Französische Dampflokomotiven

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Eifelbahner
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Französische Dampflokomotiven

Beitrag von Eifelbahner »

Mein Vater hat mir erzählt, dass es im Zweiten Weltkrieg einige Dampflokomotiven französischer Bauart in der Eifel gegeben hat. Diese sollen wohl öfters liegen geblieben sein.

Wie ich gehört habe soll das Liegenbleiben auf freier Strecke aber nicht unbedingt an der Dampflok direkt gelegen haben, sondern an der Bedienung durch das deutsche Personals.

Kann mir jemand mehr zu diesem Thema sagen?

Um welche Baureihen hat es sich hierbei gehandelt?

Welche Art von Zügen haben diese bespannt?

Auf welchen Strecken sind sie gefahren?

Wo waren diese stationiert, beheimatet?

Gab es wirklich Probleme mit der Technik oder der Bedienung?

Gab es in diesem Zusammenhang auch Loks anderer Bahngesellschaften bzw. Länder, wie Belgien, Niederlande, Österreich, Tschoslowakei, Polen, Dänemark, usw. in der Eifel?

Gibt es Literatur zu diesem Thema?

Sind H0-Modelle dieser Lokomotiven zu bekommen?

Ich weiß, es sind viele Fragen, aber ich denke es ist auch ein interessantes Thema in der Eifelbahngeschichte!

Vielen Dank und schönen Gruß
Eifelbahner
hape
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Beitrag von hape »

Im Buch "Die SWDE" vom Wenzel sind zahlreiche Hinweise (Bauart, Bw etc.) bis hin zu Loknummern enthalten, aber keine Betriebsberichte.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Hallo hape, vielen Dank für den Hinweis. Was ist denn SWDE? Das Buch ist vom EK-Verlag?
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Hape meinst Du das folgende Buch?

Die Südwestdeutschen Eisenbahnen in der französischen Zone

Das Buch beschäftigt sich aber doch mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Es geht aber um die Zeit des Zweiten Weltkrieges, also sogesehen um "Beuteloks" der Franzosen im Eifelraum.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Hat jemand noch weitere Infos zu diesem Thema, Französische Dampflokomotiven im Zweiten Weltkrieg im Eifelraum, wie Augenzeugenberichte, Fotos, Literaturhinweise und anderes?
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Mayen West
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Beitrag von Mayen West »

Nach dem 1. Weltkrieg, also 1918 kamen wohl einige französische Loks in die Eifel, die wohl auch bis in den 2. Weltkrieg hinein hier waren.
So waren z.B. im Bw Mayen Ost zwei T9 der französischen Nordbahn bis in die 40iger Jahre beheimatet! Was daraus geworden ist...???
charlytrain
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Beitrag von charlytrain »

Ich glaube kaum, das nach 1918 französische Maschinen in Deutschland waren, es dürfte wohl eher umgekehrt gewesen sein, denn die deutschen Länderbahnen haben Riesenmengen an Fahrzeugen an die Siegermächte abgeben müssen. Nach 1940 sind fast ausschließlich ehemalige Länderbahnbauarten, also alte Preußen, Bayern, Sachsen aus Belgien und Frankreich übernommen worden. Diese Maschinen haben aber ihre französische oder belgische Nummer behalten und sind nur im Ausnahmefalle nummernmäßig "eingedeutscht" worden. Offiziell handelte es sich auch um "Leihloks". Ich habe mir mal von einem alten Fahrensmann sagen lassen, das man als Lokführer die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, wenn man auf so ein "Schätzchen" Dienst machen mußte: Entweder hatte der betreffende Leih-Bock noch die original preußischen Armaturen aus der Kaiserzeit (Die Reichsbahn hatte alle Länderbahntypen in den 30er Jahren auf moderne Einheitsarmaturen umgerüstet) oder der Karren ist gar auf Linkssteuerung umgebaut gewesen und hatte Zubehörteile, die bei der DR nicht üblich waren.
Diese Loks sind, sweit sie nicht in Rußland verheizt wurden, alle an ihre letzten Besitzer zurückgegangen.
Nach ´45 sind Lokomotiven des USTC, des United States Transportation Corps Vor allen auf der Verbindung Antwerpen - Aachen - Düren - Bonn - Rheinstecke - Süddeutschland im EInsatz gewesen. Das waren Mikados des US-Einheitstyps (jawohl, das gabs!!), aber auch requrierte deutsche Loks, die von den Amerikanern gerne gefahren wurden.
Zu den Modellen:
Alte Badener, Bayern, Preußen, Sachsen und Württemberger in "französisch" und "belgisch" gibts fast von jedem Modellbahnhersteller.
Wer Epoche IIb (also II. Weltkrieg) fährt, kann also richtig bunt fahren.
Die USTC-Loks gibts in HO von Mehano
Die angesprochenen T9en waren also alte Preußen, die 1920 abgegeben wurden, und ab 1940 als belgische Loks in deutschen Diensten standen.
Vielleicht sogar Maschinen des Bw St. Vith, die ihre Heimat nie verlassen haben, lediglich die Nationalität gewechselt haben...
Herzliche Grüße aus Niedersachsen :lol:
Euer charlytrain
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Vielen Dank charlytrain für die umfangreiche Antwort.

Fuhren denn die Züge der Verbindung Antwerpen-Süddeutschland im Abschnitt Düren - Bonn über Köln, oder über Düren - Zülpich - Euskirchen - Bonn?

Welche Baureihennummern hatten denn die gelieferten amerikanischen Bauarten, 141 und 241 ?

Gibt es Literatur zu diesem Thema?

Schönen Gruß und vielen Dank
charlytrain
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Beitrag von charlytrain »

Hi,
Also, der alliierte Transportweg führte über Düren - Euskirchen, da der Eisenbahnknoten Köln zerstört war.
Die teilweise eingesetzten amerikanischen Loks waren die legendären USRA-"Austeritys", der Achsfolge 1´D, (also keine Mikados) in den USA bereits bereits ab 1918 gebaute militärische Einheitstype (Baldwin, Alco, Lima) mit britischen Profil, die zum Teil in England nachgebaut wurde und dort und auch in Frankreich regulär eingesetzt wurde. Also eigentlich eine technisch total veraltete, jedoch simple Type. Die Schlichtheit der Konstruktion dürfte vielleicht der Auslöser für die Entwicklung der deutschen BR 52 gewesen sein. Die Loks sind sogar auf Normalspurstrecken in Südoststasien benutzt worden. Die Maschinen und natürlich eine gigantische Menge an Güterwagen wurde in von den deutschen U-Booten bedrohten Geleitzügen über den Atlantik geschafft und in Südengland erstmal vorgehalten.
Nach der Invasion in der Normandie Juli ´44 ist das ganze Zeug vorwiegend nach Frankreich gekommen, da dort schlicht nichts brauchbares mehr vorhanden war.
Laut Wenzel sind "Austeritys" auch unmittelbar nach der Besetzung im Bw Euskirchen und laut Hoffmann im Bw Bonn kurzfristig beheimatet gewesen.
Die legendäre französische 141 R ist ja erst nach dem Kriege im großen Stil von kanadischen und US-Herstellern geliefert worden. Die hat aber nie die Eifel gesehen!
Achso: USRA ist die United States Railroad Administration, die im Kriegsfalle die amerikanischen Eisenbahnen verwaltet und technische Normen und Standards hierfür erläßt. Gebildet 1917.
Literatur?
Ein wahrer Schatz sind alte LOK-MAGAZIN-Hefte, da kann man fast alles nachlesen.
Auch lohnt es sich gelegentlich mal über den Eisenbahn-Tellerrand zu schauen und ein wenig in Militärgeschichte zu stöbern.
Naja, wenn man sich so viele Jahre wie ich mit den Eifeleisenbahnen im speziellen und Eisenbahngeschichte im allgemeinen beschäftigt, dann weiß man datt halt :wink:
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Also kann man sagen, dass während des Zweiten Weltkrieges doch nur ehemalige "deutsche" Loks, die zuvor als Reparation geliefert wurden, in das "Reich" zurück kamen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, waren demnach aber keine reine ausländische Loks in der Eifel. Das macht mich dann allerdings stutzig, da mein Vater erzählt hat, dass öfters "ausländische (französische)" Dampfloks liegen geblieben sind! Mit deutschen Baureihen hätte es ja bestimmt keine Bedienungsprobleme oder technische Probleme gegeben.
charlytrain
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Beitrag von charlytrain »

"Entweder hatte der betreffende Leih-Bock noch die original preußischen Armaturen aus der Kaiserzeit (Die Reichsbahn hatte alle Länderbahntypen in den 30er Jahren auf moderne Einheitsarmaturen umgerüstet) oder der Karren ist gar auf Linkssteuerung umgebaut gewesen und hatte Zubehörteile, die bei der DR nicht üblich waren."
Darüber hinaus war die Pflege der Loks nicht dieselbe wie in Friedenszeiten :wink:
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