Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Eifelquerbahn (Andernach - Mayen - Kaisersesch - Daun - Gerolstein)
mi82an
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Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von mi82an »

Hier ein kritischer Artikel aus der Eifelzeitung über die Eifelquerbahn (Ausgabe Nr.29/ 2009):

Eifelquerbahn auf dem besten Weg zum nächsten Finanz-Fiasko

Mainz/Gerolstein. Offensichtlich haben die verantwortlichen Herrschaften im Land aus dem Finanzierungsdesaster am Nürburgring nichts gelernt. Bestes Beispiel ist die Eifelquerbahn.

Vielleicht erinnern Sie sich an unsere EAZ-Ausgabe, 23. KW. Das war die Ausgabe vor der Kommunalwahl. Damals hatten wir eine Pressemeldung aus dem regionalen Bürgerbüro der SPD in Kirchweiler mit der Überschrift veröffentlicht:
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„Wirtschaftsminister Hering stellt Reaktivierung der Eifelquerbahn
von Gerolstein bis Andernach in Aussicht“

In der Ankündigung hieß es ua.: „Für die Eifel eine tolle Entscheidung!“ Ja, auf den ersten Blick werden dies viele Leserinnen und Leser so gedacht haben.

In der Pressemitteilung hieß es:

Die Landtagsabgeordnete aus der Vulkaneifel Astrid Schmitt (SPD) und ihre SPD-Kollegin Heike Raab aus dem Kreis Cochem-Zell setzen sich seit Jahren für eine Reaktivierung der Eifelquerbahn ein. Dank ihres direkten Drahts zur SPD-Landesregierung in Mainz gelang den beiden SPD-Abgeordneten jetzt ein weiterer Durchbruch: Trotz anstrengender, nächtelanger Opel-Verhandlungen in Berlin kam eigens der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) in die Eifel und verkündete: „Das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn liegt vor.

Weiter hieß es:

Das Gutachten hat ergeben, dass eine vollständige Reaktivierung von Andernach bis Gerolstein volkswirtschaftlich rentierlich ist.“ Diese Reaktivierung werde nun in Abstimmung mit dem Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr umgesetzt, so der Minister. Am 9. Juni entscheidet der Zweckverband über die weiteren Schritte.

Die Eifel-Zeitung hat nachgefragt

Die Eifel-Zeitung hat im Anschluss an die Pressemeldung im regionalen SPD-Bürgerbüro in Kirchweiler die Machbarkeitsstudie angefordert. Am 9. Juli hat uns das SPD-Bürgerbüro informiert, man habe jetzt aus dem Wirtschaftsministerium die Information bekommen, dass die Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn noch nicht in Mainz vorliegt.

Wir erinnern uns!
Vor der Kommunalwahl sagte der Wirtschaftsminister:

„Das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zur Eifelquerbahn liegt vor“.

Die Eifel-Zeitung wollte wissen, was denn nun tatsächlich stimmt und hat sich direkt an den Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz-Nord gewandt. Schließlich ist der Verband der Auftraggeber gewesen und sollte es wissen. Umso überraschender war für uns die Antwort aus Koblenz.

Finanzierungskonzept fehlt!

Im Gespräch mit dem Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz-Nord haben wir erfahren, dass bisher lediglich die Entwurfsfassung einer Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung der Eifelquerbahn von Gerolstein bis Andernach vorliegt. Es seien aber aufgrund dieser Entwurfsfassung in einer nichtöffentlichen Sitzung bereits Beschlüsse gefasst worden. Auf die Frage, wann man mit der Endfassung der Machbarkeitsstudie rechnen kann, hieß es: „Das wird noch dauern, jetzt sind erst einmal Sommerferien. Es gibt noch kein Maßnahmenpaket für die Infrastruktur.“ Auf unsere Frage, ob die Finanzierung steht, hieß es: „Nein! – erst muss noch ein Finanzierungskonzept erarbeitet werden.“
Man springt also ohne Fallschirm aus dem Flugzeug und hofft, dass man von irgendjemandem unten aufgefangen wird.

Nur Wahlkampf-Floskel?

Was ähneln sich doch die Dinge. Da werden Beschlüsse gefasst in nichtöffentlichen Sitzungen, völlig ohne Plan, wie man die Vorhaben später finanziell umsetzen kann. Noch nicht einmal die theoretischen Kosten stehen fest, wenn man sagt, man habe noch kein Maßnahmenpaket für die Infrastruktur. War die Pressemeldung vor der Kommunalwahl etwa nur eine Wahlkampf-Floskel?

In der Pressemeldung hieß es außerdem:

Angesichts der vielen positiven Effekte einer Reaktivierung lohne sich dies aber. Positive Effekte sahen die Anwesenden einerseits in Bezug auf den Arbeitsmarkt: Die Eifelquerbahn und die Investitionen in die benötigte Infrastruktur schaffen neue Arbeitsplätze vor Ort. Weitere Vorteile seien die bessere Verkehrsanbindung der Eifel an die Ballungszentren im Ruhrgebiet, im Rheinland und im Rhein-Main-Gebiet. Diese Vernetzung biete den Menschen vor Ort neue Möglichkeiten. Mit der kompletten Reaktivierung zwischen Andernach und Kaisersesch gebe es eine direkte Anbindung bis an den Rhein.

„Wir machen’s einfach“

Frei nach dem rheinland-pfälzischen Motto: „Wir machen’s einfach“, macht in Zeiten leerer Kassen wenig Sinn. Natürlich würde es einem Betreiber der Eifelquerbahnstrecke gefallen. Aus Gerolstein hört man ua. „das Großprojekt Nürburgring profitiere von einer vollständig reaktivierten Bahnstrecke.“ So ein Quatsch! Kein Mensch fährt per Bahn zum Nürburgring. Oder denkt man in Gerolstein etwa, die neue Achterbahn fährt von Daun bis zum Nürburgring?

Nur wenn es Sinn macht

Die Eifel-Zeitung hat nichts gegen die Verbesserung der Bahn-Infrastruktur, aber das muss auch Sinn machen. Wir sollten uns hier im Vulkaneifelkreis im Wesentlichen konzentrieren auf eine Verbesserung der Strecke Trier – Gerolstein – Jünkerath – Köln, und zwar was die Strecke selbst angeht, den Fahrplan, das Waggon-Material und, last but not least, auch den Zustand der Bahnhöfe, der endlich verbessert werden muss. Da sollte besser mal über eine Elektifizierung der Strecke Trier – Köln nachgedacht werden. Da wären Steuergelder besser angelegt als bei möglicherweise hoch subventionierten Hobby-Bahnen. Ohne Staatsgelder gäbe es nämlich keine Hobbybahnen.

20 Millionen bis 2011

Nach Informationen der Eifel-Zeitung sind es nicht nur 20 Millionen Euro Steuergelder, die bis 2011 in die Reaktivierung und den Betrieb der Eifelquerbahn fließen sollen, sondern im Laufe der nächsten zwanzig Jahre mindestens 90 Millionen Euro. Man muss auch nüchtern betrachten, dass die Eifelquerbahn keine Verbindung wird für Leute, die mit der Bahn ganz normal im Tagesgeschäft irgendwo hinfahren wollen. Es wird also kein Anschluss von hier an das ICE Netz. Aber man glaubt, damit ältere Herrschaften aus dem Bundesbahnnetz aus Richtung Andernach nach Daun, Gerolstein und vielleicht auch später nach Prüm zu bekommen. Man glaubt auch, dass ältere Herrschaften auf schnelle Zugverbindungen keinen Wert legen, sondern darauf, dass es überhaupt eine Zugverbindung gibt.

Können Politiker noch mit Geld umgehen?

Unweigerlich wird man mittlerweile von dem Gefühl überrannt, dass unsere Politiker im Land und teilweise auch im Bund nicht mehr realistisch mit Geld umgehen können. Bestes Beispiel ist der „Nürburgring“. Wir können doch nicht aus Deutschland nur noch einen großen Freizeitpark machen. Woher sollen die Steuereinnahmen dann kommen? Die Reaktion wird sein, dass man durch immer noch höhere Steuern die produzierenden Betriebe und Dienstleistungsbetriebe ganz kaputt macht.

- Artikel aus Eifelzeitung 29. KW 2009 -

Nur zur Info. Sonst wurde in der EZ eher positiv über die Eifelquerbahn berichtet. Scheinbar hat sich die Stimmung/ Meinung etwas geändert...


MfG Andreas
Talent78
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Talent78 »

Eifelzeitung (Ausgabe Nr.29/ 2009) hat geschrieben:Ohne Staatsgelder gäbe es nämlich keine Hobbybahnen.
Einer meiner Lieblingssätze aus dem unerschöpflichen Werk "Die Presse und die Eisenbahn".
Ich ergänze:
Ohne Staats-(Steuer-)gelder gäbe es überhaupt keine Eisenbahn. Ja, auch eine noch so profitable ICE-Strecke muss erst einmal gebaut werden. Ich habe noch nicht gehört, dass sich solche Projekte aus wohltätigen privaten Spenden finanzieren. Dagegen dürfte der Aufwand an der EQB relativ gering sein.
Das gleiche gilt im übrigen, es wird für manchen eine Überraschung sein, auch für Autobahnen und sonstige Straßen. Die Privatisierung von Investitionsrisiken hat sich ja auch hier noch nicht recht durchsetzen können.
Im übrigen hat eine "Machbarkeitsstudie" meines Erachtens nach nur wenig mit einem "Finanzierungskonzept" zu tun. Deswegen heisst es ja auch unterschiedlich.
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kyllbruecke
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von kyllbruecke »

Wie dieser Artikel geschrieben ist zeigt wieder mal, dass die Eifel-Zeitung niemals über den Status eines Käseblatts hinauskommen wird!


Zugegeben, ein paar Argumente der Politiker waren wirklich sehr fragwürdig, z.B. dass die Region durch die EQB besser an Rhein-Ruhr angebunden wird (was ja durch die jetzige Verbindung bereits gegeben ist). Und dass sie die Inanspruchnahme dieser Strecke so sehr in Frage stellen und weiterhin von Hobbybahnen sprechen, zeigt auch dass sie sich wohl nicht über die geplante Nutzung informiert haben, sondern dabei einfach nur an eine Bimmelbahn denken, die durch die Eifel tuckert.

Das Betriebskonzept vom RLP-Takt gilt es wirklich zu überdenken, denn wenn der SPNV-Nord wirklich nur eine Regionalbahn von Andernach nach Gerolstein schickt, dann wird das Fahrgastaufkommen sicher nicht hoch sein!
Zuletzt geändert von kyllbruecke am Montag 27. Juli 2009, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
rrobby
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von rrobby »

Das Betriebskonzept vom RLP-Takt gilt es wirklich zu überdenken, denn wenn der SPNV-Nord wirklich nur eine Regionalbahn von Andernach nach Gerolstein schickt, dann wird das Fahrgastaufkommen sicher nicht hoch sein!
Die EQB wrd wohl immer eine Bahnlinie im Nebenstreckebetrieb sein, also Verkehr nicht über 50km/h. So wird wohl nur einmal stündlich ein 628 hin und her pendeln.....

rrobby
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Eurorunner »

Talent78 hat geschrieben:
Eifelzeitung (Ausgabe Nr.29/ 2009) hat geschrieben:Ohne Staatsgelder gäbe es nämlich keine Hobbybahnen.
Einer meiner Lieblingssätze aus dem unerschöpflichen Werk "Die Presse und die Eisenbahn".
Ich ergänze:
Ohne Staats-(Steuer-)gelder gäbe es überhaupt keine Eisenbahn. Ja, auch eine noch so profitable ICE-Strecke muss erst einmal gebaut werden.
Und selbst die SFS Köln-Frankfurt ist selbst der Bahn zu teuer geworden, wie jetzt in der Wirtschaftswoche zu lesen ist:

Zitat aus http://www.wiwo.de/unternehmer-maerkte/ ... -403300/4/

Die Tempo-Routen sind eine Fehlinvestition. Die Schnellstrecke von Köln nach Frankfurt beispielsweise verschlang 6,5 Milliarden Euro — der ICE kann hier zwar teilweise Tempo 300 fahren, muss im Stadtgebiet aber auf Bummelzugniveau drosseln. Selbst in Vorstandskreisen heißt es, diese Strecke „braucht kein Mensch“. Eine schlichtere Variante, ausgelegt auf bis zu 230 Kilometer pro Stunde, hätte fast die gleiche Fahrzeit ermöglicht. Sie wäre aber um die Hälfte billiger gewesen.
Gruß aus Neuss

Markus
Rolf
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Rolf »

Dem Artikel kann ich auch eher wenig abgewinnen. Einige Gedanken geben allerdings zu Denken: Wenn nur eine begrenzte Summe zur Verfügung steht, wovon ich auch ausgehe, stellt sich in der Tat die Frage, was Priorität haben sollte, die Attraktivitätssteigerung vorhandener Strecken oder die Reaktivierung stillgelegter Verbindungen. Wenn ich etwa mit dem für die Eifelquerbahn vorgesehenen Geld die Eifelhauptbahn signifikant beschleunigen könnte (eine Elektrifizierung ist zwar utopisch, aber die Rückkehr funktionierender Pendolinos ist da schon realistischer), käme ich gewaltig ins Grübeln.
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eifelhero
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von eifelhero »

Die Reaktivierung Andernach-Gerolstein für 20 Millonen Euro ist doch günstig.
Immerhin gibt es für den Betrag knapp 95 Kilometer modernen Nahverkehr, davon 70 in einer der schönsten Ecken der Eifel. :D
6 Kilometer A1 kosten 85 Millonen.
Und mal Ehrlich. Ist eine Nebenbahn in der Eifellandschaft nicht schöner wie so ein Moloch Autobahn.
Und der Nebeneffekt:Ihr könnt eure Kiste in der Garage lassen und zur Eifelrundfahrt starten.
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von rrobby »

Die Reaktivierung Andernach-Gerolstein für 20 Millonen Euro ist doch günstig.

Das mag ja sein, aber die EQB wird danach aber bestimmt nie rentabel betrieben werden können, dafür tangiert sie zu wenig Städte und zudem liegen viele der Bahnhöfe auch noch in ungünstigen Lagen der Städte. zBin Ulmen außerhalb der Ortschaft weit ab vom Zentrum. Da ist man mit dem Auto fast schneller in Daun als zu Fuß am Bahnhof.

rrobby
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eifelhero
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von eifelhero »

Was heißt hier rentabel?
In meinen Augen funktioniert so ein Verkehrsunternehmen nur als Mischkalkulation.Der zu 175 % ausgelastete IC von dingens nach dahinten muß die Zulieferstrecken mitragen können.Und außerdem:
Guck mal Rechts und Links vom Schienenstrang, was da die letzten 25 Jahre vergammelte bzw grobwillig kaputtgemacht wurde.Als Transregio Mayen-Andernacht übernahm, war die Strecke auch am Ende.DB hat Volksvermögen zerstört,anschließend neues bekommen und setzt sich seit dem Fahrplanwechsel wieder ins gemachte Nest.
Wenn ich keine Kundschaft will, siehe Mora c, bewußtes zerstören von Reiseabläufen, man denke mal zurück an die Verbindung Gerolstein-Andernach, in Kaisersesch umsteigen !!!!! mit 30 Minuten Aufenthalt. Wer tut sich das schon freiwillig an.Düren-Heimbach würde es heute auch nicht mehr geben, wenn die Dürener Kreisbahn
den laden nicht übernommen hätte.
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Rolf
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Rolf »

Hat jemand eine ungefähre Vorstellung, was eine Ertüchtigung der Strecke für Neigetechnik zusätzlich kosten würde und was das an Fahrtzeitgewinn bringen könnte?

Für eine ernsthafte Konkurrenz zum Auto im Berufsverkehr erscheint mir die gegenwärtige/absehbare Fahrtzeit (mit konventioneller Technik) zu lang.

Im Raum Nürnberg kann man erleben, wie attraktiver, schneller Nahverkehr auf Nebenstrecken aussieht. Es ist ein Genuss, mit den elaganten, schnellen Pendolinos (BR 610) durch die Landschaft zu brausen. Unglaublich, was der Pendolino auf der kurvigen Strecke an Geschwindigkeit und Fahrzeitgewinn herausholt. Man hat (fast) das (Fahr-) Gefühl, in einem 'Schnellzug' zu sitzen. Das erscheint mir auch psychologisch wichtig: Wer die Alternative als modernen, flotten Zug wahr nimmt und nicht als altmodische 'Bimmelbahn', wird im Berufsverkehr eher geneigt sein, das Auto stehen zu lassen. Für den Freizeitverkehr (mit den sympatischen Uerdingern) mag konventionelle Technik sogar reizvoller sein, im Berufsverkehr ist sie es sicher nicht.

Neigetechnik ist nach meiner Einschätzung DER Weg, der beschritten werden muß, um Eisenbahn in der Fläche und bei kurvenreichen Strecken, in Konkurrenz zum Auto (insbes. im Berufsverkehr), attraktiv zu machen.
rrobby
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von rrobby »

Hallo Rolf,
erstmal müssten Neigetechnikzüge verfügbar sein, zweitens ist die Eifelquerbahn meines Wissens nach eh nur für den vereinfachten Nebenbahnbetrieb ausgelegt, also max 50km/h schnelle Züge, es fehlt ensprechende Signalechnik, und diverse Bahnübergänge sind nur mit Andreaskreuz gesichert, müssten also aufgerüstet werden. Ich glaube kaum, dass auf der EQB mehr als 628er im Ein- odrer Zweistundentakt fahren würden.

rrobby
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Wolfgang Müller
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Wolfgang Müller »

Hallo Rolf,

der Einsatz von Neitec-Zügen auf der EQB geht schon deshalb nicht, weil die Neigetechnik - meines Wissens - erst ab 70 km/h einsetzt.
Gerhard
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Gerhard »

Hallo zusammen,
was zählt, ist die Gesamtreisezeit vom Quell- zum Zielort. Ob die Reisezeit auf der Querbahn durch technische Maßnahmen gekürzt werden muß, hängt davon ab, ob die Linie die Taktknoten an beiden Enden sowie unterwegs (Busanschlüsse) erreicht - oder ob irgendwo lange Wartezeiten die Attraktivität der Strecke für Umsteiger reduzieren würden.

Wie andere schon festgestellt haben, berührt die Strecke wenige Orte mit nennenswertem Fahrgastpotential; Fahrgäste werden also zum guten Teil von Zubringern (meist Bussen) auf die Querbahn umsteigen. Es geht nun darum, ein tragfähiges Gesamtkonzept zu erstellen, das die Querbahn sowohl an ihren Endpunkten als auch an Verknüpfungspunkten entlang der Strecke optimal mit den Zubringern verknüpft.

In Orten wie Daun und Ulmen, wo der Weg zum Bahnhof für viele länger als zehn Minuten wäre, müßten auch Ortsbusse untersucht werden, wie sie in der Schweiz üblich sind, aber auch in einigen Dörfern an der vor ein paar Jahren wiedereröffneten Vinschgaubahn in Südtirol. Dort kurvt sieben Tage in der Woche, vom frühen Morgen bis neun Uhr abends, der Dorfbus herum. Er bedient sowohl den Hauptort wie auch weiter außen liegende Dörfer so, daß die man zwei, drei Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof anlangt, und bei der Rückkehr gleich wieder in den Bus steigen kann und wenige Minuten später daheim ist. Darüber hinaus dienen die Dorfbusse aber auch dem innerörtlichen Verkehr, für die Fahrt zur Arbeit, zum Einkaufen und für die Freizeit. Die gelben Kleinbusse werden von der Bevölkerung als existentiell angesehen; diskutiert wird in den Dörfern nicht über die von der Gemeinde aufzubringenden Subventionen, sondern über die Erweiterung des Liniennetzes und die Verbesserung des Service. Neben ihrer praktischen Funktion stärken die Dorfbusse das Dorfzentrum - da man den Wochenmarkt und die ortsansässigen Fachgeschäfte bequem mit dem Dorfbus erreichen kann, erübrigen sich Autofahrten zu weiter draußen liegenden Großmärkten. Bürger und lokale Firmen profitieren also ganz eindeutig. Trotzdem fürchte ich, daß es in der Eifel lange dauern wird, bis bei den Entscheidungsträgern (männlich, Mitte 50, Mercedesfahrer) die emotionale Bindung an den fahrbaren Unter- und Persönlichkeitsersatz ein wenig gelockert ist...

Gerhard
bodo
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von bodo »

Was sich hier auch anbietet, ist ein Taxibus-Konzept. Als dieses vor einigen Jahren im Kreis Euskirchen eingeführt wurde, empfand ich das als enorme Bereicherung. Statt Bussen in nicht existierender Taktung fahren je nach Andrang Taxis, Kleinbusse oder Busse im Stundentakt, abgestimmt auf die Abfahrtszeiten der Züge. Wird kein Bedarf angemeldet, fährt auch nichts.
Rolf
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Re: Kritik an der Eifelquerbahn (EZ 29/2009)

Beitrag von Rolf »

rrobby hat geschrieben:... zweitens ist die Eifelquerbahn meines Wissens nach eh nur für den vereinfachten Nebenbahnbetrieb ausgelegt, also max 50km/h schnelle Züge, es fehlt ensprechende Signalechnik, und diverse Bahnübergänge sind nur mit Andreaskreuz gesichert, müssten also aufgerüstet werden. ...
Wenn das so ist (VMax 50 km/h), kann man sich ja ausrechnen, was das an Fahrtzeiten bedeutet (im Prinzip also wie früher). Bei den absehbaren langen Fahrtzeiten, der kurvigen (Wege verlängernden) Streckenführung der EQB und der Randlage wichtiger Bahnhöfe frage ich mich, wie man so eine nennenswerte Zahl Pendler und andere Fahrgäste für die Bahn gewinnen will. SO kann die Bahn m. E. keine Konkurrenz zum Auto sein, zumal die Autobahn auch noch weitgehend parallel verläuft. Eine echte Alternative zum Auto im Alltag (ich meine nicht den touristischen Ausflugsbetrieb) sieht anders aus (vor allen Dingen muss sie schnell sein). Tut mir Leid, aber das überzeugt mich alles (noch) nicht.
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