Mal eine Frage

Voreifelbahn (Bonn - Rheinbach - Euskirchen)
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Zavelberg
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Mal eine Frage

Beitrag von Zavelberg »

Hallo

Vielleicht kann mir mal als interessiertem Nichteisenbahner jemand die Frage hier beantworten? Der Gleisanschluß Bundeswehr in Oberdrees ist mit zwei Weichen an die eingleisige Strecke Odendorf - Rheinbach angeschlossen.
Weiche 2 ist Schutzweiche mit Prellbock, das ist mir klar. Ferngesteuert werden die Weichen offensichtlich auch nicht, sonst wären Drähte vorhanden, da Rheinbach in westlicher Richtung und Odendorf nur über ein Hebelstell-
werk verfügen. Das wäre wegen der Entfernung warscheinlich sowieso nicht zu machen. Die Weichen werden wohl zum Schutz vor irgendwelchen Spaßvögeln verschlossen sein :!:

Doch nun zur eigentlichen Frage: Ein Zug, der diese Anschlusstelle bedient muß sich doch wohl irgenwo abmelden. Gut, dann heißt es halt Strecke ist
blockiert und Rheinbach und Odendorf werden sich wohl absprechen, zu der Zeit keinen "Plastikbomber" auf die Strecke zu lassen. Ok Funk ist zwar klar, aber sonst ist doch alles doppelt und dreifach abgesichtert mit Schlüsseln, Blockkästen etc. Was ist, wenn der Fahrer der 294 meint, er wäre schnell genug zurück, statt auf dem Acker zu parken? Der Elektronik hat man ja bis vor ein paar Jahren nicht getraut, Relais war alles, aber Computer.....

Und in diesem Abschnitt (wie in vielen in Deutschland) könnte jemand machen was er wollte (hoffentlich nicht).

Wie wird das überwacht? Fahren die zu zweit (Du mach keinen Quatsch, das gibt Mecker vom Chef)


Gruß aus der Voreifel

Ralf
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Clemens Kistinger
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Beitrag von Clemens Kistinger »

Also:
Der Anschluss müsste eine sogenannte Awanst (Ausweichanschlussstelle) sein.
Eines der beiden Stellwerke (ich tendiere zu Rheinbach) hat den Schlüssel für die Weiche(n).
Verschlossen sind die nicht nur wegen den Spaßvögeln, sondern vorallem, um sicherzustelllen, dass ein in Rheinbach abfahrender Zug nicht mal eben zur Bundeswehr abbiegt ;)
Wenn der Zug also nun in Rheinbach abfahrbereit steht, telefoniert Rheinbach mit Odendorf und teilt ihm mit, dass er den Zug zur Bundeswehr rauslassen will. Odendorf genehmigt dies dann und die Sperre wird für eine Zugfahrt von Rheinbach in Richtung Odendorf geblockt.
Der Zug fährt bis vor den Anschluss und stellt sich dann mit den Schlüsseln die Weichen um, fährt drüber und schließt die Weichen wieder so ab, dass ein Zug Rheinbach <-> Odendorf fahren kann.
Dann ruft er in Rheinbach an und sagt dem, dass er mit seinem Ende ;-) in der Awanst eingeschlossen ist.
Rheinbach hebt dann die Sperrung des Gleises mit Odendorf gemeinsam auf und es dürfen wieder Züge auf der Strecke fahren....

Der Bundeswehrzug fährt dann im Anschluss wie er will rum und meldet sich dann wieder, wenn er fertig ist.
Dann läuft das Spielchen in ähnlicher Form wieder ab....

PS: Man möge mich korrigieren ;)
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kpo9
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Beitrag von kpo9 »

Sieht auf den ersten Blick gut aus. Der Schlüssel der Awanst ist in Odendorf, die Anschluss-Weiche ist auch mit Odendorf W100 bezeichnet. Weichen in Streckengleisen müssen gegen Umstellen Verriegelt sein, dies wird mit der Schlüsselsperre und Blockabhängikeit hergestellt. Der Block wird erst frei wenn die Weiche in gerader Lage Verriegelt und der Schlüssel wieder in der Schlüsselsperre ist. Der in der Schlüsselsperre steckende Schlüssel zur Anschlussweiche ist festgelegt und kann erst entnommen werden, wenn er vom Stellwerk aus freigegeben ist. Die Freigabe des Schlüssels sperrt im Stellwerk das Einstellen von Fahrstraßen, die in das Streckengleis führen. Im Stellbereich von mechanischen und elektromechanischen Stellwerken befindet sich der Schlüssel im Stellwerk und muss bei der Fahrt zum Gleisanschluss mitgenommen werden.

Die Gleisanlagen innerhalb des Gleisanschlusses sind gegenüber den Gleisen der freien Strecke durch eine Schutzweiche oder eine Gleissperre geschützt. Diese Einrichtungen verhindern, dass sich Schienenfahrzeuge, die innerhalb der Anschlussanlage bewegt werden, den Gleisen der freien Strecke in gefährdender Weise nähern können.

Die Ausweichanschlussstelle wird von einem Zug, der Bedienungsfahrt, bedient, die beim Verlassen der freien Strecke in eine Rangierfahrt übergeht oder - bei entsprechender Ausstattung der Signalanlagen - als Zugfahrt innerhalb der Anschlussanlage endet und auch wieder beginnt.

MfG

KPO9
Jim_Knopf
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Beitrag von Jim_Knopf »

Morgähn!

Ähnlich verhält es sich ja auch mit der Awanst Meckenheim-Industriegebiet. Falls sich dort noch mal ein Zug hin verirrt, muss das ja auch zwischen Meckenheim und Kottenforst einvernehmlich "ausgehandelt" werden, zumal dieser Zug ja sogar quasi als "Falschfahrt" (ist keine, da Rangierfahrt ab Meckenheim entgegen der gewöhnlichen Fahrtrichtung) unterwegs ist. Der FDL Kottenforst hat dafür ein extra Feld auf dem Streckenblock, nennt sich "Zustimmungsabgabe". Ich hab die genaue Verknüpfung jetzt nicht mehr im Kopf, ist schon locker 20 Jahre her, daß ich das letzte mal in dem Stellwerk war. Und der FDL, dem ich dort damals relativ häufig auf die Finger schauen durfte, ist vermutlich auch schon ... sagen wir mal "down under"...


nen netten Nikolaus wünscht

Chris
urue
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Nachfrage

Beitrag von urue »

Hallo zusammen,

mir bleibt da noch eine Frage:
Was passiert, wenn jemand für einige Zeit im Gleisanschluss hin- und herfahren will?
Beim elektronischen Stellwerk ist die Sache klar: Die Anschlussweiche und die Schutzweiche werden in sicherer Stellung verriegelt, der Schlüssel in die Schlüsselsperre gesteckt und die Hauptstrecke ist damit wieder frei.

Beim Zugleitbetrieb habe ich es im Anschluss des Forschungszentrums in Jülich auf der Rurtalbahnstrecke Düren-Jülich damals zu Schienenbuszeiten miterlebt, dass die Freimeldung der Hauptstrecke per Streckenfernsprecher erfolgt ist; Schlüsselsperren gibt es da ja nicht.

Wie geht es jetzt beim mechanischen Stellwerk, wenn der Schlüssel unterwegs ist und die Kollegen sich mit dem Schlüssel in der Anschlussstelle einsperren?

Gruß,

Ulrich
Jim_Knopf
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Beitrag von Jim_Knopf »

Mahlzeit!

Hmm, es geht glaube ich nicht immer nur mittels "Schlüssel im Stellwerk abholen und dem damit die Handlungsmöglichkeit bis zum Wiedersehen entziehen". Im Falle Awanst Industriegebiet Kottenforst ist es wohl eher so, daß Kottenforst seine besagte "Zustimmungsabgabe" gibt und sich damit die Ausfahrt von Bonn Richtung Meckenheim blockiert. Somit kann aus der Richtung schonmal kein Unheil mehr drohen. Meckenheim seinerseits legt die Rangierfahrstrasse auf dem Gegengleis Richtung Kottenforst fest und befreit gleichzeitig den Weichenschlüssel für die Awanst in der Wellblechbude an der betreffenden Weiche (da steht dann nicht nur ein Streckenfernsprecher drin, sondern auch die Schlüsselsperre). Das Ganze geht wie ein herkömmlicher Blockvorgang, wenn Kottenforst seine Zustimmung abgegeben hat, kann Meckenheim seinerseits den Zug losschicken und den Schlüssel freiblocken. Ist der Zug im Awanst drin, schliesst der Rangierer die Weiche wieder ab (und den Zug damit ein), steckt den Schlüssel wieder in den "Mini-Blockkasten" in der Wellblechbude und "blockt zurück". Damit ist der Streckenblock wieder frei (wie sich Meckenheim und Kottenforst jetzt weiter unterhalten, weiss ich nicht mehr, der Zug bleibt jedenfalls solange eingeschlossen, bis beide wieder ihre Zustimmung ab- und damit den Weichenschlüssel wieder freigeben).

Das wär´s im Groben... Man korrigiere mich, wenn ich total daneben liege. Ist schon ne Weile her...

Gruß

Chris
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Clemens Kistinger
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Beitrag von Clemens Kistinger »

Ok, das mit Rheinbach war ja auch nur ne Annahme ;)
So gewinnt man auch Streckenkunde, danke, kpo9, Jim_knopf....
Clemens Kistinger
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Zavelberg
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Interessant

Beitrag von Zavelberg »

Hallo

Vielen Dank für die Antworten. Ist ja mal interessant zu erfahren
wie die Sicherungstechnik bei Anschlüssen auf dem freien Acker ist.
Von Odendorf bis zur Awanst Oberdrees (Ehemals Bahnposten 18)
ist ja mal ne Strecke von ca. 3 km. Das es da eine elektrische Absicherung
mit Freigabe des Schlüssels gibt hätte ich nicht gedacht. In Bahnhöfen
mit mechanischen Stellwerken, wie die meisten hier, laufen ja die Strippen
in alle Richtungen, das geht aber nur bis zu einer bestimmten Reichweite.

Wie verhält es sich denn mit der "sinnfreien" Gleissperre in Zülpich?
OK andere Strecke, aber ähnliches Thema? Als wir mit der RTB nach
Düren gefahren sind, hat sich der Zugführer mit den Worten "...... Gleissperre in Ausgangslage verriegelt" beim Fahrdienstleiter in Euskirchen
abgemeldet. Wenn ich mir die Technik an der Strecke so ansehe,
was die Bahnübergänge betrifft (kaum welche funktionieren) kann ich
kaum glauben, daß der gelbe Klotz noch eine Verbindung nach Euskirchen
hat. Bei Pendelfahrten könnt man ihn ja auflassen, man kommt ja eh
nochmal dran vorbei. Ich als Fahrgast fand das jedenfalls als ziemliche
Schikane, wenn da welche für diese Fahrten ihre Freizeit opfern, und
dann bei jeder Fahrt rausrennen und diesen Klotz wegklappen müssen.
Es hält die Fahrt schon genug auf, daß an einigen Bahnübergängen
jedesmal der Fähnrich auf die Straße springt.

Gruß aus der Voreifel

Ralf
Jim_Knopf
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Re: Interessant

Beitrag von Jim_Knopf »

Zavelberg hat geschrieben: Von Odendorf bis zur Awanst Oberdrees (Ehemals Bahnposten 18)
ist ja mal ne Strecke von ca. 3 km. Das es da eine elektrische Absicherung mit Freigabe des Schlüssels gibt hätte ich nicht gedacht.
Wie gesagt: Ich kann hier nur für die Awanst Meckenheim-Industriegebiet sprechen, Oberdrees wurde früher ja vom Euskirchener Güterzug bedient (im Gegensatz zu Meckenheim, wofür der Bonner GZ zuständig war).
Andererseits: warum sollte man das nicht elektrisch bewerkstelligen, ist ja, wie gesagt, auch nur eine Art "Blockvorgang". Und da kann man ja schon einige Kilometer mit überbrücken. Musste halt die Kurbel ein paar Umdrehungen weiter drehen... ;-)
Da gab´s doch auch mal ne Faustregel, nach wievielen Umdrehungen sicher davon ausgegangen werden kann, daß an der Gegenstelle das entsprechende Feld die gewünschte Endlage erreicht hat... (?)

Gruß

Chris
urue
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Gleissperre Zülpich

Beitrag von urue »

Hallo,

die Gleissperre in Zülpich befindet sich in einem Bereich, der im Zugleitbetrieb gesichert wird. Da hat jeder Zugführer alle nötigen Schlüssel dabei und handelt per Funk oder Streckenfernsprecher mit dem Zugleiter (der in diesem Fall der Fdl in Euskirchen ist) die Rechte aus, die jeweiligen Weichen, Sperren, etc. zu betätigen oder die jeweiligen Gleisabschnitte zu befahren.
Beide schreiben dann in ihren Meldebüchern jede erhaltene und gegebene Meldung und Anweisung auf, damit im Unfall-Fall nachvollzogen werden kann, wer Schuld hatte.
Es gibt hier keine technische Sicherung!

Gruß,

Ulrich
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