Hatte heute, Anfang April 2017, Gelegenheit, nach längerer Pause wieder einmal den Bahnhof Jünkerarth in Augenschein zu nehmen. So sieht es dort jetzt aus:
Bahnsteig 1/2
Der Mittelbahnsteig, an dem der Verkehr Köln-Trier abgewickelt wird, ist zu 90 Prozent fertig. Einige Baustellen-Inseln stehen noch. Sitzgelegenheiten befinden sich bislang nur auf dem unüberdachten Teil des Bahnsteigs. Die alte Bahnsteigüberdachung ist abgebaut – eine neue, deutlich kürzere steht fertig. Sie ist deutlich höher als die alte.
Bahnsteig 3
ist ein reines Stumpfgleis. Der Prellbock schließt das Gleis in nördlicher Richtung ab, dahinter verläuft eine Etage tiefer der in diesem Bereich offene Zugang zum Bahnsteigtunnel. Eine technische Möglichkeit, den Prellbck abzubauen und das Gleis wieder in Richtung Norden weiter zu befahren besteht nicht mehr. Keine Überdachung, nur ein Buswartehäuschen.
Beschilderung
Auf den Bahnsteigen wurde ein immenser Schilderwald hochgezgen. Ich zähle allein
22x das Schild Dreieck auf gelbem Grund mit roter E-Lok und einem auf die Schienen stürzenden Menschen. Scheint so etwas zu signalisieren wie "Achtung, schnell fahrende Elektroloks. Passen Sie auf, sonst ist es um Sie geschehen." Überdies 8x das Schild Kreis auf gelbem Grund für "Hier nicht weiter gehen". Die Beschilderung und die Kosten dafür stehen in keinem Verhältnis zur Zugfrequenz und dem Reisendenaufkommen das Bahnhofs. Die Zahl der Schilder ist meist ein Mehrfaches größer als die Zahl der gerade auf dem Bahnsteig befindlichen Reisenden.
Unterführung
Der alte Tunnel unter den Gleisen ist Geschichte. Der neue unterquert nurmehr die heutigen Gleise 1 und 2. Dadurch ist er sehr kurz. Von der Unterführung aus führen eine Treppe und ein Aufzug auf den Bahnsteig 1/2. Noch ist die Unterführung sauber und nicht beschmiert, was an den unter der Woche andauernden Bauarbeiten liegt.
Zugänge
Von der West- und Ostseite gibt es einen stufenfreien Zugang in den Tunnel. Das Gelände drumherum ist auf der Ostseite bereits begrünt. Auf der Westseite ist man noch nicht ganz so weit. Hier ist auch eine neue Buswendeschleife im Bau.
Empfangsgebäude
Im EG ein Büro der Baufirma, die dort noch immer Arbeiten verrichtet. Einen direkten Zugang zu den Bahnsteigen gibt es nicht mehr, weil die gesamte Bahnsteiganlage wegen des neuen Tunnels deutlich nach Süden verschoben ist. Die Bahnhofskneipe ist geschlossen. Andere Nutzungen nicht erkennbar.
Stellwerk Jünkerath-Nord, am ehemaligen Abzweig der Strecke nach Losheim
Die Mauern stehen noch, die Dachabdeckung ist fast komplett weg. Das Gebälk ist noch vorhanden. Das Gebäude aus Backstein ist vollständig dem Verfall preisgegeben.
Rangier- und Gütergleise nördlich des Bahnhofs
Die Gleise liegen größtenteils noch so wie vor 3-5 Jahren, sind allerdings abgeklemmt vom Netz und an vielen Stellen unterbrochen. Hier wird nie mehr Zugverkehr stattfinden. Ziemlich große, ebene Freifläche mit ungewisser Zukunft.
Formsignal und weitere alte Bahntechnik gerettet
Im Ortsteil Jünkerath-Glaadt befindet sich das Gasthaus Glaadter Hütte. Dort auf den Außengelände stehen einige Erinnerungsstücke aus der alten Jünkerather Bahnwelt, u.a. das zweiflügelige Formsignal. Sehr geflegt. Die Glaadter Hütte
http://www.glaadterhuette.de/ befindet sich ca. 1,5 km nördlich des Bahnhofs im Ortsteil Glaadt. Vom Bhf aus zu erreichen zu Fuß den Radweg Ri. Norden laufen (er verläuft parallel zum Gleist Ri. Köln und beginnt nörtlich des EG), dieser erreicht nach Unterquerung der Straßenbrücke ein Gewerbegebiet (Aldi, Bäckerei, Kleinbetriebe). An der T-Kreuzung rechts abbiegen (Beschilderung Kylltal-Radweg Ri. Kronenburg), dann sind es noch 150 Meter.
NB:
Glaadter-Hütte = Einkehr-Empfehlung. Schöner Biergarten, tolle Speisekarte mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Lecker, definitv eine Alternative zur eifelüblichen Fritten-Schnitzel-Dosengemüse-Küche. Liegt direkt am Bahndam der Strecke nach Losheim.
Gesamteindruck
JÜN 21 wirkt ziemlich bombastisch. Hier wurde mit Maximaleinsatz von Geld, Bauleistung und Material ein ziemliches Monstrum geschaffen. Zur Umgebung des verträumten Eifelstädtchens mit einem Ortskern, der schon bessere Zeiten gesehen hat, passt das nicht. Beispiel: Die Bahnsteigüberdachung wirkt zu hoch und zu massiv. Das Bahnsteigdach wird von doppelten Stützen aus Doppel-T-Stahl getragen. Vergleichbare Bauarten, die deutlich älter sind, kommen mit Einfachstützen aus. Materialverschwendung auf Kosten des Auftraggebers, der nicht so genau hinschaut oder seit 2015 erhöhte Erdbebenrisiken in Jünkerath?