radler doch (zeitweise) geöffnet werden darf !

Wenn ich mich richtig erinnere, ist diese Entscheidung noch gar nicht so alt. Ich hab keine Detail-Infos, aber gehe mal davon aus, dass frühestens im Sommer 2007 nun erstmals der Tunnel wieder "die Tore öffnet oder so"...
Der Radweg wird also nicht immer an der Tunnelmauer enden - zum Glück !

Wenn nun, wo der Tunnel noch nicht befahrbar ist, ein alternativer Steilweg angelegt wurde, so macht das Sinn, damit auch außerhalb der Saison Radler nicht in eine Sackgasse fahren.

Denn wo Fledermäuse wohnen, besteht eine Ruhezeit von etwa Herbst bis Frühjahr. Auch einige Höhlen der Eifel sind in dieser Zeit gesperrt, womit ich schon mal beruflich zu tun habe. Der Bleialfer Tunnel soll wohl auch während dieses Zeitraums immer gesperrt sein.

Ich gehe mal davon aus, dass entsprechend auch notwendige Arbeiten am Bauwerk, die zur (saisonalen) Nutzung als Radlertunnel vorab erfolgen müssen, erst nach der Ruhezeit ab Frühjahr frühestens begonnen werden.

Viele Grüsse,

Andreas
kleinschmidt
Beiträge: 28
Registriert: Mittwoch 16. Februar 2005, 13:21

Beitrag von kleinschmidt »

:)
Zuletzt geändert von kleinschmidt am Samstag 1. März 2008, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
jk
Beiträge: 325
Registriert: Freitag 25. Februar 2005, 10:19
Wohnort: Trierweiler
Kontaktdaten:

Beitrag von jk »

Hallo kleinschmidt,

Was die Weiterführung Richtung Ulflingen betrifft, studiert die luxemburgische Strassenbauverwaltung zusammen mit den Belgiern den Zustand und die Öffnungsmöglichkeit des Tunnels bei Wilwerdingen. Es ist angedacht den Radweg in einer ersten Etappe ab Ulflingen durch den Tunnel bis zum ersten früheren Bahnübergang auf belgischer Seite zu bauen. Ab dort ist die Strecke ausgeschildert in Richtung Steinebrück und verläuft meistens parallel zur alten Bahn. Ich bin dieses Teilstück im Mai 2006 per Rad ab Ulflingen bis Prüm gefahren.
kleinschmidt
Beiträge: 28
Registriert: Mittwoch 16. Februar 2005, 13:21

Beitrag von kleinschmidt »

:)
Zuletzt geändert von kleinschmidt am Samstag 1. März 2008, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Prellbock
Beiträge: 503
Registriert: Mittwoch 24. Mai 2006, 22:17
Wohnort: größtes Dorf d.E.

Tunnel

Beitrag von Prellbock »

Hallo,

der Radweg nach St. Vith wurde ja nun der Öffentlichkeit übergeben. Vielleicht kann ja jemand, der hier radelt, ein paar Bilder reinjagen. Vielleicht hat auch jemand Bilder vom Bleialfer Tunnel während der "Öffnungszeit". Bisher kam ich noch nicht nach Bleialf und bald ist die Saison leider wieder zu Ende ...

Grüßt mir die Fledermäuse!
Herzliche Grüße,

Prellbock
ETA 517
Beiträge: 12
Registriert: Donnerstag 1. Februar 2007, 15:55
Wohnort: Diez
Kontaktdaten:

Beitrag von ETA 517 »

Hallo Prellbock,

ich war im Mai in Bleialf gewesen, bin durch den Tunnel gelaufen und hatte folgende Bilder gemacht:
Bild
Ostportal

Bild
Bild
Fa. Grün und Bilfinger aus Mannheim hat hier gebaut

Bild
Westportal

Bild
Der Verbindungsgang vermutlich zum alten Bleialfer Tunnel, heute nur noch für die Fledermäuse

Bild
Eine sehr schöne Inschrift" Ein Esel käme nicht hier in den baufälligen Tunnel" ... was auch immer das heissen mag, baufällig ist er jeden falls nicht.

Ausserdem hatte sich vermutlich ein Lokpersonal an der Wand verewigt, dort stand " Ruhe in Frieden Bleialfer Tunnel und die Jahreszahl 1966"
Leider ist das Bild nix geworden.

Gruß

Marcus
bitte anklicken... danke!
Bild
Benutzeravatar
Prellbock
Beiträge: 503
Registriert: Mittwoch 24. Mai 2006, 22:17
Wohnort: größtes Dorf d.E.

BT

Beitrag von Prellbock »

Danke für die schönen Einblicke!
Herzliche Grüße,

Prellbock
Rolf
Beiträge: 1114
Registriert: Donnerstag 11. Januar 2007, 22:51

Beitrag von Rolf »

Ich danke auch für die sehr schönen Bilder. Als "Skater" wüsste ich gerne, was für eine Oberfläche der Boden im und vor dem Tunnel hat, Asphalt, Beton, oder, wie ich fürchte, nur eine Kiesschüttung. In dem Fall würde es mich interessieren, wie lang die "asphaltlose" Lücke in dem wunderschönen Fahhradweg ist (um nicht missverstanden zu werden: selbstverständlich wäre mir die Originalbahnlinie lieber gewesen, aber nun ist sie ja schon 20 Jahre verschwunden. Dann ist ein Fahrradweg besser als nichts).
Querbahner
Beiträge: 485
Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17

Beitrag von Querbahner »

Hallo Rolf,

die Fahrbahndecke im Tunnel ist einwandfrei.

Vor beiden Tunneleinfahrten gibt es aber diese "Schotterwüste" oder wie man es nennen mag. Vom Bahnhof aus ist diese harmlos. Kommt man dann aber in Richtung St.Vith aus dem Tunnel, dann kann man mit den Fahrradreifen drin stecken bleiben...! *kopfschüttel*

Allerdings sind es jeweils sehr kurze Abschnitte, die man in insgesamt vielleicht 5min. schieben kann. Ansonsten kann man ungestört fahren.

Ähnlich gibt es ja z.B. von Prüm nach Niederprüm ein kleines Stück auf der Bahntrasse, was zwar besser zu fahren ist, aber ebenfalls nicht asphaltiert o.ä.

Viele Grüße,

Andreas
Rolf
Beiträge: 1114
Registriert: Donnerstag 11. Januar 2007, 22:51

Beitrag von Rolf »

Hallo Andreas,

vielen Dank für die Antwort.

Ich verstehe überhaupt nicht, warum so viel Geld in einen Fahrradweg mit toller Oberfläche investiert wird, um dann ein paar "pseudo-ökologisch" begründete Lücken zu lassen. Mit Ökologie (Stichwort "Bodenversiegelung") hat das wenig zu tun (in dieser Hinsicht wäre die Bahnlinie ohnehin die beste Lösung), denn auch eine festgefahrene Kiesschüttung ist fast genauso wasserundurchlässig wie Asphalt. Es gibt heute weitaus bessere, preiswerte Oberflächen aus festem Feinkornmaterial, die 100% wasserdurchlässig, und gut befahrbar sind (wird gerade im Umfeld meines Arbeitsplatzes realisiert unter dem Stichwort "Entsiegelung")! Ökologisch sinnvoller als eine Kiesschüttung ist das allemal! Wer hat nur solchen pseudo-ökologischen Blödsinn zu verantworten?
ingh
Beiträge: 43
Registriert: Freitag 27. April 2007, 10:46

Beitrag von ingh »

Warum der Radweg am Bleialfer Tunnel nur geschottert ist, anstatt eine durchgehend asphaltierte (und damit auch für Inliner, Kinderfahrräder usw. sicher befahrbare) Strecke herzustellen, weiß ich auch nicht. Ich hoffe, da wird noch irgendwie nachgebessert...

Eigentlich wollte ich längst selbst mal mit dem Fahrrad (und auch einer kleinen Digicam) dortgewesen sein. :roll:



Zwischen Prüm und Niederprüm wurde vor einiger Zeit ein parallel verlaufender Wirtschaftsweg asphaltiert. (zwischen der Wenzelbachstraße in Prüm und einem Bauernhof am früheren Bahnübergang am Mehlentalweg in Niederprüm)

Mein (nicht unbedingt richtiger und vollständiger) Wissensstand ist der:
Als vor einigen Jahren die B 410 in Niederprüm saniert wurde, hat man dem Radwegbau in diesem Bereich etwas vorgegriffen. Während der Bauarbeiten wurde der Verkehr von Prüm in Richtung Pronsfeld über diesen Wirtschaftsweg umgeleitet, der aber von soviel Verkehr völlig überfordert war. Die Jungs von der Straßenmeisterei kamen mit dem Auffüllen der (auch für normale PKW schon ziemlich üblen) Schlaglöcher kaum mehr hinterher...

Aus irgendwelchen Gründen (Umweltschutz, Versiegelung, Fördermittel, ... ??) durfte anscheinend nur eine der beiden Trassen (Wirtschaftsweg oder Bahntrasse) asphaltiert werden. Heute hätte man einfach die Bahntrasse entsprechend als Umleitung ausgebaut (dann wäre die geteerte Spur hier etwas breiter geworden - Platz wäre ja genug gewesen, denn der Unterbau war ja mal für zwei Gleise angelegt); damals ging dies wohl noch nicht. Um aber die unhaltbaren Zustände auf dem Wirtschaftsweg zu beenden, wurde dieser dann asphaltiert. Demnach durfte die Bahntrasse hier später nicht mehr geteert werden (oder der Teer auf dem Wirtschaftsweg müsste wieder entfernt werden)
Rolf
Beiträge: 1114
Registriert: Donnerstag 11. Januar 2007, 22:51

Beitrag von Rolf »

@ingh
vielen Dank für die interessanten Erläuterungen!
Demnach durfte die Bahntrasse hier später nicht mehr geteert werden (oder der Teer auf dem Wirtschaftsweg müsste wieder entfernt werden)
Welch' ein Blödsinn! Da werden Millionen für einen Fahrradweg ausgegeben, und dann sowas!
Antworten

Zurück zu „Gerolstein - Prüm [-Pronsfeld - Bleialf - St.Vith]“