Strecke Bonn - Euskirchen wird 125 Jahre alt

Voreifelbahn (Bonn - Rheinbach - Euskirchen)
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Wolfgang Müller
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Strecke Bonn - Euskirchen wird 125 Jahre alt

Beitrag von Wolfgang Müller »

Habe nicht schlecht gestaunt, als mich heute eine Mail aus Bonn erreichte, in der auf das 125 jährige Bestehen der Voreifelbahn Bonn - Euskirchen hingewiesen wurde. Ein entspechender Artikel ist wohl in der Kölnischen Rundschau vom 7. 6. 2005 in der Ausgabe Euskirchen erschienen.
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bluesbrother
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Beitrag von bluesbrother »

Entnommen aus der KR vom 07.06.2005

125 Jahre Eisenbahn Euskirchen nach Bonn

EUSKIRCHEN. Eine befestigte Straße nach Bonn baute der Staat Preußen bereits 1823, trotzdem war es eine zeitraubende Sache, mit Pferde oder Ochsengespann die Straße zu nutzen. Das war Kopfsteinpflaster und sicherlich keine angenehme Fahrbahndecke wie die heutige B 56 sie hat.

Deshalb war es eine sensationelle Verbesserung, als heute vor 125 Jahren die erste Eisenbahn zwischen Euskirchen und Bonn fuhr. Gezogen wurde der Zug von der Dampflokomotive „Greifenwerth“.

Mitte des 19. Jahrhunderts drängte es den damaligen Euskirchener Stadtrat mit seinem rührigen Bürgermeister nach der Eisenbahn, es war eine Linie von Düren nach Kall in der Planung. Diese Eisenbahn führte jedoch an Euskirchen vorbei. Mit zwölf Morgen Land auf dem Pützberg gelang es, die Rheinische Eisenbahn Gesellschaft (RE) nach Euskirchen zu holen. Das war ein Segen für die Stadt.

Die Euskirchener Bürgerinnen und Bürger konnten seit 1864 vom Euskirchener Bahnhof auf dem Pützberg mit dem Dampfzug nach Düren reisen. 1871 war bereits eine Reise nach Trier-West möglich und 1875 kam die Eisenbahnverbindung nach Köln dazu. Damit war die Stadt schon gut in das Schienennetz eingebunden. Alle genannten Eisenbahnlinien gehörten der RE mit Sitz in Köln.

In den Planungen der RE, welcher auch die linke Rheinstrecke gehörte, wurde nun eine Eisenbahnlinie von Euskirchen nach Remagen oder Sinzig vorgesehen. Bereits 1845 wurde eine Weiterführung der Eisenbahn von Düren über Euskirchen nach Kuchenheim und darüber hinaus bis Rheinbach angesprochen. Doch die meisten Eisenbahnprojekte auf der linken Rheinseite scheiterten an den Einwänden des preußischen Militärs.

Im Februar 1859 gab es einen Vorschlag des Bürgermeisters von Rheinbach, er brachte eine Eisenbahnlinie von Bonn über Degensmühle, Witterschlick, Flerzheim, Rheinbach über Flamersheim nach Euskirchen ins Gespräch. Im selben Jahr plante die „Königliche Eisenbahn Direction Saarbrücken „eine Verlängerung der geplanten Eifelbahn von Call über Heimerzheim, Brenig und Sechtem zum Anschluss an die Bonn-Cölner Bahn.“ Dieser Vorschlag wurde ebenso wenig in Erwägung gezogen wie eine Linie aus dem Ahrtal von Ahrweiler über Rheinbach nach Euskirchen.

Am 31. Januar 1873 bekam der Euskirchener Landrat von der Königlichen Regierung in Cöln ein Schreiben „ . . . der Direction der RE sei die ministerielle Genehmigung zum Beginn der Vorarbeiten für eine Bahnlinie von Sinzig nach Euskirchen mit Abzweig (in Rheinbach) nach Bonn ertheilt worden.“

Die Concession vom 9. Juni 1873 lautete aber dann „ . . . zum Bau einer Eisenbahn von Euskirchen über Rheinbach nach Bonn, nebst Abzweigung in das Ahrtal zum Anschluss an die linksrheinische Uferbahn bei Remagen oder Sinzig. Die landespolizeiliche Revision des Projekts fand am 8. Januar 1876 im Beisein des Euskirchener Bürgermeisters statt.

Für die geplante Bahnlinie wurde auch eine Erweiterung der Gleisanlagen und des Empfangsgebäudes des Bahnhofs Euskirchen nötig. Dabei gab es Probleme mit dem Grunderwerb, nur eine „Expropriation“ (Enteignung) sicherte den Fortgang der Planungsarbeiten. Die Einführung der Bahnlinie in den Bahnhof Euskirchen wurde am 16. Februar 1877 landespolizeilich geprüft.

Das gesamte Projekt mit den Bahnhöfen in Kuchenheim, Odendorf, Rheinbach, Meckenheim und Kottenforst wurde am 9. April 1877 vom Minister der öffentlichen Arbeiten genehmigt. Der Abzweig nach Sinzig wurde vernachlässigt und später ganz aufgegeben.

Im April 1879 begannen die Erdarbeiten zwischen Euskirchen - Kuchenheim und im Kottenforst. Größere Kunstbauwerke gab es nicht, so verlief der Bau fast reibungslos. Lediglich bei Witterschlick gab es größere Erdbewegungen. Bereits im Januar 1880 begann der Arbeitszug-Verkehr auf der Strecke, das Material wurde von Bonn und von Euskirchen aus herangeschafft. Barrieren (Schranken) bekam die als „Secundair-Bahn“ gebaute eingleisige Strecke nicht.

Erschwerend für Vorbereitung und Bau der Eisenbahn trug die Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahnen bei. Zum 1. Januar 1880 wurde die RE vom Preußischen Staat übernommen und der „Königlichen Eisenbahn Direction Cöln, linksrheinisch“ unterstellt.

Am 15. Mai 1880 fand die Revision der Strecke statt. Die ursprünglich geplante Eröffnung der 34,2 km langen Eisenbahnlinie zum 1. Juni 1880 fiel einer Hangrutschung bei Witterschlick zum Opfer. So konnte die Dampflokomotive „Greifenwerth“ den Eröffnungszug erst am 7. Juni 1880 ziehen. Eine Eröffnungsfeier gab es nicht.

Der erste Zug fuhr in Euskirchen um 6.43 Uhr ab und erreichte Bonn um 8.16 Uhr. „Unter den Fahrgästen befand sich eine größere Anzahl Landsleute, die den hiesigen Gemüsemarkt . . .“, schrieb die Bonner Zeitung u. a. in der Ausgabe 153. Der Zug ab Bonn um 8.40 Uhr wurde dann hauptsächlich von Geschäftsleuten genutzt. Am Tag verkehrten drei Zugpaare.

Zum 1. Juni 1890 wurde die Eisenbahnlinie Euskirchen-Bonn zur Vollbahn und bekam nun Bahnwärter und Schranken. Die Fahrtzeiten wurden dadurch wesentlich kürzer und die Sicherheit bei nun schnelleren Zügen erhöht. Die Fahrtzeit war nun etwas mehr als eine Stunde. 1894 wurden im Bahnhof Kuchenheim 29 331 Fahrkarten verkauft, 1907 waren es schon 41 708!

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts, so berichtet der Bonner Oberbürgermeister voller Stolz, sei es nötig gewesen, einen Kulturzug in den abendlichen Fahrplan aufzunehmen. Ein Spätzug sollte die Bonn-Besucher wohlbehalten nach Hause zurückbringen.

Der Bahnhof Witterschlick wurde in seiner heutigen Form erst am 1. August 1903 in Betrieb genommen. Von den vielen Wünschen zum Bau von Anschlussbahnen an diese Eisenbahn wurde letztlich nur die so genannte Entlastungsbahn, eine eher strategische Bahn, von Liblar aus über Rheinbach nach Rech an die Ahr begonnen, sie war fertig bis auf eine Brücke bei Ahrweiler und die Gleise, dann wurde der Weiterbau durch den Versailler Vertrag nach Ende des 1. Weltkrieges gestoppt. Die Eisenbahn wurde nie fertig (Heute liegt der Bahndamm teilweise unter der A 61). Zu erwähnen ist noch eine Eisenbahn von Rheinbach über Münstereifel nach Losheim. Damit hätte Münstereifel einen zweiten Bahnhof bekommen.

Nach dem 1. Weltkrieg ließ die französische Besatzung die Eisenbahnstrecke von Düren über Euskirchen nach Bonn zweigleisig ausbauen.

1920 übernahm die Deutsche Reichsbahn die Eisenbahnlinie. Größere Veränderungen gab es nicht. Wobei es an Vorschlägen auch in diesem Jahr nicht mangelte. 1921 schlug der Aachener Oberbürgermeister eine zweigleisige Schnellzugstrecke von Antwerpen über Aachen, Düren, Euskirchen, Bonn, Koblenz nach Süddeutschland vor. Es blieb bei dem Vorschlag.

Der 2. Weltkrieg machte vor der Strecke nicht halt, bereits 1940 fielen die ersten Bomben auf das Bahngelände, zum Glück ohne größere Schäden. Doch im September 1944 kam es zu zwei furchtbaren Explosionen von Munitionszügen, einmal bei Odendorf, zum anderen beim Bf. Kottenforst. 6000 m hoch stiegen damals die Rauchpilze. Am 28. Januar 1945 legte ein Bombenangriff auf den Bahnhof Euskirchen auch die Ausfahrt nach Bonn still, 34 Menschen mussten ihr Leben lassen

Nach dem Ende des Krieges wurde das zweite Gleis auf der Eisenbahnlinie Euskirchen-Bonn zurückgebaut. Bald begann dann auch die Zeit der Einsparungen. 1973 sprach man gar über die Stilllegung. Dann kam die Wende, der Entwicklungsplan des Kreises Euskirchen von 1978 stufte die Strecke als elektrifizierungswürdig ein und es wurde von einer S-Bahn gesprochen. 1979 kam es dann zum Taktverkehr und der bewährte sich bestens, es gab traumhafte Steigerungszahlen.

1980 gab es es Bahnhof Euskirchen ein riesiges Fest zur 100-Jahr-Feier. Es war das letzte große Eisenbahnfest der Bahn auf dem Pützberg. Mit der Privatisierung der Deutschen Bundesbahn (DB) hat die Bahnlinie nun ihren fünften Eigentümer, die „Deutsche Bahn AG“ (DBAG).
(KR)
Gruß aus der Nordeifel!
Jim_Knopf
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Beitrag von Jim_Knopf »

Morgähn zusammen!
Weiss man denn schon, ob irgendwelche Feierlichkeiten geplant sind? Ich erinnere mich noch an die 100-Jahr-Feier, wo als riesen Attraktion u.a. ein Sonderzug mit IC-Wagen und einer "IC-Diesellok" (so ähnlich hieß es damals glaub ich auf dem Plakat) von BN nach EU fahren sollte. Was war es: vorne und hinten ne 215, dazwischen die eine damals übliche IC Garnitur. Und für Mutter und mich gab´s nen netten Stehplatz im Vorraum am Klo... Womit sich meine erste Fahrt in die "andere" Richtung (sonst immer nur nach Bonn) irgendwie zum Griff ins Klo herauskristallisierte.
Lang ist´s her...

greetz

Chris
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Zavelberg
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100 Jahrfeier

Beitrag von Zavelberg »

Moin

Ich kann mich auch noch an die Feier erinnern. IC "Tor zur Eifel"
:lol: . Ich hab` noch die Fahrkarte von Damals. Ich mein aber es
war ne creme - rote 218 vorm Zug.

Grüße und frohes Schaffen

Ralf
Jim_Knopf
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Re: 100 Jahrfeier

Beitrag von Jim_Knopf »

Zavelberg hat geschrieben:Moin

Ich mein aber es war ne creme - rote 218 vorm Zug.
hmm, kann sein... wäre dann ja wohl 218 217 gewesen (IC-farbig). Und davon gab´s ja nur eine...
Ist ja irgendwie auch egal, die Zeit kommt (leider) nicht wieder...

Tschöö

Chris
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Zavelberg
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125 Jahre Strecke Euskirchen - Bonn

Beitrag von Zavelberg »

Hallo

Gestern (30.08.) stand im Bonner General - Anzeiger ein fast seitengroßer
Bericht mit Bildern über das 125 - jährige Jubiläum der Strecke. Leider war davon im Online - Teil nichts zu lesen. Abtippen ist mir etwas zu müßig,
aber seht diesen Hinweis als Tip für Jäger und Sammler.

Grüße aus der Voreifel

Ralf
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