Eifelstrecke: Vergleich Fahrzeiten 1935 und 2004

Eifelbahn Köln-Trier
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Gast

Eifelstrecke: Vergleich Fahrzeiten 1935 und 2004

Beitrag von Gast »

Weil mich interessierte, wie rasch vor zig Jahren die Reisenden mit der Bahn durch die Eifel fahren konnten, habe ich mir jetzt einen Nachdruck des Reichsbahn-Kursbuchs vom Sommer 1935 geleistet. Damit ergibt sich ein schöner Vergleich mit dem, was vor etwa 70 (!) Jahren bereits möglich war.

Nimmt man die Zuggattung der Schnellzüge, die von ihren Zwischenhalten in etwa vergleichbar mit den heutigen „RE“ sind (218 + Silberlinge), dann ergibt ein Vergleich der damaligen Strecke 234 in der Nachmittags- und Abendzeit folgende 2 Beispiele.

BEISPIEL 1
1935 fuhr der D159 (Zuglauf Saarbrücken- Köln Deutz) um 13:45 in Trier ab und erreichte Köln HBF um 16:38. Das heißt, er benötigte 2 Stunden 53 Minuten.

Wer jetzt um 13:59 in Trier in den RE steigt, erreicht Köln HBF um 16:39. Fahrzeit: 2 Stunden 40 Minuten – und damit unwesentlich weniger als zu Dampflok-Zeiten, wo ebenfalls ohne Neigetechnik gefahren wurde...

BEISPIEL 2
Man fuhr im Sommer 1935 mit dem D155 (Zuglauf siehe oben) um 18:42 in Trier ab. Dann erreichte man Köln HBF auf die Minute genau ebenfalls nach 2 Stunden 53 Minuten Fahrzeit wie im ersten Beispiel (= um 21:35). Diese Tagesrandlange ist vor allem auch deshalb interessant, weil sie sich für Dauerpendler wie auch Wochenendheimfahrer, die bis Freitag abends malochten, geeignet haben könnte (Arbeiten bis etwa 18:00 irgendwo in Trier, nordwärts fahren um 18:42, das passt - auch freitags, denn damals gab's noch eher die Mehr-als-40-Stunden-Woche...).

Eine vergleichbare Verbindung Fr abends über die Eifel gibt es aber gar nicht mehr. Der letzte vergleichbare RE mit 218 verlässt Trier bereits um 17:59 (und dann gibt es noch einen um 19:59, der aber nur an Sonntagen fährt und überdies 2 Stunden 52 Minuten (also auf eine Minute genau so lange wie vor 70 Jahren die D-Züge) benötigt, da er als Euskirchen quasi als „Bummelzug“ weiterfährt.

Fazit: Wenn man bedenkt, um wie viel schneller in den letzten 70 Jahren das Autofahren wurde, dann hat sich die Bahn auf dieser Strecke trotz modernerer Fahrzeuge eigentlich um kein Prozent verbessert, was schon erstaunlich ist. (Und selbst die damaligen langsameren Züge dürften immer noch komfortabler gewesen sein als heute die „Tal-Enten“ mit Holzsitzen...).

Gruß, Earl Flocky
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Mercator
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Beitrag von Mercator »

Meine Rede!

Wobei die Autos in den letzten Jahrzehnten nur theoretisch schneller geworden sind (PS und Co.), da man im Stau genauso schnell steht bzw. fährt mit 300 PS als mit 30 PS (VW Export etc.).

Und zu den Sitzen der Tal-Ente(n): Nach Rückkehr von der Modellbahnausstellung in Köln (ganze Eifelstrecke mit Talent zurückgelegt) musste ich mich fast in orthopäd. Behandlung begeben. Im südlichen Teil der Strecke wusste ich nicht mehr, wie ich mich schmerzfrei drehen und wenden sollte.

Da lob ich mir III-Klasse-Wagen anno 1935!

Gruß, M.
Gast

Beitrag von Gast »

... nur noch eine Randbemerkung auf die Randbemerkung mit den Talenten. Bei mir – kein Witz – war es nach einer Fahrt mit Tal-Enten exakt so, dass ich zum Orthopäden musste. So wie „Mercator“ heuer zur Kölner Modellbahnshow fuhr, so machte ich es vor 2 Jahren. Die Strecke zwischen Gerolstein und Köln wurde dabei hin und zurück im Talent gefahren. Ich war vorgewarnt und dachte bei der Ankunft in Köln noch, sooooo schlimm war es ja nun auch wieder nicht. Auf der Rücktour, als in Gerolstein wiederum der Zug gen Süden gewechselt wurde, hatte ich bis dahin aber mehr als 4 Stunden insgesamt an dem Tag in Talenten verbracht. Ich konnte dort auf einmal nicht mehr aufstehen und wälzte mich dann mit stark gekrümmten Rücken in den Folgezug. Am Zielbahnhof angekommen, wurde per Telefon Hilfe angefordert, die mich dann zum Arzt karrte. Der haute mir ein irre lange Spritze hinten rein, und dann ging es.

Seit dem Tag bin ich nie wieder mit der Bahn gefahren. Das mag zwar in einem (Eifel-) Bahn-Forum ketzerisch klingen, aber so besch...eiden wie es mir ging, lobe ich mir meinen Autositz, den ich in alle möglichen und fast unmöglichen Positionen einstellen kann. Schade eigentlich, aber gereicht hatte mir damals auch, dass es eh keine durchgängige Rückfahrt zu lösen gegeben hatte, da der Verbundtarif erst ab Gerolstein gilt. So musste ich dort, mit Verspätung angekommen, durch den halben Bahnhof hetzen, um binnen 120 Sekunden Übergangszeit einen intakten Automaten zu finden, wo ich gnädigerweise so eine Anschlusskarte ausgespuckt bekam. Toll also, dass da im Fahrpreis sogar noch eine körperliche Trainingsmaßnahme inbegriffen war. Solche Action, und dann noch gegen Bargeld, brauche ich mir in meinem Alter nicht mehr zu geben; vielleicht doch schade, dass nicht mehr 1935 ist, da wäre die Reise wohl in der Tat angenehmer gewesen...

Grüße vom Earl.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Die Äußerungen der beiden Südeifeler kann ich nur bestätigen.

Aber...!

Ich fahre seit der Indienststellung der 644er jeden Tag runde 3 Stunden (Hin- mit Rückfahrt) mit den Dingern. Am Anfang schmerzte mein Gesäß, die Sitzknochen und besonders der Rücken. Aber mittlerweile scheint sich mein Körper an die harten unbequemen Sitze dran gewöhnt zu haben.

Klar ist mir ein alter Wagen mit weichen Stoffsitzen noch immer am Liebsten. In diesen Genuß komme ich aber leider nur freitags auf der Rückfahrt. Im Talentchen kann man nun immer öfters ausgewechselte Sitzpolster in der zweiten Klasse vorfinden, die aus der ersten Klasse oder aus den Doppelstock bzw. den neuen E-Triebwagen bekannten Sitzen bestehen. Das ist dann ein sehr bequemes Gefühl.

Es liegt aber im übrigen nicht unbedingt an der DB-AG, das diese Sitze eingebaut wurden, sondern am Land NRW, das die Züge "bestellt" hat. Hier wurde am falschen Ende gespart. Die 643er, die z.B. auf der Ahrtalbahn fahren und vom Land RLP angeschafft wurden, haben gut und angenehm gepolsterte Sitze.

Der Eifelbahner
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Peter Weber
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Beitrag von Peter Weber »

1. Da gibt es auf der Eifelstrecke doch noch diese schönen lokbespannten Züge - mit Wagen in denen man die Fenster noch öffnen kann und die über bequeme Sitze verfügen. Zudem halten sie nicht an jeder Milchkanne, und eine Klimaanlage kann auch nicht ausfallen...

Bild

Fotos: P. Weber, Hürth-Kalscheuren 1999. Der Zug ist ohne Fahrgäste, weil es sich um eine Überführungsfahrt handelt.


Und so gab es auch bei meiner diesjährigen Fahrt zur Köln-Messe keinerlei gesundheitliche Beschwerden. Allerdings ist der Beinabstand zum Gegenüber etwas knapp bemessen (also eher drittklassig).

Auf der Rückfahrt haben wir uns nur für das kurze Stück von Köln-Deutz nach Köln Hbf einen Talent gegönnt, um dort dann auf einen "richtigen" Zug zu warten - aber eigentlich nicht wegen der Sitze im Talent sondern wegen des feelings, in einem lokbespannten Zug zu fahren...


2. Die orthopädischen Probleme auf den Talent alleine abzuwälzen erschient mir nicht richtig (die bekomme ich z. B. eher bei langen Autofahrten), die können verschiedenste Ursachen haben [... fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker].

Abhilfe könnte ja vielleicht auch die Mitnahme eines Sitzkissens bieten oder die Nutzung der Möglichkeit, sich im Zug zu bewegen (was im Auto nicht möglich ist).

Zum Schluss noch einen Knüppelreim:

Ist der Sitz dir gar zu hart
Steh' doch einfach bei der Fahrt!

;-)
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