VRS-Funktionär über die Voreifelbahn

Voreifelbahn (Bonn - Rheinbach - Euskirchen)
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mediapark
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VRS-Funktionär über die Voreifelbahn

Beitrag von mediapark »

Im General-Anzeiger ist wohl schon am 19. September ein Interview zum Ausbau der Strecke erschienen. Da ich nicht weiß, wie lang der Link zu dem Artikel abrufbar ist, poste ich hier mal den Text:

***

Norbert Reinkober: "Eine unserer Paradestrecken"

Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg über die Voreifelbahn

Bonn/Euskirchen Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) ist entschiedener Befürworter des zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zwischen Bonn und Euskirchen mit vier neuen Haltepunkten. Mit VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober sprach Dominik Pieper.

General-Anzeiger: Die Voreifelstrecke gilt als eine der attraktivsten und zuverlässigsten in NRW. Stimmt das?

Norbert Reinkober: Das ist eine unserer Paradestrecken. Wir haben hier eine Pünktlichkeit von 98 Prozent. Nach unserer letzten Ausschreibung 1996 haben wir das Angebot durch mehr Fahrten und die neuen, stark motorisierten Dieselzüge erheblich ausgeweitet und verbessert. Von 1993 bis 2006 hatten wir eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen von 2,1 auf 6,1 Millionen.

GA: Warum ist dann der Ausbau notwendig?

Reinkober: Wir können dadurch noch deutlich höhere Fahrgastzahlen erreichen. Ein Gutachten von 2003 rechnet mit einem Anstieg von damals 15 430 Fahrgästen auf 18 400 Kunden pro Tag, wenn es die vier zusätzlichen Haltepunkte gibt. Die haben wir schon bei der letzten Ausschreibung berücksichtigt und in den Verkehrsvertrag mit der DB Regio aufgenommen. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, dass die Bahn diese Haltepunkte auch anfahren muss.

GA: Die Strecke soll längst ausgebaut sein. Woran hakt es?

Reinkober: Der politische Wille ist da. Was fehlt, sind die Finanzierungsvereinbarungen zwischen Land, Bund und DB Netz - die ist bei der Deutschen Bahn federführend bei dieser Infrastrukturmaßnahme. Hier liegt aus unserer Sicht ein Problem. Die DB Netz erzielt ihre Einnahmen je gefahrenen Zugkilometer. Weil aber auf der Strecke Bonn-Euskirchen nach dem Ausbau das Angebot nicht erhöht wird, sondern "nur" vier neue Haltepunkte bedient werden sollen, kann sie damit nicht mehr Geld verdienen als jetzt. Die DB Netz muss also dazu gebracht werden, die Finanzierung hinzubekommen. Es gibt die Möglichkeit, durch Absprachen zwischen Land und Bund Lösungen zu finden. Daran hängt es derzeit.

GA: Das heißt, die Vereinbarung ist die letzte Hürde?

Reinkober: Das Entscheidende ist, dass die Mittel auch bereitgestellt werden. Wenn das Land kein Geld hat oder erst auf Bundesmittel wartet, dann haben wir ein Problem, weil wir dann die erhoffte Kundenschicht nicht erschließen können.

GA: Kann der VRS Einfluss nehmen?

Reinkober: Nicht direkt. Wir sind an dem Verfahren zur Finanzierung nicht beteiligt. Unsere Zweckverbandsversammlung hat keinen Einfluss, nur über den Regionalrat der Bezirksregierung lässt sich mittelbar etwas machen.

GA: Das Angebot, das jetzt in der Hauptverkehrszeit einen 15-Minutentakt vorsieht, wird sich nach dem Ausbau gar nicht verändern?

Reinkober: Wenn sich die Strecke weiter so großer Beliebtheit erfreut, müssten mittelfristig Züge mit drei statt zwei Waggons eingesetzt werden. Dazu wiederum bräuchten wir allerdings Bahnsteige mit einer Länge von mindestens 170 Metern. Das ist in Meckenheim, Rheinbach, Meckenheim-Industriepark und Kottenforst noch nicht der Fall.

(19.09.2007)
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Zavelberg
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Eine Paradestrecke von vielen....

Beitrag von Zavelberg »

Hallo

wenn man bedenkt, daß diese Strecke früher durchgehend zweigleisig war,
sind die Bedenken gegen den Ausbau ein Witz. Vor allem die Kosten. Ich
wüsste gerne, was damals der Rückbau gekostet hat. Da war der Schrott
noch billig und blieb im Lande liegen.

Wegfall von Bahnübergängen von Feldwegen wird angemeckert. Danke, die lieben Bauern benutzeneh lieber die Bundes- und Landstraßen. Ich hänge selber leider oft genug hinter diesen Gespannen und 300 m parallel ist ein geteerter Feldweg, den Ich nicht benutzen darf.

Bergbaugebiet in Witterschlick....

Früher hatten die Züge viel höhere Achslasten. Die Stützmauer östlich
der Strecke zu flicken dürfte nicht viel höheren Aufwand mit sich bringen
als manche alberne Lärmschutzwand. Im Zweifelsfall zwei Wochen
Ersatzverkehr und ordentlich geplant einen Betontrog mit fester Fahr-
bahn eingebaut und gut ist.

Die im Vorigen Bericht erwähnten Bahnsteiglängen sind das Problem...

Wann wurden die neuen (Rheinbach, Odendorf, Industriepark, Duisdorf
und Kuchenheim) geplant? Teilweise zu Zeiten der Lokbespannten Züge
mit 215 und max. 4 Wagen. Warum sollte man also die neuen Bahnsteige
in Kuchenheim und Duisdorf länger bauen als die vorher vorhandenen?
Die vier neu geplanten werden warscheinlich auch nicht länger ausfallen.

Wir hatten hier anfangs des Monats ein Bürgergespräch, unter Anderem
kam mal wieder auf die Tapete, das hier ein Haltepunkt auch nicht
schlecht wäre...... warten wir´s ab.

Gruß aus der Voreifel

Ralf
Talent78
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Registriert: Sonntag 20. März 2005, 23:52

Beitrag von Talent78 »

Also ich finde, das Interview war grundsätzlich zunächst nicht schlecht:
- "knackige" verständliche Antworten, ohne zu lügen
- Nennen einzelner aussagekräftiger Zahlen, die den Leser vielleicht "boah" sagen lassen und der Sache nicht gleich skeptisch gegenüber stehen lassen

Was den ehemaligen Rückbau betrifft, kann ja nun der VRS nur mehr als bedingt dafür. Die gute alte Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Köln mit ihrem ehrenwerten Präsidenten hat diese Strecke so verstümmelt.

Dass die Strecke heute eine Paradestrecke ist (natürlich nur EU-BN), stimmt doch:
zwar nicht als eine vorbildlich ausgebaute Strecke,
aber als eine der Strecken (vielleicht sogar die Strecke) in der ganzen Region, die den größten Fahrgastzuwachs zu verzeichnen hat.
Ich glaube, auf kaum einer Strecke ist das Angebot dermaßen ausgeweitet worden. Man erinnere sich an die Zeiten vor (nur) 12, 13 Jahren, als sa-mittags um 14:30 Betriebsruhe eintrat...

Über eines sollten wir uns aber weiterhin im klaren sein:
die Voreifelbahn ist (noch) keine Hauptbahn mit überregionaler Bedeutung.
Dass da weiterhin nur mit 2-fach Traktionen kalkuliert wird, und maximal einer HVZ-Verdichtung, finde ich gerade z.B. im Vergleich mit der Eifelhauptbahn völlig ok.

Und selbst dahingehend hat der Befragte die Perspektive weiter geöffnet.

Solche Artikel sind (selten genug) bessere Werbung für eine Strecke, als die meisten in einem solchen Kreise (naturgemäß) denken...
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