Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Eifelbahn Köln-Trier
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SST
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Fahrradbeförderung an Wochenenden

Beitrag von SST »

Rolf hat geschrieben:
Schade nur, dass es ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, zwischen Köln und Gerolstein bei Ausflugswetter in Dreifach-Traktion zu fahren. Wir sind zwar schon vor 40 Jahren zum Mond geflogen, aber einen Triebwagen bei Bedarf zusätzlich anzukuppeln, bekommen wir nicht hin. Das ist unfassbar.
Der Standpunkt vom VRS ist schlicht und ergreifend:
VRS hat geschrieben:
Es besteht allerdings kein Rechtsanspruch auf die Mitnahme eines Fahrrades. Das heißt, der Fahrer entscheidet je nach individuellem Platzangebot des jeweiligen Fahrzeugs, ob Sie mit Ihrem Fahrrad einsteigen dürfen oder nicht. Kinder im Kinderwagen und Rollstuhlfahrer haben grundsätzlich Vorrang vor Fahrrädern.
Quelle für Fahrgäste: http://www.vrsinfo.de/3_13_3.php

Das Dilemma für das Fahrpersonal ist nicht zu unterschätzen: lassen sie keine Fahrräder mehr zu, sobald die "zulässige" Grenze erreicht ist, riskieren sie nicht nur verbale Angriffe der Fahrgäste......und gar nicht daran zu denken, wenn etwas passieren würde.... Wenn es nach mir gehen würde, würde ich die "Ausflugszüge" zum Schutz des Fahr- und Zugbegleitpersonals und natürlich der Reisenden schlichtweg als "ohne Fahrradbeförderung" deklarieren, dann wären die Tourismusverbände und der VRS zumindest etwas unter Druck eine tragbare Lösung zu verhandeln, die DB Regio bei entsprechender Ausgleichszahlung wohl mit ziemlicher Sicherheit realisieren würde....eine Pflicht von DB Regio "spontan" einen zusätzlichen VT "anzuhängen" gibt es, soweit ich weiß, nicht.
Rolf
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Re: Fahrradbeförderung an Wochenenden

Beitrag von Rolf »

SST hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben:
Schade nur, dass es ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, zwischen Köln und Gerolstein bei Ausflugswetter in Dreifach-Traktion zu fahren. Wir sind zwar schon vor 40 Jahren zum Mond geflogen, aber einen Triebwagen bei Bedarf zusätzlich anzukuppeln, bekommen wir nicht hin. Das ist unfassbar.
Der Standpunkt vom VRS ist schlicht und ergreifend:
VRS hat geschrieben:
Es besteht allerdings kein Rechtsanspruch auf die Mitnahme eines Fahrrades. Das heißt, der Fahrer entscheidet je nach individuellem Platzangebot des jeweiligen Fahrzeugs, ob Sie mit Ihrem Fahrrad einsteigen dürfen oder nicht. Kinder im Kinderwagen und Rollstuhlfahrer haben grundsätzlich Vorrang vor Fahrrädern.
Quelle für Fahrgäste: http://www.vrsinfo.de/3_13_3.php

Das Dilemma für das Fahrpersonal ist nicht zu unterschätzen: lassen sie keine Fahrräder mehr zu, sobald die "zulässige" Grenze erreicht ist, riskieren sie nicht nur verbale Angriffe der Fahrgäste......und gar nicht daran zu denken, wenn etwas passieren würde.... Wenn es nach mir gehen würde, würde ich die "Ausflugszüge" zum Schutz des Fahr- und Zugbegleitpersonals und natürlich der Reisenden schlichtweg als "ohne Fahrradbeförderung" deklarieren, dann wären die Tourismusverbände und der VRS zumindest etwas unter Druck eine tragbare Lösung zu verhandeln, die DB Regio bei entsprechender Ausgleichszahlung wohl mit ziemlicher Sicherheit realisieren würde....eine Pflicht von DB Regio "spontan" einen zusätzlichen VT "anzuhängen" gibt es, soweit ich weiß, nicht.
Formaljuristisch alles richtig. Aber wer sich darauf zurückzieht, gewinnt bestimmt keine neuen Freunde und verprellt alte Kunden. Chance vertan!

In Euskirchen stehen genügend Triebwagen herum. Man hätte nur eine Einheit anhängen müssen, was mit der automatischen Kupplung auch ganz schnell geht. In Blankenheim wieder abkuppeln und bei der nächsten Gelegenheit wieder mit zurücknehmen. Das geht doch ganz fix und der Zeitverlust für das Ankuppeln lässt sich durch den erleichterten, schnelleren Fahrgastwechsel locker wieder reinholen.
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SST
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Re: Fahrradbeförderung an Wochenenden

Beitrag von SST »

Rolf hat geschrieben: Formaljuristisch alles richtig. Aber wer sich darauf zurückzieht, gewinnt bestimmt keine neuen Freunde und verprellt alte Kunden. Chance vertan!

In Euskirchen stehen genügend Triebwagen herum. Man hätte nur eine Einheit anhängen müssen, was mit der automatischen Kupplung auch ganz schnell geht. In Blankenheim wieder abkuppeln und bei der nächsten Gelegenheit wieder mit zurücknehmen. Das geht doch ganz fix und der Zeitverlust für das Ankuppeln lässt sich durch den erleichterten, schnelleren Fahrgastwechsel locker wieder reinholen.
Einfach eine Einheit anhängen, weil auf dem Nachbargleis so viele Triebwagen herumstehen, dürfte wohl in der Realität der Dienstvorschriften "nicht ganz so einfach" sein.... :wink:

Praktischer fände ich es bei ca. zwei, drei Doppeltriebwagen einfach in einer Hälfte die Sitze auszubauen und dafür Fahrradhaltestangen anzubringen. Dafür würde ein AW nicht viel Zeit benötigen.

Dann könnte man noch eine fröhlich-aufmunternde "Der Eifel-Radfahrer-Folie" aufkleben und ruck-zuck würde ein roter, werbewirksamer "Radlerzug" durch die Lande rollen, wobei der umgebaute Doppeltriebwagen die zwei "vertragsmässigen" VT628er unterstützen würde. Damit wäre allen geholfen: die Radler hätten Platz, die Reisenden hätten Platz, die Region würde für den Fahrradtourismus werben, der VRS würde seinen Kunden entgegenkommen, die Betriebseisenbahner könnten am Wochenende wieder mit Freuden zum Dienst gehen....nur wer hat heutzutage das Geld von ein paar zusätzlichen Tausend Euros, die bei der Ausschreibung nicht festgelegt und genehmigt waren? :|
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Zavelberg
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Zavelberg »

Da gab´s doch mal was......

hier > http://de.wikipedia.org/wiki/DB-Baureihe_VB_141

:P Die Schaku ist zwar nicht ganz passend, aber da müsste man halt
was stricken. Handlicher als Triebwagen rangieren isser allemal..

Gruß aus der Voreifel

Ralf
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Holger Lersch
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Holger Lersch »

Das Ding wär der Knaller für die Eifelquerbahn. Als Zubringer zum Maaremoselradweg. Die roten Triebwagen werden an manchen Tagen auch schonmal sehr voll. :)
--
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Saftkutscher
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Saftkutscher »

Prinzipiell stimme ich zu.
Aber es würde schon reichen, die schmalere Reihe Sitzbänke im 998 auszubauen.
Da wäre dann Platz für gut 30 Fahrräder und die entsprechende Anzahl an Sitzplätzen wäre auch noch vorhanden.
Meine Frau sagt immer 103 zu mir.
Hab zwar nicht das Tempo, aber die Form ist schon mal da
rrobby
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von rrobby »

Apropos Fahrradtransport. Die Triebwagen der rurtalbahn wären auch super geeignet für den Radtransport, oder zumindest das Patent, wie dort die Fahrräder im Zug verstaut werden. Da dibt es Laufschienen und die Fahrräder werden an Haken unter der Decke aufgehängt. das ist deutlich platzsparender als bei der DB in deren Zügen und Triebwagen. Ich hab dieses Patent auch schon in Österreich und in der Schweiz gesehen.

rrobby
Wir alle leben unter dem gleichen Himmel, aber nicht alle haben den gleichen Horizont
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SST
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von SST »

Saftkutscher hat geschrieben:Prinzipiell stimme ich zu.
Aber es würde schon reichen, die schmalere Reihe Sitzbänke im 998 auszubauen.
Da wäre dann Platz für gut 30 Fahrräder und die entsprechende Anzahl an Sitzplätzen wäre auch noch vorhanden.
Also ich bin ja im Moment für einen Umbau von 628ern auf der Eifelbahn Köln-Gerolstein(-Trier). :wink:

Aber auch da ist die Idee sehr gut, nur auf einer Seite bei einer Hälfte die Sitze herauszunehmen. Vermutlich würde es auch dort schon die erwünschte Entlastung (in Verbindung mit dreiteiligen Einheiten) bringen. Ja, vieles ist "eigentlich" so einfach. 8)

P.S. Der Fahrradanhäger für Fahrzeuge mit Scharfenbergkupplungen ist natürlich auch sehr cool! :D
Bundesbahnquerulant
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Bundesbahnquerulant »

Wenn wir nicht wollen, dass es von Jahr zu Jahr sittenwidriger mit den Verkehrsverbünden wird, muss schon jemand eine Unterschriftensammlung gegen diese Buslobbyisten zusammenfassen. Wir sind in Europa und nicht im Gaza-Streifen. Wir dürfen auch im letzten übrig gebliebenen kapitalistischen Land Europas menschenwürde Transportbedingungen erwarten.

In Tschechien fährt auf solchen Strecken stündlich ein acht-Wagen-D-Zug, und zwar genau bis zur Grenze (Tschechisch-Eisenstein mit Umstieg in Schienenbus hinter der Grenze). In Frankreich sinds neun Wagen von Strasbourg bis Sarregemins, aber die paar km hinter der Grenze nach Saarbrücken fährt er nicht mehr durch!
Querbahner
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Re: Fahrradbeförderung an Wochenenden

Beitrag von Querbahner »

Hallo,

die Forderung "menschenwürdiger Transportbedingungen" klingt gut :!: "SST" verweist auch auf das wichtigste Argument: die Sicherheit. Die Türen und Fluchtwege müssen halbwegs frei bleiben und Menschen müssen im Notfall schnell den Zug verlassen können - ob das so immer der Realität in der Eifel entspricht, mag sich jeder Forumsleser seine eigene Meinung auf der Eifelstrecke bilden. Hier stehen auch EVU und Verkehrsverbund in der Verantwortung. "Nebenbei" sollte auch ein Fahrbetrieb mit Verspätungen unter 20 Minuten gewährleistet sein, wenn Bahnhof für Bahnhof immer mehr Radler am Bahnsteig stehen.
Rolf hat geschrieben:Formaljuristisch alles richtig. Aber wer sich darauf zurückzieht, gewinnt bestimmt keine neuen Freunde und verprellt alte Kunden. Chance vertan!
Das Problem bleibt aber, dass sich diese "neuen Freunde" für das EVU einfach nicht lohnen. Nimmt man folgenden Fall an: Der Besteller zahlt nur eine Einheit, aber das EVU hängt aus Kundenfreundlichkeit eine zweite Einheit an und diese wird sogar rege durch Radler und Fahrräder genutzt - es bleibt dann ein Defizit für das EVU. Denn die paar Euro je Fahrrad zuzüglich Verbundticket je Radler reichen nicht zur Kostendeckung einer Einheit.
Rolf hat geschrieben: In Blankenheim wieder abkuppeln und bei der nächsten Gelegenheit wieder mit zurücknehmen. Das geht doch ganz fix und der Zeitverlust für das Ankuppeln lässt sich durch den erleichterten, schnelleren Fahrgastwechsel locker wieder reinholen.
Hier entstehen - neben den betrieblichen Schwierigkeiten - folgende Kosten: Fahrzeugnutzung inkl. Diesel, Triebfahrzeugführer für die Rangierfahrt, Rücküberführung des Fahrzeuges nach etwa einstündiger Standzeit usw. Diese lassen sich nicht durch die Ausflügler mit Fahrradtickets decken.
Und diese Variante mag die Fahrt manch eines überfüllten RE12 beschleunigen können, würde aber nicht das Problem lösen, da die Pünktlichkeit hiermit immer noch nicht gewährleistet wäre. Denn der eigentliche Fahrplan sieht keine Rangiertätigkeiten in Blankenheim vor. Und das gilt auch für den Gegenzug, dem die Einheit "angekuppelt" würde. (Nebenbei gemerkt: zum Glück sieht der Fahrplan das nicht vor, da sich die Fahrt ohnehin schon lang genug hinzieht)

Ich teile auch nicht den (realistischen) Vorschlag der VT628 mit ausgebauten Sitzreihen als "Fahrradwagen". Denn diese Forderung bedeutet ja: entweder eine zusätzliche Einheit oder weniger Kapazität. Im Falle der zusätzlichen Einheit würde sich die Lage so oder so ohnehin entspannen, aber das ist ein finanzielles Problem. Bliebe der Fall der reduzierten Kapazität - getreu dem Motto: ein paar zusätzliche Stehplätze kosten weniger Zeit und Ärger als Fahrräder, welche die Türen blockieren... Die Folge: Manch ein Fernreisender, welcher dem EVU hohe Einnahmen bringt, hätte einen Stehplatz - das Fahrrad für einen Fahrpreis von wenigen Euros würde hingegen über Stunden den Raum von Sitzplätzen blockieren.
Und wenn es ein VT628 ist, würde dieser sicher auch Mo.-Fr. außerhalb des hohen Radaufkommens aus Wirtschaftlichkeitsgründen "mitschwimmen" müssen und Pendler durch geringe Sitzplatzanzahl "erfreuen", da sich ein reiner Wochenendtriebwagen nicht lohnt.

Unterm Strich steht für mich: EVU und Verbund sind in der Pflicht für Sicherheit und "menschenwürdige Transportbedingungen" zu sorgen.
Zusätzliche Kapazitäten für Radler und Räder sind wünschenswert, aber nicht eigenwirtschaftlich - hier ist die Politik gefordert. Und wo Millionen für Radwege in der Eifel ausgegeben werden, sollte das doch eigentlich auch die Lokalpolitik für das Thema "Eifelstrecke" weiter motivieren.

Viele Grüße,

Andreas
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SST
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Zusammenfassun RE-Probleme

Beitrag von SST »

Eine, wie ich finde, sehr sachliche und ausgezeichnet formulierte Zusammenfassung der Probleme. Dem kann ich nur noch eins hinzufügen:

Kompliment :!:
Rolf
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Re: Fahrradbeförderung an Wochenenden

Beitrag von Rolf »

Technisch gesehen kann man Andreas wohl nicht widersprechen. Perspektivisch sehe ich das jedoch trotzdem ganz anders:
Querbahner hat geschrieben:...Das Problem bleibt aber, dass sich diese "neuen Freunde" für das EVU einfach nicht lohnen. ...
Hier liegt in meinen Augen der entscheidende Knackpunkt, oder wenn man so will, der perspektivische Feher. Genau mit dem Arhument von Andreas hat die DB in den 70er und 80er Jahren jede Menge Strecken stillgelegt und damit die Kunden vertrieben. Erst das "nicht lohnende", deutlich verbesserte Angebot in den 90er Jahren hat manche totgesagte Strecke wiederbelebt.

Man bedenke: Der Anteil des Straßenverkehrs an der gesamten Personenverkehrsleistung lag im Jahr 2007 bei 80%, während ÖPNV- und Bahnanteil seit 1995 nahezu unverändert zwischen insgesamt 13% und 14% schwanken. Wenn man neue Kunden für den ÖPNV vom PKW auf die Bahn locken will (sagen wir: Berufspendler), dann spielt das Wochenende mit kundenfreundlichen Angeboten eine besondere Rolle.

Wir fahren am Wochenende oft in Gruppen für Fahrradtouren mit der Bahn in die Eifel, vielfach mit Freunden, die Werktags mit dem PKW zur Arbeit fahren. Diese sind jedesmal restlos bedient, wenn sie das Fahrrad-Chaos erleben. Die Versuchung, die Bahn dann auch mal werktags zu benutzen, tendiert dann schnell gegen Null. Am Wochenende findet zu oft das "Kundenvergraulprogramm" statt, und ich finde das ausgesprochen tragisch. Und es ist m. E. kurzsichtig, daran nichts zu ändern, auch wenn es etwas kostet.
Querbahner
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Querbahner »

Hallo Rolf,

parallelisierende Vergleiche zwischen der Verkehrspolitik 70er/80er Jahre und 2010 sind immer problematisch, da die verkehrspolitischen Vorzeichen ganz anders sind. In den 70er/80er Jahren war die Bundesbahn gezwungen politische Vorgaben des Bundes umzusetzen, der das Defizit seines Staatsunternehmens reduzieren und dieses daher rationalisieren wollte. Demgegenüber gibt es heute die festgelegten Regionalisierungsmittel des Bundes, womit die Verkehrsleistungen bestellt werden. Ich - und wahrscheinlich alle Forumsleser - teilen sicher deine Einschätzung, dass ein attraktives Angebot auf der Eifelstrecke entstehen und neue Fahrgäste gewinnen soll. Doch das ist eben eine politische Entscheidung, da hierfür der Besteller entsprechend mehr Regionalisierungsmittel aus volkwirtschaftlichen Gesichtspunkten für die Eifelstrecke verwenden müsste. Die DB ist demgegenüber "nur" noch das EVU und die Ausschreibung der Eifelstrecke läuft. Keiner weiß, wer auf der Eifelstrecke in ein paar Jahren fährt - dementsprechend wird auch kein EVU betriebswirtschaftlich langfristig planen.
Und wenn bspw. der Radler beim Wochenendausflug von Köln für die Schiene begeistert würde, aber dann Mo.-Fr. als Pendler mit der Transregio nach Bonn fährt, hat das EVU DB Regio davon auch nix. Hiermit will ich nicht die Bedeutung eines attraktiven Schienenangebots in Frage stellen, aber das ist eben die Aufgabe des Bestellers hierfür durch entsprechende Fördermittel zu sorgen.
Leider ist es ja so, dass es auch viele Beispiele von Strecken gibt, in denen Triebwagen täglich überfüllt waren/sind, aber sich für das EVU allein keine Neuanschaffung weiterer Triebwagen rechnete. Hier griff dann teilweise der Besteller ein, als der politische Druck zunahm. Streng genommen muss leider bei derzeitiger Kostenstruktur nicht mal einen erhöhten Gewinn bedeuten, wenn mehr Fahrgäste für die Bahn gewonnen werden. Manch ein RE12 kommt ja jetzt schon an seine Kapazitätsgrenzen. Würden mehr Fahrgäste durch ein attraktives Angebot gewohnen, müsste eine weitere Einheit her - und wieder ständen die zusätzlichen Kosten im negativen Verhältnis zu den zusätzlichen Einnahmen des EVU, wenn sich der Besteller nicht beteiligt.
Das Problem ist sicher unstrittig, aber also quasi strukturell bedingt. Viele Grüße,

Andreas
Rolf
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von Rolf »

Ich sehe, wir sind uns einig, dass nur ein attraktiver Nahverkehr neue Kunden werben kann. Ich sehe es allerdings nicht als Problem, wenn die DB gute Arbeit leisten sollte und Transregio davon profitiert, wie Du schreibst. DEnn wenn das so ist, wird es sicher mal auch den umgekehrten Fall geben, und so profitieren am Ende beide davon. Ein gute Angebot/guter Service lockt neue Kunden an, und welches EVU davon profitiert, ist mir letztendlich egal, Hauptsache, das System Schiene profitiert als solches.

Ich bestreite nicht, dass historische Vergleich problematisch sein könnten. Dennoch sehe ich frappierend Parallelen. Damals waren es politische Vorgaben aus dem Ministerium, die das Unternehmen Bahn zwangen, etwas wahllos und oft unsystematisch Streckenkilometer einzusparen und das Angebot auszudünnen. Die Eisenbahner waren darüber auch nicht begeistert (mein Vater, 45 Jahre bei DR/DB, wusste ein Lied davon zu singen) und die DB hatte auch keine andere Wahl, als diesem politischen Zwang Folge zu leisten. Damals gab es auch den Auftraggeber (Regierung/Ministerium), und der Auftragnehmer (die DB) musste die Vorgaben umsetzen. Das bedeutete i. d. R. Stilllegungen und Kürzungen des Angebotes, insbesondere in der Fläche, mit den bekannten negativen Folgen. Schuld daran hatte, wenn auch Fehler im Detail gemacht wurden, letztendlich die Politik. Auch damals gab es Vorgaben, was die Bahn kosten durfte. So viel anders als heute war es auch nicht. Heute gibt der Besteller vor, was als Produkt für die Kunden „geliefert“ werden soll. Dieses zweistufige System hat sich eigentlich nur wenig geändert. Der Unterschied ist nur, dass heute die Länder/Zweckverbände bestellen (und nicht mehr das Bundesverkehrsministerium), und an Stelle des Monopolisten DB als Aufragnehmer heute ein paar mehr EVUs als Auftragnehmer in Frage kommen. Wer bezahlt, bestimmt die Musik, sagt man. Somit muss der Besteller (heute Land, damals der Bund) darauf achten, dass ein guter Nahverkehr auch für Fahrradtouristen bereitgestellt wird. Insofern stimme ich voll zu, dass der Besteller die EVUs entsprechend entlohnen muss für Zusatzleistungen, die an sonnigen Ausflugstagen zu erbringen sind. Deswegen richtet sich meine Kritik vorrangig an die Besteller. Dennoch sehe ich auch eine gewisse Verantwortung bei den EVUs selbst, Lösungen für den Ansturm der Fahrradtouristen an klassischen Ausflugstagen zu finden. Ein EVU sollte sich nicht nur als sturer „Pflichterfüller“ präsentieren, sondern als kundenfreundliches, flexibles, modernes Dienstleistungsunternehmen. Die Ausrede „ist nicht bestellt“ erinnert mich zu sehr an eine Zentralverwaltungswirtschaft, die m. E. auch im Bahnwesen kein Vorbild sein kann. Mit der Einstellung gewinnt man bestimmt keine Kunden. Und genau das ist für mich der springende Punkt. Es muss eine Lösung her (von wem auch immer), die ALLE Kunden zufrieden stellt und nicht vergrault. Andere Länder bzw. andere Verkehrsverbünde sind da wesentlich erfolgreicher. Ich war mehrfach am Bodensee und in Bayern mit Rad und Bahn unterwegs. Von dem fahrradfreundlichen, tollen Nahverkehr dort im Süden der Republik kann man hierzulande nur träumen. Ich schlussfolgere daraus: Bitte, es geht doch! Wenn man will. Diese positiven Beispiele muss man zum Maßstab nehmen für unsere Region! Ich denke, da liegen wir nicht weit auseinander.
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SST
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Re: Unerträgliche Zustände im Regioexpress

Beitrag von SST »

Rolf hat geschrieben: Ich war mehrfach am Bodensee und in Bayern mit Rad und Bahn unterwegs. Von dem fahrradfreundlichen, tollen Nahverkehr dort im Süden der Republik kann man hierzulande nur träumen. Ich schlussfolgere daraus: Bitte, es geht doch! Wenn man will. Diese positiven Beispiele muss man zum Maßstab nehmen für unsere Region! Ich denke, da liegen wir nicht weit auseinander.
Ja, wenn genug Geld da ist, dann geht es. :wink: "Bayern"/"Bodensee" und NRW sind wohl von der Finanzlage nicht ganz vergleichbar. :wink:

Die 2,40 Euro pro Richtung bzw. 28,40 Euro pro Monat sind aber nun mal leider nicht genug Geld, um die Kosten abzudecken. Wenn ein "Produkt" (= Fahrradtransport Köln-Gerolstein) in jedem Fall (sobald die vereinbarten Kapazitäten überschritten sind) zusätzlichen Verlust einfährt, kann man nicht erwarten, dass der "Verkäufer des Produktes" das Produkt mehr "verkaufen" möchte.

Wenn z.B. ein Obsthändler für ein Kilo Kirschen selber 2,90 Euro auf den Tisch legen muß, wird er auch nicht alles daran setzen, möglichst viele Kirschen für 2,40 Euro/Kilo zu verkaufen. :wink:

Aus meiner Sicht ist der entfernungsunabhängige Fahrradtarif beim VRS von 2,40 Euro nicht stimming und steht auch nicht in Relation zu den 9,80 Euro, die eine Einzelperson bezahlen muß (Fahrräder mit Gepäcktaschen nehmen mehr und nicht weniger Platz, als eine Person ein) bzw. ein 6-14jähriges Kind, für welches 4,70 Euro bezahlt werden muß.
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