Rurtalbahn wirklich in Gefahr ?

Rurtalbahn (Düren - Heimbach)
Antworten
Michael B.
Beiträge: 151
Registriert: Samstag 22. April 2006, 18:22
Wohnort: Hückelhoven
Kontaktdaten:

Rurtalbahn wirklich in Gefahr ?

Beitrag von Michael B. »

Kann man die Dürener Grünen eigentlich noch ernst nehmen - ich jedenfalls nicht !

Zitat von http://www.gruene-dueren.de/verband/290/index.html
"Rurtalbahn in Gefahr?

Düren, 28.3.06, Pressemitteilung

Rurtalbahn in Gefahr?

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Ministerpräsident Rüttgers verkaufen den ÖPNV in NRW

GRÜNE: Dem Land droht eine Streichorgie bei Bussen und Bahnen, die auch die Rurtalbahn gefährdet!

Die Regionalisierung des öffentlichen Nahverkehrs als ein wesentlicher Teil der Bahnreform hat die Länder seit 1994 in die Lage versetzt, das Nahverkehrsangebot auszubauen und bürgernäher zu gestalten. Mit Hilfe der bislang vom Bund garantierten Regionalisierungsmittel konnte das Verkehrsangebot seit 1996 um 20 Prozent und die Zahl der Fahrgäste um mehr als 30 Prozent gesteigert werden.
Unter rot-grüner Regierungsverantwortung ist das Land NRW im bundesweiten Vergleich zum Bahnland Nummer 1 geworden.

Auf Vorschlag von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat die Große Koalition in Berlin im Kabinettsbeschluss zum Haushaltshaltsbegleitgesetz 2006 eine Kürzung der Regionalisierungsmittel um insgesamt 3,3 Milliarden Euro bis 2010 beschlossen
Für das Land NRW werden sich die im Bundeshaushalt vorgesehen Kürzungen bis zum Jahr 2010 auf eine Summe von 518,80 Millionen Euro summieren.
Die Agentur Nahverkehr NRW hat errechnet, dass alle Bahnlinie mit bis zu 1900 Fahrgästen in NRW stillgelegt werden müssten, um die Kürzungen aufzufangen. Dies würde auch eine Gefahr für die Rurtalbahn Richtung Heimbach bedeuten, deren Fahrgastzahlen nur knapp darüber liegen.

Dazu Verena Schloemer, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Stadtratsfraktion Düren: „Mit der Verabschiedung des Bundeshaushaltes plant die Bundesregierung massive Einschnitte in die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur der Länder. Wer die Regionalisierungsmittel wie angekündigt um 3,2 Milliarden Euro kürzen will, trägt die Verantwortung dafür, dass die ländlichen Regionen wesentliche Verkehrsanbindungen verlieren und gibt den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs als politisches Ziel vollständig auf.

Die schwarz - gelbe Landesregierung wird die Situation noch einmal drastisch verschärfen. Im Landeshaushalt sollen die Ausgleichsleistungen für den Schülerverkehr um 27 Millionen Euro gekürzt werden. Damit wird der ÖPNV in der Fläche doppelt in die Zange genommen.“

Verena Schloemer: "Die vor wenigen Tagen veröffentlichten Daten zur Entwicklung der Erderwärmung machen deutlich, dass wir ein sofortiges Umsteuern unserer Klima- und damit Verkehrspolitik nötiger denn je brauchen. Daher ist es uns vollkommen unverständlich, dass an den entscheidenden Stellen zur Schadstoffreduzierung gespart wird. Wir werden den Bürgerinnen und Bürgern in NRW deutlich machen, wem sie es zu verdanken haben, wenn ihre Bahn vor der Haustür demnächst nicht mehr fährt.“
Ehrlich gesagt musste ich erst mal lachen ,als ich den artikel las , die Rurtalbahn ist doch nicht wirklich in Gefahr ,oder ?

Gruß,
Michael b.
Benutzeravatar
Clemens Kistinger
Administrator
Beiträge: 994
Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17
Kontaktdaten:

Beitrag von Clemens Kistinger »

Hallo Michael!

Ich gehe auch hier mal davon aus, dass die Strecken Düren->Jülich und Heimbach->Düren gemeint sind....

Natürlich sind diese gefährdet, genauso wie viele andere Nebenstrecken in ganz NRW!!!

Auf allen Nebenstrecken sind teilweise extreme Kürzungen bis Stilllegungen zu erwarten, wenn unser Verkehrsminister wirklich Ernst macht!

Gruß
Clemens Kistinger
Forenadministration

Sendungen online aufzeichnen und dann herunterladen:
http://www.onlinetvrecorder.com/?ref=904570
Michael B.
Beiträge: 151
Registriert: Samstag 22. April 2006, 18:22
Wohnort: Hückelhoven
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael B. »

Aber mal im Ernst :doch nicht auf der Rurtalbahn , wo doch erst vor ein paar Jahren die Infrastruktur (Übrigens ebenfalls im Besitz von DKB/Rurtalbahn) erneuert wurde ,neue Haltepunkte gebaut wurden , neue Fahrzeuge angeschafft wurden , die Fahrgastzahlen um 500 % im Vergleich zu DB-Zeiten erhöht wurden , der Bahnhof Heimbach erst kürzlich wieder eröffnet wurde etc ......

Kurzum : Die Rurtalbahn (sowohl Strecken , als auch Unternehmen )
ist doch das Musterbeispiel für erfolgreichen ÖPNV ...
RTB R. Sprinter Jockey
Beiträge: 86
Registriert: Montag 24. Januar 2005, 19:22
Wohnort: Düren

Beitrag von RTB R. Sprinter Jockey »

Das mag wohl so sein , wie du sagst Michael, das Interessiert aber unsere Politiker nicht. Die Rurtalbahn trägt sich nur dank massiver Unterstützung des Landes. Hier meine ich natürlich nur die ÖPNV Sparte.
Bereits geleistete Zahlungen des Landes in Infrastruktur usw sind da auch sehr unrelevant. Wiso kann die DB noch Haufenweise Geld in Strecken stecken, die dann kurze Zeit später stillgelegt werden??

Sollte es so kommen, wie in dem Bericht beschrieben, wäre die Rurtalbahn stark gefährdet! Ein ordentlicher ÖPNV wäre dann auf den Strecken der RTB nicht mehr möglich.
Düren -Linnich möglicherweise gerade noch so...aber Düren - Heimbach nicht mehr, da diese Strecke auch vom Unterhalt Kostenintensiver ist.

Hoffen wir, das es nicht so weit kommt.

Gruß aus der Voreifel...
Im alten Forum auch bekannt als RTB:R Sprinter Jockey.
Michael B.
Beiträge: 151
Registriert: Samstag 22. April 2006, 18:22
Wohnort: Hückelhoven
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael B. »

Ich glaube nicht , das sich der Kreis Düren die Rurtalbahn "kaputtsparen" lassen würde ... mit der Rurtalbahn sind doch sehr viele Arbeitsplätze verbunden und schließlich ist man da doch auch stolz , eine Strecke , die die DB als unrentabel bezeichnete wieder rentabel gemacht zu haben ....
Benutzeravatar
Clemens Kistinger
Administrator
Beiträge: 994
Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17
Kontaktdaten:

Beitrag von Clemens Kistinger »

Der Kreis wird aber nicht mehr viel ändern können, wenn er "von oben" die Daumenschraube angesetzt bekommt....
Clemens Kistinger
Forenadministration

Sendungen online aufzeichnen und dann herunterladen:
http://www.onlinetvrecorder.com/?ref=904570
Aggertaler
Beiträge: 112
Registriert: Donnerstag 14. April 2005, 13:39
Wohnort: Rösrath

Zugkilometer

Beitrag von Aggertaler »

Guten Morgen,
Wenn die Rationalisierungsmittel in dem von der Bundesregierung geplantet Maß reduziert werden, sind Kürzungen von Zugkilometern notwendig, d.h. der VRS, AVV, VRR, etc. sind in der Pflicht 5%, 10% oder was auch immer am Ende für eine Zahl da stehen wird Zugkilometer einzusparen. Man kann natürlich nach dem Gießkannenprinzip vorgehen und einzelne Züge abbestellen (so passiert in der letzten Kürzungsrunde vor 2 Jahren, es wurden Züge in Tagesrandlage auf fast allen Linien gestrichen, was kaum jemand aufgefallen ist), z.B. könnte man bei RE 1 jeden 2. Zug abbestellen (2h-Takt), da dieses zu chaotischen Verhältnissen führen würde, wird es im schlimmsten Fall die Nebenbahnen treffen. Um dieses möglichst drastisch darzustellen haben die Interessenverbände (Die Grünen/Pro Bahn) die (in meinen Augen richtige) Methode gewählt ein Horrorszenario darzustellen. Bei uns im Bergischen z.B die Einstellung der RB 25 Köln-Marienheide. Wir können nur die Daumen drücken, dass die Entwicklung so schlimm kommt. Wichtig ist immer darauf hinzuweisen, dass es Bundesländer gibt, die die Rationalisierungsmittel vom Bund nur für den ÖPNV (NRW) und andere die Mittel zweckentfremdet z.B. für den Straßenbau (Sachsen-Anhalt) ausgeben. Hier muß in meinen Augen angesetzt werden. Da die Bestellungen seitens der Verkehrverbünde für 2007 bereits abgegeben sind, wird es bis 2007 erst mal keine Änderungen geben (es sei denn die Bundesregierung zwingt die Länder dazu, was allerdings zu hohen Regressansprüchen der DB Regio und anderer Verkehrsunternehmen führen dürfte).

Soviel zur großen Politik am Sonntagmorgen. Schönen Sonntag

Euer Aggertaler
bördebahn
Beiträge: 71
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 22:51
Wohnort: Düren

Beitrag von bördebahn »

Ich denke "man", das Land, muss einfach entscheiden was es will, einen ordentlichen ÖPNV - oder eben keinen.

Allerdings kann ich nur immer wieder darauf aufmerksam machen, dass sich der Fahrgast dies nicht einfach so gefallen lassen darf!
Es kann nicht sein, dass derjenige der am lautesten brüllt und vermeindlich das effektivere Verkehrsmittel (MIV) unterstützt recht bekommt.
Auch am ÖPNV hängen Arbeitsplätze - nicht nur an der Automobil und Strassenbauwirtschaft.

Ich kann nur an den landesweiten Aktionstag am Mittwoch, 10.05. aufmerksam machen!
Hier die eigene Meinung kund tuen und sich bemerkbar machen!

HP zur Aktion:
http://www.gegen-kuerzungen-bei-bus-und-bahn.de
...die Eisenbahn in ihrem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf...
la_linea
Beiträge: 7
Registriert: Donnerstag 24. November 2005, 14:32
Wohnort: Rheinland

Komplexes Thema

Beitrag von la_linea »

Diese Diskussion um die Kürzungen der Regionalisierungsmittel ist ein sehr komplexes Gebiet, über das man seitenweise schreiben könnte. Zunächst einige Fakten:

Der Bund in Vertretung durch den bereits früher durch seine ÖPNV-feindliche Haltung aufgefallenen Finanzminister Steinbrück, den CDU-Haushaltspolitiker Kampeter und Verkehrsminister Tiefensee beharren weiterhin auf den Streichungen.

Im Bundesrat wurde das entsprechende zustimmungspflichtige Haushaltsbegleitgesetz von den Ländern jedoch abgelehnt und befindet sich im Vermittlungsausschuss. Eine endgültige Entscheidung über die tatsächliche Höhe der Kürzungen ist frühestens im Juni zu erwarten.
Sicher ist aber, dass in jedem Fall schmerzhafte Kürzungen zu erwarten sind, auf die jedes Bundesland und jeder Verbund jedoch individuell reagieren werden.

Das Szenario mit den Gesamtstillegungen aller Strecken mit weniger als 1900 Fahrgästen ist zur Aufrüttelung sicher nützlich, aber nicht unbedingt realistisch. Sobald feststeht, dass der oder jener Verbund einen bestimmten Prozentsatz weniger Geld erhält, müssen entsprechende Zugleistungen abbestellt werden. Dass hierbei einzelne Regionen komplett vom SPNV abgehängt werden, während anderswo z. B. ein 10-Minuten-S-Bahn-Takt oder Spätverkehre völlig unangetastet bleiben, ist in den Zweckverbandsversammlungen politisch kaum durchsetzbar.

Der AVV würde sicherlich statt der kompletten Rurtalbahn z. B. in Tagesrandlagen verkehrende RE-Züge abbestellen, da deren lange Laufwege auch viele Zugkilometer bringen.

Die Rurtalbahn hat als Plus gegenüber den DB-Strecken auch zu verzeichnen, dass hier nicht die Hälfte der gezahlten Regionalisierungsmittel durch Trassenpreise aufgefressen werden. Die Erlössituation auf den Rurtalbahnstrecken ist daher wesentlich besser als bei DB-Nebenstrecken. Der letzte noch veröffentlichte Geschäftsbericht vor der Teilprivatisierung zur Rurtalbahn GmbH weist einen Zuschussanteil von nur noch etwa 15 % aus, so dass der Kostendeckungsgrad der Rurtalbahn auch ohne die Regionalisierungsmittel sehr hoch ist.
Wolfgang Müller
Beiträge: 421
Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17

Beitrag von Wolfgang Müller »

Hallo la_linea,

das kann ich nur bestätigen. Die allgemeine Meinung, dass da eben zuerst die ländlichen Strecken angetastet werden, wegen einer gewissen Unwirtschaftlichkeit, ist der größte Unsinn. Im Prinzip sind gerade oft diese Strecken viel wirtschaftlicher als manche Ballungsraumlinie. Beispiel die Erfttalbahn Euskirchen - Bad Münstereifel, noch von der DB betrieben, stand vor Jahren auf der Abschußliste. Heute gibt es dort keine einzige Weiche mehr, auch kein Personal. Dadurch sind auch die Betriebs- und Unterhaltungskosten der Strecke sehr niedrig. Es ist den ganzen Tag nur ein Fahrzeug im Umlauf (Ausnahme Schülerzüge und Berufsverkehr). Der ehemalige VRS Geschäftsführer Walter Reinartz hat mir einmal bestätigt, dass man eigentlich garnicht mehr kostengünstiger produziern könne als auf der Erfttalbahn. Dazu haben sich die Fahrgastzahlen kontinuierlich nach oben entwickelt.

Man sollte erst mal was bei der Luxusbedienung mancher Ballungsraumstrecke einsparen.
Antworten

Zurück zu „Rurtalbahn (Düren - Heimbach)“