Wiedereröffnung der Strecke Lindern - Heinsberg am 15.12.

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locotracteur
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Wiedereröffnung der Strecke Lindern - Heinsberg am 15.12.

Beitrag von locotracteur »

Hallo zusammen,

am Sonntag, den 15. 12., wurde zum Fahrplanwechsel der Personenverkehr auf der Strecke Lindern – Heinsberg eröffnet. Diese Stichbahn zweigt in Lindern von der Hauptstrecke Aachen – Mönchengladbach ab.

Als man vor weit über 30 Jahren im letzten ETA nach Lindern saß, stand eher die Stillegung und Abbau der Strecke im Raum. Dies wurde in erster Linie durch den Güterverkehr zu den Enka-Werken in Oberbruch rund 3 km vor dem Endbahnhof Heinsberg verhindert. Nach dem Ende des Wagenladungsverkehrs nach Heinsberg verfiel dieser Streckenteil und ein Teil des Bahnhofsareals wurde durch ein Geschäftshaus überbaut. Gleichzeitig wurde dort ein Busbahnhof errichtet. Der neu erbaute Bahnhof (Bahnhof nach der Definition, dass eine Betriebsstelle mit mindestens einer Weiche an der Züge enden dürfen usw, ein Bahnhof ist) verfügt über eine Weiche und zwei Stumpfgleise und liegt im Bereich der ehemaligen Ladestraße.

Weitaus bekannter ist der Bahnhof Oberbruch, an dem die Enka-Werke mit ihren Dampfspeicherloks ihren Gleisanschluss hatten. Dies ist schon seit einigen Jahren Geschichte und die Enka-Werke sind einem in kleinere Einheiten aufgeteilten Chemiepark gewichen. Der Bf Oberbruch verfügt trotzdem in seiner neuen Form über ein Umfahrgleis und die Weiche zum Chemiepark ist auch noch da, allerdings ziemlich unbenutzt.

Die anderen Zwischenbahnhöfe an der Strecke wie Dremmen und Randerath wurden bereits in den 80ern abgebaut. Heute sind dort Haltepunkte zu finden, aber das geschulte Auge sieht noch, dass dort einmal „mehr“ war.

Der Abzweigbahnhof Lindern verfügte in früheren Jahren über diverse Nebengleise, die allerdings schon lange verschwunden sind. Vor Umstellung auf ESTW war es möglich, aus Richtung Aachen kommend direkt auf das verbliebene Gleis 3 einzufahren, was den aus Stolberg kommenden täglichen Übergaben nach Oberbruch zugute kam. Nach dem ESTW wurde diese Weichenverbindung gekappt, so dass die Güterzüge weiter nach Baal fahren mussten, um dort umzusetzen und über die verbliebene Weichenverbindung auf Gleis 3 und nach Oberbruch zu gelangen. Effizienzsteigerung im 21. Jahrhundert….Selbstverständlich wurden diese Weichen zur Eröffnung des PV wieder eingebaut.

Der Plan sieht vor, dass die RB 33, bisher gebildet aus einem 425, in Doppeltraktion verkehrt, aus Richtung Aachen auf Gleis 3 einfährt und den hinteren Zugteil abkuppelt. Dieser wechselt die Richtung und fährt nach Heinsberg, während der vordere Teil seine Fahrt nach Duisburg fortsetzt. Dafür sind 6 min Aufenthalt vorgesehen. Umgekehrt soll das ebenso ablaufen. Zur Einsparung von Fahrzeiten wurde der Halt der RB 33 im stark frequentierten Bf Kohlscheid gestrichen. Damit werden die zahlreichen Pendler nach Aachen auf das beschränkte Platzangebot der RB 20 Euregiobahn zurückgeworfen. Die Zahl der Halte in Kohlscheid wurde auf 2 in der Stunde reduziert. Man betrachte dies unter dem Gesichtspunkt, dass die fast parallel führende Straße jetzt schon im Verkehr erstickt und die dort verkehrenden Busse ebenfalls oft im Stau stehen. Verkehrspolitik 2013? Erwähnt werden soll ebenfalls, dass der Heinsberger Ast jetzt grundsätzlich der häufigen Unpünktlichkeit der RB 33 unterliegt und sich die Unregelmäßigkeiten zwangsweise auf die Busanschlüsse in Heinsberg auswirken. Es wäre besser gewesen, den Halt in Kohlscheid zu belassen und einen Zug zwischen Heinsberg und Lindern pendeln zu lassen. Die Reisenden mit dem Ziel Aachen oder Mönchengladbach hätten dann zusätzlich die Möglichkeit, den dort ebenfalls haltenden RE4 zu nutzen. Nebenher hörte ich zufällig ein Gespräch zweier Eisenbahner mit, die die schnelle Kuppelbarkeit von vereisten Schakus bezweifelten…. Man wird sehen, wie sich das Ganze entwickelt.

Diese Zweifel am Gesamtkonzept sollen jedoch nicht meine persönliche Freude über die Wiederaufnahme des Personenverkehrs trüben. Am Freitag, den 13, wurden die ersten Züge mit Prominenz über die Strecke geschaukelt, aber ich hatte erst am Sonntag zur offiziellen Betriebsaufnahme Gelegenheit, mit das Ganze anzuschauen.

Also fand ich mich am Morgen in Lindern ein, um die Einfahrt eines Zuges aus Heinsberg zu sehen:

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Nebenan schob sich eine Doppeleinheit 425 nach Aachen ins Bild (Die standen so ungünstig, beide Triebwagenköpfe waren nicht ins Bild zu bekommen):

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Ein durchfahrender Dosto-Zug mit einer auf dieser Strecke raren 146 bot ein weiteres Fotomotiv, links im Bild das ehemalige Stellwerk Lf:

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Mit Spannung erwartete ich den Flügelzug aus Aachen, der allerdings nur auf Gleis 2 wechselte und Umstiegsmöglichkeit nach Heinsberg bot:

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Nach Ausfahrt des Zuges auf Gleis 2 setzte sich auch die Wurmtalbahn nach Heinsberg in Bewegung:

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In Randerath wurde wie überall auf die Gefahr aus der Oberleitung hingewiesen:

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An diesem BÜ bot sich vor der Kulisse der Grubenhalde von Sophia-Jacoba in Ratheim an , den Zug aus Heinsberg zu fotografieren:

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In Oberbruch angekommen, irritierte die Verspargelung zuerst einmal den früher hier freie Sicht gewohnten Fotografen, im Bild Anschluß und Waage „Enka“:

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Anlässlich des zu erwartenden Fahrgastandrangs (man durfte den Zug kostenlos ab Aachen benutzen und in Heinsberg war verkaufsoffener Sonntag) pendelte eine weitere Zugeinheit zwischen Oberbruch und Heinsberg:

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Inzwischen war es früher Nachmittag und ich trat den Heimweg an. Der besten Eisenbahnergattin von Allen ist das Einkaufszentrum am Heinsberger Bahnhof keineswegs fremd und die Verlockung des verkaufsoffenen Sonntags überwog trotz meiner Warnung vor Menschenmassen die unfallbedingte, temporäre Einschränkung ihrer Mobilität.
Da der Knösel (Enkel), wie hier bereits erwähnt, auch gerne Zug fährt, fand man sich zu Dritt am Herzogenrather Bahnhof ein und nahm den direkten Zug nach Heinsberg, der auch korrekt in Lindern flügelte und spätestens in Oberbruch rappelvoll war. Der Knösel hatte Spass und unterhielt die anderen Fahrgäste. In Heinsberg angekommen, stellte sich beim Aussteigen heraus, dass zwar der Fahrzeugboden die gleiche Höhe wie der Bahnsteig hat, dort jedoch ein ziemliches Loch klafft. Nicht nur meine 4-beinige Frau, auch ältere Menschen mit Rollatoren und Leute mit Kinderwagen hatten in dem Gedränge beim Aussteigen ein zweifelhaftes Vergnügen.

Die Gattin verschwand im Laden und ich schaute mir mit dem Knösel die Züge an:

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Eine Stunde später nahmen wir den Zug nach Aachen, der inzwischen vollkommen aus dem Fahrplan war. Als Folge durften wir in Lindern in einen vollbesetzten RE4 umsteigen, war nix mit Flügeln….

Ich hoffe, dass sich nach diesem Großkampftag die Verhältnisse normalisiert haben und wünsche der Wiedergeborenen eine gute Nutzung durch die Bevölkerung!

Franz-Josef
U.D.
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Re: Wiedereröffnung der Strecke Lindern - Heinsberg am 15.12

Beitrag von U.D. »

Wie immer super Fotos

Grüße
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Heiner Schwarz
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Re: Wiedereröffnung der Strecke Lindern - Heinsberg am 15.12

Beitrag von Heiner Schwarz »

... schöne Bilder einer Strecke, die ich historisch nie so ganz auf dem Schirm hatte.

Dass sich der Draht auch für den Stundentakt rechnet, davon müssen wir nunmehr auch die Damen und Herren in Bad Münstereifel überzeugen ...

Aber ich werde demnächst erstmal die Wurmtalbahn, die man auch linksuferige Rurtalbahn nennen könnte, spannungsgeladen bereisen

Und den hab ich auch gefunden:

http://www.railport-oberbruch.de/
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Mehlwurm
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Re: Wiedereröffnung der Strecke Lindern - Heinsberg am 15.12

Beitrag von Mehlwurm »

Schön, dass die Strecke wieder eröffnet ist. Ich habe die Verbindung schon mehrfach genutzt. Weiss jemand warum fast jeder Anschluß in Lindern zu so grossen Verspätungen führt, auch der RE aus Mönchengladbach steht häufig auf Gleis 2. Das ab- und Ankuppeln klappt - wenn geflügelt wird - perfekt in kurzer Zeit, die Züge bekommen, obwohl keine anderen Züge auf der Strecke sind keine Ausfahrt. Die TFs telefonieren sich die Handys heiss. Jetzt fährt häufig die RB von Aachen kommend auf Gleis 2 zum Umsteigen ein und bremst dann den RE aus Mönchengladbach aus. Für mich als Bahnlaien schwere zu verstehen.

guten Abend Mehlwurm
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