RBD-Karte 1938

Nims-/Sauertalbahn (Erdorf - Bitburg [- Igel])
RbdTrier
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Re: RBD-Karte 1938

Beitrag von RbdTrier »

Juten Tach!

Also, fangen wir mal an, 'n bischen kann ich das Rätsel lösen.

1. Schmalspur - nein, das nun wirklich net.

2. zur Linie:
Die Linie Pronsfeld-Neuerburg wurde als Stichstrecke erbaut, immer aber mit der Option (dem Hintergedanken?), diese weiterführen zu können. Nachdem Erdorf-Irrel-Igel (endlich...) 1915 fertiggestellt war, namen die Planungen zur Fortführung von Pronsfeld-Neuerburg Richtung der Irreler Linie wieder an Fahrt auf.
Nur - wohin sollte die Linie gehen?
Bitburg als Endpunkt war sinnvoll - weil Kreisstadt. Politisch war diese Verbindung (also Neuerburg-Bitburg) gewünscht.
Irrel als Endpunkt war mindestens ebenso sinnvoll. Verkehrstechnisch. Denn man versuchte mal - der Eine oder andere kann sich vielleicht dran erinnern - mit der Bahn von Neuerburg nach Trier zu kommen.
Daher gingen die Planungen in beide Richtungen. Heißt: Neuerburg-Bitburg (mit nem weiteren Bahnhof in Bitburg, der dann näher an die Innenstadt gekommen wäre) und Neuerburg-Irrel.

Über die genaue Linienführung gab es jahrelangen Zank. Nur soviel davon: sollte die Weilerbacher Hütte angefahren werden (ihr Gleisanschluß an die Prinz-Heinrich-Bahn Diekirch-Echternach lag ja nach 1918 im Zoll-Ausland!), oder der kürzere Weg (Richtig, Schankweiler hätte mindestens einen Haltepunkt erhalten).

3. Ausführung (oder besser: wie man Gesetze im Sand verlaufen lässt....)
Zu Beginn der 20er Jahre war man sich dann soweit einig, dass mit den Arbeiten begonnen werden solle. Prioritäten waren: a) Irrel-Sinspelt, b) Sinspelt-Bitburg, c) Lückenschluß Sinspelt-Neuerburg.
Es stimmt, eine Linie Irrel-Sinspelt über Prümzurlay, Holsthum, Schankweiler, Enzen, Mettendorf nach Sinspelt war bereits abgesteckt - das dürfte so ca. 1923 gewesen sein (lt. Kurt Hoppstädters Buch von 1963).
Der Bau stockte aber.
In der Weltwirtschaftskrise 1929/30 kam es dann zum "Osthilfegesetz" (jawoll. Ost stimmt.) Hierin wurden zwei Bahnstrecken im Westen des Landes als dringlich und auszuführen bestimmt. Irgendwas bei Türkismühle, was auch (so las ich irgendwo) gebaut wurde und - Irrel-Sinspelt-Bitburg.
Was passierte?
Nix.

4. Warum gescheitert?
In so ziemlich allen Artikeln zur Strecke (es gibt ein paar z.B. im Heimatkalender des Kreises Bitburg) wird immer auf den Streit mit der Linienführung abgestellt. Das halte ich für Quatsch. Die Linienführung war schließlich bestimmt. Warum denn dann? Für mich sieht das so aus: Erdorf-Irrel-Igel wurde seit 1926 - als erste Strecke der Rbd Trier - im vereinfachten Nebenbanbetrieb gefahren. Pronsfeld-Neuerburg dürfte 1927/28 gefolgt sein. Die Rbd Trier hatte also m.E. keinen Bock, ne weitere - möglicherweise - unrentable Strecke zu bekommen.
Militärische Gründe? Die spielten vielleicht in der Kaiserzeit ne Rolle. Bis zum 15.07.1930 war unsere Gegend französisch besetzt - entmilitarisiert. Ich erinnere an die rechtsufrige Moselbahn, die nicht gebaut werden durfte, oder an Gerolstein-Prüm, wo das zweite Gleis verschwand.
Fest steht: nach 1933 wurde auf Automobile gesetzt.

5. Warum ne Ringbahn auf der Karte - da fehlen 5 km (Sinspelt-Neuerburg)?
Also, fassen wir zusammen: Die offiziellen Karten geben die Gesetzeslage wider, und das war die im Osthilfegesetz beschlossene Linie. Neuerburg-Sinspelt bietet topographisch die meisten Schwierigkeiten (man fahre mit dem Auto mal die L4...). Dieser teuerste Teil wurde zurückgestellt.
Hier ne Frage von mir: auf alten Bildern des Bf Neuerburg sieht man in Richtung Irrel, so auf der Mitte Post/Straße nach Scheuern-Uppershausen - wenn ich das richtig in Erinnerung hab - ne Brücke über die Straße. Ist das evtl. schon die gedachte Verlängerung Richtung Irrel?


So, das dürfte erschöpfend sein,
Grüße aus dem Luftkurort Irrel ! :)
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Roland Zühlke
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Re: RBD-Karte 1938

Beitrag von Roland Zühlke »

Tolle Informationen, Rbd Trier, vielen Dank! Dann war also die Absteckaktion lange vor dem 2. Weltkrieg. Krass.

Beste Gruesse,

Roland
Dienstfzler
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Re: RBD-Karte 1938 - noch einige Anmerkungen

Beitrag von Dienstfzler »

Moin,

mittlerweile konnte ich mich auch noch etwas schlauer machen.

Wann die Planungen für die Sinspelt-Variante in natura begonnen wurden weiß ich nicht. Allerdings bemängelte das Ministerium für Handel und Gewerbe im August 1927 (sicherlich nach entsprechenden Eingaben aus der Region) die Verkehrssituation in der Westeifel und forderte den Bau einer Eisenbahnstrecke von Burg Reuland bzw. Bleialf – Dasburg über Daleiden und Bollendorf nach Edingen an der Nims-Sauertal-Strecke. Dazu gibt es unter anderem eine Denkschrift der Gemeinde Bollendorf.

Das bereits genannte Osthilfegesetz vom 31.März 1931 enthielt dann (trotzt seines Namens) unter anderem auch zwei Bahnstrecken im Westen, nämlich Türkismühle - Kusel und Irrel - Sinspelt - Bitburg (evtl. mit Anschluß von Neuerburg). Damit war die Anbindung des oberen Sauertals aus dem Rennen.
Wenn man sich allerdings die Karte der geplanten Strecke anschaut, wird klar, daß aus dieser Strecke unter rein zivilen Gesichtspunkten (15 Bahnhöfe auf einer kurzen Strecke in einer dünnbesiedelten Gegend, kurvenreiche Trassierung) zur damaligen Zeit nichts mehr werden konnte. Militärische Planungen spielten damals bei der Bahn jedoch keine Rolle mehr bzw. noch nicht wieder. Entsprechend stockend kam das Projekt voran.

Am 31.12.1935 schloß dann das Deutsche Reich mit der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft eine Vereinbarung: Das Reich stellte die Mittel für den Bau der Strecke Türkismühle - Kusel, während gleichzeitig die Reichsbahn in die Pflichten des Reiches bezüglich der Westeifelstrecke trat. Die Reichsbahn sollte allerdings bei der Mittelbeschaffung unterstützt werden. Daraufhin stellte die Rbd Saarbrücken diverse Vergleichsrechnungen zwischen der geplanten Bahnstrecke und verschiedenen möglichen Kraftomnibus-/Güterkraftverkehrslinien auf, wobei auch die schon beschriebenen Varianten "Oberes Sauertal" in die Prüfung einbezogen wurden.

Das Ergebnis ist bekannt: Das letzte Teilstück der Strecke Türkismühle - Kusel wurde 1936 eröffnet und die Westeifelplanungen verliefen im Sande...

Es ist schon erstaunlich, wie lange sich die Planung in den Unterlagen hielt.


Dienstfzler
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Peter Weber
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Re: RBD-Karte 1938

Beitrag von Peter Weber »

Roland Zühlke hat geschrieben:Wahnsinn! ... "Hundert Jahre Deutsche Eisenbahn"-Buch ...
Roland
Wahnsinn! Wenn ich mir vorstelle: Ein Bahnhof in Prümzurlay, Besuche bei Corinna im "Hotel Haus am Berg" per Bahn, Sonderzüge zu den Irreler Wasserfällen...

Schade, daß die Strecke nicht gebaut wurde - wäre heute sicher ein prima Radweg!

Aus welchem Jahr stammt denn diese Karte bzw. diese Ausgabe des Buchs?

Peter
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Peter Weber
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Ich geb mir die Guhgel...

Beitrag von Peter Weber »

Dienstfzler hat geschrieben:... Wer oder was ist das MEA? ...
MEA steht wahrscheinlich für :idea: Mayener Eisenbahn-Archiv oder :idea: Militärisches Eisenbahn-Archiv,
es könnte aber auch "Mein Eigenes Archiv" bedeuten :lol:

Die ganze Wahrheit erfährt man allerdings nach wenigen Sekunden des Googelns...
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