Bedarfshalte auf der Eifelstrecke

[Big Steve]

Wie man sich so über einen Bedarfshalt aufregen kann...
Ist denn heute kein Mensch mehr in der Lage, ohne ständig an die Hand genommen zu werden sein Leben zu bestreiten?

[aldiator]

In Kottenforst oder der Zuckerfabrik auf der RB-23, sorry S-23 und mittlerweile Meckenheim-Kottenforst sowie Euskirchen-Zuckerfabrik, kommt die Durchsage "<Stationsname> Bedarfshalt, wenn Sie aussteigen möchten so betätigen Sie bitte die Haltewunschtaste".
Was ist daran zu schwer? Das ist doch ein ganz einfacher Prozess und sollte nicht zu Problemen führen. In den Bussen ist das doch genau so: "Kein Drücken kein Halt, basta!"

Schwieriger ist es beim Einsteigen, aber da stellt sich der Fahrgast einigermaßen sichtbar hin und der Zug hält und der Einstieg ist möglich. Wenn sich die Fahrgäste verstecken, dann ist er / sie / es eben selber Schuld, dass er / sie / es nicht mitgenommen wird. Aber an den Wetterhäuschen, in der Eifel übrigens sehr wichtig, sind in der Regel funktionsfähige Beleuchtungsintrumente durch welche es dem Triebwagenführer möglich ist die potentiellen Fahrgäste zu sehen.

[Big Steve]

Ich versteh das auch nicht, bin bis jetzt noch nie an der Zuckerfabrik stehen gelassen worden, obwohl der Bahnsteig in der Kurve liegt.
Und wenn man sich den Fahrplan und den Aushang nicht ansieht, dann hat man selbst Schuld. Das kann man der Bahn definitiv nicht ankreiden.
Und wenn der störrische Eifeler das nicht mitmacht und lieber das Auto nimmt, dann ist das so, Reisende soll man nicht aufhalten.

[M&M]

Bedarfshalte hat es doch auch in der Eifel schon vor Ewigkeiten gegeben. Nur eben nicht an den jetzt benannten Stationen der Eifelstrecke.

Sofern eine Station häufiger von keinem Fahrgast genutzt wird, ist ein Bedarfshalt auch zweckmäßig - allein schon aus Gründen des Energieverbrauchs. Hinzu kommt ein Fahrtzeitgewinn und das subjektive Gefühl der Fahrgäste nicht grundlos an jeder "Milchkanne" halten zu müssen.

Im Detail müsste man nun sehen, wie hoch die Frequentierung der benannten Stationen tatsächlich ist. Ich persönlich kann mir schon vorstellen, dass hier Bedarfshalte Sinn machen - auch dann, wenn es natürlich für die Nutzer der jeweiligen Stationen anders schöner wäre (insbesondere dann, wenn man mal ganz ganz knapp unterwegs ist und nur die letzte Tür eines schon stehenden Zuges noch erhaschen würde). Man muss aber auch erwähnen, dass die meisten der hier benannten Stationen nun erstmals ganztägig stündlich mit Zügen in der Relation Köln - Trier bedient werden. Mein Mitleid gilt daher eher den Fahrgästen, welche durchgehend die Strecke von Köln oder Gerolstein bis Trier befahren und mit dem Konstrukt des RLP-Takts 2015 fast nur noch RB-Angebote haben...

Gruß M&M

[Rolf]

Was spricht denn dagegen, an den Bahnhöfen, die neuerdings Bedarfshalte sind, entsprechende Durchsagen zu machen? Wofür sonst hängen an den Bahnhöfen denn überhaupt noch Lautsprecher?

[bluesbrother]

Was spricht denn dagegen, an den Bahnhöfen, die neuerdings Bedarfshalte sind, entsprechende Durchsagen zu machen? Wofür sonst hängen an den Bahnhöfen denn überhaupt noch Lautsprecher?

Zur Ansage der automatischen Verspätungs- oder kurzfristigen Fahrplanänderungsmeldungen. Personifizierte Ansagen sind dort nicht vorgesehen und in der Regel auch nicht möglich. Dann müssten an den Bedarfshalten entsprechende regelmäßige automatische Ansagen vor der planmäßigen Abfahrtszeit der Züge erfolgen. Ob dies möglich oder gewollt ist, ist eine andere Sache.

[Rolf]

...Dann müssten an den Bedarfshalten entsprechende regelmäßige automatische Ansagen vor der planmäßigen Abfahrtszeit der Züge erfolgen. Ob dies möglich oder gewollt ist, ist eine andere Sache.

Das sollte im Jahr 2014 ja wohl kein Problem sein, an den betreffenden Stationen per Ansage auf den neuen Bedarfshalt hinzuweisen. Sinn machen solche Durchsagen in jedem Fall, wenn sie Bahn den Kunden als solchen wahrnimmt und nicht als lästigen Beförderungsfall. Im Zweifelsfall muss man eben mal die Programmierung der automatisierten Ansagen ändern. Wir fliegen mit unseren Sonden zum Mars und zu irgendwelchen Kometen. Aber ein paar Durchsagen sollen für die Bahn ein unlösbares Problem darstellen? Das wäre einfach nur lächerlich und ein Armutszeugnis.

[Rolf]

Wie ein vernünftiger Bedarfshalt ausgestattet sein sollte, habe ich heute zufällig in Österreich (Stuhlfelden) bei einer kleinen Nebenbahn (SLB) gesehen:



Eine sehr gut sichtbare Lichtzeichenanlage (bei Bedarf rot blinkend), sonst bei Zugeinfahrt grün zeigend.

Für den Fahrgast gibt es eine eindeutige, komfortable Möglichkeit, um den Bedarfshalt zu initiieren:



Nach meinen Beobachtungen funktioniert das schon recht betagte System absolut einwandfrei.

Von so viel Komfort kann man in der Eifel nur träumen. Es ist eine Unverschämtheit und Peinlichkeit der Extraklasse, was die große DB dem Kunden im führenden Industrieland Deutschland im Gegensatz zur kleinen SLB zumutet. Die DB ist ja nicht mal im Stande, entsprechende Durchsagen zu machen. Nicht zu fassen!

[Matty]

Hallo
ich habe gestern abend zufällig folgendes beobachtet:
Der Zug von Trier fuhr nachMürlenbach ein ( Kurve mit Gebäude auf der Innenseite und Betonhäuschen). Der Lokführer bremste und fuhr recht langsam bis an das Betonwartehäuschen heran bis er hineinsehen konnte. erst als er sah das auch dort keiner wartete hat er wieder gas gegeben ... sehr löblich!
Wenn das alle machen wird zumindest hier in Mürlenbach kein reisender mehr vergessen.
Die Fahrtrichtung Trier hat ja ein modernes Gläsernes Wartehäuschen und dort können die Wartenden frühzeitig gesehen werden.
Ich finde bei aller meckerei über die Bahn sollte soetwas doch mal lobend erwähnt werden.
Schönen Gruß aus der Eifel
Mathias

[Rolf]

Hallo
ich habe gestern abend zufällig folgendes beobachtet:
Der Zug von Trier fuhr nachMürlenbach ein ( Kurve mit Gebäude auf der Innenseite und Betonhäuschen). Der Lokführer bremste und fuhr recht langsam bis an das Betonwartehäuschen heran bis er hineinsehen konnte. erst als er sah das auch dort keiner wartete hat er wieder gas gegeben ... sehr löblich!
Wenn das alle machen wird zumindest hier in Mürlenbach kein reisender mehr vergessen. ...
Ich finde bei aller meckerei über die Bahn sollte soetwas doch mal lobend erwähnt werden.

Ich finde das nicht löblich, sondern mehr als selbstverständlich. Muss man in Deutschland schon froh sein, wenn man als Kunde von der Bahn nicht einfach stehen gelassen wird? Anfangs hat das ja offensichtlich nicht funktioniert, und scheinbar haben erst die Bescherden dazu geführt, dass die Bahn ihre Kunden endlich auch als solche wahr nimmt.

[Matty]

Nun wenn ich die Aushänge richtig verstehe soll man als Reisender auf sich aufmerksam machen .... wenn dann nun der Lokführer ausschau hält ob sich auch keiner im Häuschen befindet finde ich das löblich ... er muß es ja nicht tun macht es aber.

[Big Steve]

Richtig, auch Reisende haben ein bisschen Verantwortung für sich selbst. Es kann nicht immer jeder alles für den anderen übernehmen. Entweder man kriegt es auf die Reihe und stellt sich auf den Bahnsteig oder man hat Pech gehabt... kein Mitleid von mir für solche Leute.

[Rolf]

Richtig, auch Reisende haben ein bisschen Verantwortung für sich selbst. Es kann nicht immer jeder alles für den anderen übernehmen. Entweder man kriegt es auf die Reihe und stellt sich auf den Bahnsteig oder man hat Pech gehabt... kein Mitleid von mir für solche Leute.

Mit dieser Einstellung zum Kunden und dem Chaos der letzten Wochen wird es sicher gelingen, weitere potentielle Kunden zu vergraulen. Der Kunde wird ggf. einfach für zu blöd erklärt, anstatt darüber nachzudenken, wie man die Informationen besser an den Mann bringt, wenn es denn mit Aushängen nicht richtig klappt im Hinblick auf die ziemlich kurzfristig eingerichteten Bedarfshalte. Mehdorn lässt grüßen. Hier scheinen einige zu vergessen, dass die Bahn jenseits dieses Forums kaum noch Anhänger hat. Die meisten Kunden nutzen die Bahn doch nur noch notgedrungen. Wenn man gegensteuern will, dann bestimmt nicht durch das Chaos um die Bedarfshalte (neben den vielen anderen Defiziten). Die Bahn in Deutschland verliert vielfach Kunden. Hier in Österreich beobachte ich am o. g. Beispiel (SLB) urlaubsbedingt gerade, wie es ganz anders geht. Die Bedarfshaltestellen sind sauber, modern (auch wenn sie "auf alt" getrimmt sind), gut beleuchtet, der Bahnsteig ist täglich picobello geräumt und gestreut, obwohl hier in den letzten Tagen Massen von Schnee runter gekommen sind. Und die Informationen zum Bedarfshalt sind eindeutig und kaum zu übersehen. Und trotz extremem Winterwetter sind die Züge pünktlich, wie ich aus meinem Hotelzimmerfenster beobachten kann. Und das alles in der hintersten Provinz. Die SLB ist hier beliebt, wie ich in Gesprächen versichert bekomme, die Fahrgastzahlen nehmen zu, weil man den Kunden ernst nimmt, Verbesserungsvorschläge aufnimmt und den Betrieb ständig optimiert. Wenn man Albanien zum Maßstab nimmt, ist die Deutsche Bahn vielleicht kundenfreundlich. Wenn einem das ausreicht, bitteschön. Ich habe ein anderes Verständnis von Service. Mich wundert es jedenfalls nicht, dass der Bahn in der Eifel die Kunden weg rennen, wenn ich sehe, was gerade auf der Strecke los ist.

[Heiner Schwarz]

Dabei dachte ich zuerst, zwischen Stuttgart und Karlsruhe, oder, zwischen Württemberg und Baden, unterwegs gewesen zu sein.
Aber, ich war in Albanien. So lernt man immer dazu ....

Und zwar zwischen Bietigheim-Bissingen und Karlsruhe mit der dort so genannten S 5, die mit Karlsruher Stadtbahnwagen bedient wird.
Und die hat auch die Bedarfshaltestellen "albanischer Bauart". Also die mit ohne Knopf.
Und das, obwohl sie vom obersten und größten Kundenzufriedenheitsbahner aller Zeiten, dem Karlsruher Herrn Ludwig, bereits 1999 eingeführt wurde.

Erst auf dem eingleisigen Nahverkehrsgleis Grötzingen - Söllingen gibt es die Haltewunschtasten - aber, dieser Streckenteil ist ja auch schon 20 Jahre alt und hat eben das größte Fahrgastaufkommen.

Die österreichische Schmalspurbahn mit der abgebildeten Haltewunschtaste befindet sich seit 20 Jahren in einem Verbesserungsprozess, seit 2008 eben als eine Strecke der Salzburger Lokalbahn. Auch bei den Ösis wurde auch nicht alles an einem Tag erfunden ...

Und da wir nun in diesem Fädchen konstruktive Beiträge erleben können wie den von hape, wissen wir auch, dass es auch in der Eifel zielführende Gespräche zwischen Nutzern und Betreiber gibt.

Und wiederum andere stellen ihre beschränkte Kommunikationsunfahigkeit ja selber deutlich heraus ...
Die müssen dann aber auch nicht mehr ernst genommen werden.

[Rolf]

...wissen wir auch, dass es auch in der Eifel zielführende Gespräche zwischen Nutzern und Betreiber gibt....

Ein wahrlich tröstlicher Gedanke für alle, die stehen gelassen wurden. Es ist doch bezeichnend, dass erst mal etwas schief laufen muss, bevor der Betreiber Gespräche mit den Nutzern führt, um Abhilfe zu schaffen. Mit etwas mehr Weitsicht von Seiten des Betreibers wäre das Problem vorhersehbar und vermeidbar gewesen. Dabei sollte man doch meinen, die DB hätte einschlägige Erfahrungen und würde diese verwerten. Aber das ist offensichtlich zu viel verlangt.