Eisenbahnarchäologischer Exkurs: Quinter Viadukt

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Mercator
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Eisenbahnarchäologischer Exkurs: Quinter Viadukt

Beitrag von Mercator »

"Trierischer Volksfreund - Trierer Zeitung" vom 08.03.2006

Nie fuhr ein Zug darüber

1984 verschwand das überflüssigste Bauwerk der Region

TRIER-QUINT. (f.k.) Ein ungeliebtes Kind des Ersten Weltkrieges war der Eisenbahnviadukt an der Mosel bei Quint. Von Strategen erbaut und nie genutzt: Ein hässliches Quinter Wahrzeichen, das inzwischen in Vergessenheit geraten ist.

Als das Bauwerk 1912 geplant wurde, hieß der "Erbfeind" noch Frankreich, und der große Krieg lag nicht mehr fern. Um schneller Truppen und Material an die sich abzeichnende Front schaffen zu können, plante das Kaiserliche Kriegsministerium in Berlin einen umfassenden Ausbau des Schienennetzes zwischen Rhein und Westgrenze. Geprüft wurden zwei Alternativen: ein viergleisiger!!! Ausbau der bestehenden Strecke Koblenz-Saarbrücken, oder eine neue Tal-Strecke links der Mosel. Warum auch immer, fiel die Entscheidung zugunsten der Moseltalstrecke, die parallel zum 1900 eröffneten "Saufbähnchen" verlaufen würde.

Im zweiten Kriegsjahr 1915 nahm Berlin den Bau in Angriff. Und offenbar spielten dabei weder Geld noch Material eine Rolle. Für die damals schwindelerregende Summe von 9,5 Millionen Reichsmark wurde der Viadukt bei Quint hingepflanzt und bei Treis ein Tunnel gebohrt. Dann kam das Jahr 1918 und der Krieg war aus und verloren. Die Arbeiten an der Strecke wurden gestoppt, und 1920 wanderte das Projekt endgültig zu den Akten.

Dann stand er da, der Viadukt – ohne Bahntrasse, ohne Schotter und Gleise. Ein nutzloses rotbraunes Monster aus Backstein, das 66 Jahre lang den Blick auf Quint versperrte und den Quintern die Aussicht auf die Mosel. Erst 1984 rückten die Abrissbagger an.

Wenn auch Sie ein historisches Foto besitzen, im TV veröffentlichen wollen und dazu eine Geschichte erzählen können, dann senden Sie beides unter dem Stichwort "Historische Fotos" mit Namen, Adresse und Telefonnummer für etwaige Rückfragen an die E-Mail-Adresse trier@volksfreund.de

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Anmerkung: Schade, dass man heute nicht mehr so gerne in die Bahn investiert ...
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