Bahnhof Rheinbach ist verkauft

Voreifelbahn (Bonn - Rheinbach - Euskirchen)
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Big Steve
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Bahnhof Rheinbach ist verkauft

Beitrag von Big Steve »

Wer den Vorraum des Rheinbacher Bahnhofs betritt, der bekommt nicht nur die Fahrpläne und die Hausordnung der Deutschen Bahn zu lesen, sondern auch Psalm 53,23. "Wirf dein Anliegen auf den Herrn, er wird dich versorgen."
Die Spruchtafel hängt zwischen einer nicht mehr genutzten Eingangstür der Bahnhofsgaststätte und einem vergitterten Durchgang, der zum ehemaligen Fahrkartenschalter führt. Hinter dessen Glasscheibe sind nur das Mikrofon der Sprechanlage und ein eingepacktes Stück Seife zu sehen. Ansonsten herrscht gähnende Leere. Bonjour tristesse.

Johannes Brauweiler klimpert mit dem gewaltigen Schlüsselbund, der sich mit dem eines Justizvollzugsbeamten messen könnte. "Ich finde nicht gleich den Richtigen, das ist alles noch etwas gewöhnungsbedürftig", sagt er, während er die Türen hinter sich abschließt. Der Swisttaler ist seit Jahresbeginn der neue Hausherr.

Zusammen mit seiner Frau Gabriele hat er das Bahnhofsgebäude gekauft. Es ist eine der vielen Immobilien, derer sich die Deutsche Bahn AG entledigt hat, weil sie für den Eisenbahnbetrieb nicht mehr gebraucht werden.

Das Ehepaar Brauweiler hat mit dem um 1880 errichteten, denkmalgeschützten Bau Großes vor. Nach einer gründlichen Sanierung soll neues Leben einkehren. Denkbar sind beispielsweise ein Kiosk mit Fahrkartenverkauf, eventuell Gastronomie, dazu Appartements, die sich über die drei Obergeschosse verteilen.

"Wir stehen noch am Anfang", berichtet Johannes Brauweiler. "Es gibt viele Fragen, die geklärt werden müssen." Dazu gehören sowohl architektonische als auch denkmaltechnische und mietrechtliche: Schließlich haben die neuen Eigentümer die Verträge für die Gaststätte und zwei Mietwohnungen übernommen, die zum Teil in absehbarer Zeit auslaufen.

Außerdem werden die technischen Einrichtungen der Bahn aus dem Gebäude ausgelagert. Selbst der zum Haus gehörende Unterstand soll vom Bahnsteig abgetrennt werden. Als Ersatz ist ein neues Wartehäuschen geplant.

"Wir möchten hier etwas schaffen, was besonders junge Menschen anspricht", sagt Gabriele Brauweiler mit Blick auf die Studenten der Fachhochschule. Hell und lebendig soll der generalüberholte Bahnhof wirken, "was auch mit sich bringen würde, dass man sich abends in dieser Gegend sicher fühlt".

Es war die robuste, kernige Bauweise, von der sie besonders angetan war. Auch ihr Mann, der auf dem historischen Grund des Klosters Marienstern in Essig aufgewachsen ist, hatte schon immer eine Vorliebe für alte Gemäuer. Wie viel er für das Objekt bezahlt hat, will der Betreiber einer Baumschule jedoch nicht verraten. "Ich musste schon drei Mal schlucken, als ich den Kaufpreis sah. Es war ein Stück Idealismus dabei." Hinzu kommen die Investitionen in Sanierung und Umbau. Von außen scheint das Gebäude in einem guten Zustand, innen muss es entkernt werden.

Die Bahn, die den Verkauf mit der Stadt abgestimmt hat, ist von dem Vorhaben überzeugt: "Wir sind zuversichtlich, dass der Bahnhof in guten Händen ist", so Jörg Hild von "DB Services Immobilien". Das findet auch Bürgermeister Stefan Raetz, der in dem Verkauf einen wichtigen Schritt zur Aufwertung des Bahnhofsviertels sieht. Dabei sind auch ein Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Post an der Bahnhofstraße sowie ein neuer Park-and-Ride-Platz vorgesehen.

(08.02.2006)

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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Im Augenblick wird genau vor dem Bahnhofsgebäude auf der Gleisseite ein neues Wartehäuschen errichtet.
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